Das Problem in aller Kürze: Mein VW T4 Baujahr 98 hat massive Startschwierigkeiten, wenns kalt ist und hier ist es im Winter wirklich gut kalt. Einzig funktionierende Abhilfe war mehrfaches Vorglühen, aber ein Lösung ist das natürlich nicht und die Batterie macht das auch nicht ewig mit.
Nun die hoffentlich endgültige Lösung in 3 Akten:
Größere Bilder gibts mit Klick auf selbige.
1.) Die Vorglühanlage
- Sicherung? Intakt.
- Relais? Prima Zustand.
- Glühkerzen? Funktionieren einwandrei. Alle. Wurden im Sommer aber auch erst getauscht.
Spanisch kam mir aber die Vorglühdauer vor, denn die war irgendwie nicht temperaturabhängig, was laut allen gefundenen Quellen nicht sein dürfte. Da man sich ohne vernünftige Schaltungsunterlagen in dem Elektronikverhau einen Wolf sucht und das nasskalte Wetter Anfang Dezember die Lust am Auto rumzufrickeln nicht grade erhöhte, kam der Kübel ausnahmsweise zur Fehlersuche in die Werkstatt.
Es stellte sich heraus, dass ein PTC (einer von 5 - in Worten FÜNF) hochohmiger war, als er sein dürfte. Getauscht habe ich das Mistding dann selber. Der Sensor ist übrigens kaum verbaut, kommt man wirklich "super" dran.
Eine Vergleichsmessung ergab gut 20% Abweichung vom Soll, die Werkstattleute hatten also Recht.
Natürlich habe ich das Ganze bei noch handwarmem Motor gleich noch kurz getestet und mich erstmal über die merklich längere Glühdauer gefreut. Die Ernüchterung kam dann am nächsten Morgen, denn was hatte mir die Aktion in Bezug auf das Kaltstartverhalten nun gebracht? Genau - Gar nichts...
Immerhin war ein defintiv defektes Teil ausgetauscht.
2. Der Dieselfilter
Ein Freund meines Vaters, der unter anderem Kfz-Mechaniker gelernt hat und viel an seinen Kisten schraubt, meinte, dass das Problem auch mit dem Dieselfilter zu tun haben könnte. Das klang plausibel, denn die im Filter integrierte Dieselvorwärmung funktioniert ja nur bei betriebswarmem Motor und für den kalten und damit etwas zähflüssigeren Diesel, könnte der schon recht zugesetzte Filter ein zu großes Hindernis darstellen, um den Motor mit, zum Starten ausreichender Kraftstoffmenge zu versorgen.
Ein passender Filter war zufällig auf Lager und beim Alten funktionierte schon nicht mal mehr die Wasserablasseinrichtung, also raus damit. Nachdem das System dann endlich luftleer georgelt war, sprang der Bus dann auch tatsächlich etwas besser an, aber gut was das noch immer nicht.
3. Der Anlasser
Gestern, Feierabend: Ab ins Auto, Tür zu und los - ja von wegen...
Zwei müde Umdrehungen, dann war Stille. Mein erster Gedanke war natürlich eine leere Batterie, aber ich hatte keine Verbraucher angelassen, sehr eigenartig.
Also erstmal die Leerlaufspannung gemessen: 12,4V sind nicht berauschend, aber leer ist das noch lange nicht. Trotz wachsender Zweifel an der ersten Fehlervermutung, haben wir versucht fremd zu starten. Kein Mukser vom Anlasser, aber alle anderen Verbraucher funktionierten.
Die Suche nach der Sicherung verlief ergebnislos, da keine vorhanden ist und wie ich mitlerweile weiß ist das offenbar so üblich.
Wer den T4 kennt, der weiß, dass es im Motorraum derart eng zugeht, dass man kaum was sieht - den tief unten sitzenden Anlasser schon gar nicht. Also bin ich mal mit der Digicam auf Tauchstation gegangen und fündig geworden. (Hier fehlt ein Foto, aber mehr wie 3 kann ich nicht anhängen)
Also (immer noch in der Arbeit) das Netz nach Ausbauinfos für den Anlasser abgegrast. Im t4-wiki steht, das wäre ganz einfach, nur 3 Inbusschrauben, bla... fasel... Irgendwie hatte ich ein DejaVu (Sensor, siehe oben).
Sodann wurde der Bus mit vereinten Kräften in den Stadl gerollt, wo essentielle Dinge wie Licht und ein vernünftiger Wagenheber vorhanden sind. Ich habe mich dann mit der Stirnlampe unters Auto geklemmt und das Mistding da rausoperiert. Das mit den 3 Schrauben stimmt übrigens und zwei davon sind sogar ziemlich gut zugänglich. Die dritte ist aber weder zu sehen noch zu ertasten und zwar weder von oben, noch von unten. Ein Hoch auf die Konstrukteure bei VW. Wie festgegammelt die Schrauben zudem waren, kann man sich angesichts des Fahrzeugalters ja leicht ausmalen.
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Das, was aussieht wie eine angefressene Zündschnur war mal die Plusleitung zum Anlassermotor, der laut Typenschild 1,8kW hat. Dass dieser völlig vergammelte Kupferfetzen am Morgen noch 150A verkraftet hat, fällt mir schwer zu glauben. Reste von Isolierung, Ummantelung oder ähnliches waren an diesem Stück Litze übrigens nicht zu entdecken. Offenbar ist das ab Werk tatsächlich einfach nur blankes Kupferseil
Das MUSS ja gammeln.
Als nächstes habe ich den Motor zerlegt um die Kohlen zu begutachten. Wären die fertig gewesen, hätte ich das ganze Trumm getauscht, denn der Kohlensatz kostet fast soviel wie ein neuer, kompletter Anlasser. Dem war aber nicht so, die Kohlen sind noch prima und der Kollektor macht auch einen guten Eindruck.
Also wurde folgendes Providurium zusammengemurkst.
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Das aus dem Motor herausragende Ende des Kontaktträgerblechs wurde blank gefeilt und mit dem, von einem 50mm² Rohrkabelschuh abgesägten Hülsenende unter Zuhilfenahme einer Rohrzange und eines Schraubstocks auf ein Stück 16mm² Schaltlitze gepresst. Etwas fragwürdig vielleicht, aber da hätte auch eine Presszange nichts geholfen und das hält sogar erstaunlich gut. Bevor die Verbindung aufgeht, bricht das Kupferblech ab, da bin ich mir sicher. Trotzdem würde ich sowas nie in Systemen mit höheren Spannungen zusammenpfuschen, also keine Angst.
Anschließend habe ich den Anlasser noch ausgeblasen, die Lager geschmiert und den gröbsten Rost runtergeputzt. Nach Abschluss der Arbeiten sah das Teil dann so aus.
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Schnurrt wieder, wie ein Kätzchen und insgesamt springt der T4 jetzt deutlich besser an.
Das "bisschen" Übergangswiderstand, das dieses vergammelte Stück Litze verursacht hat, wirkt sich bei so hohen Strömen natürlich recht extrem aus und die Solldrehzahl zum Start des Motors konnte so freilich auch nie erreicht werden. Verwunderlich ist nur, das der Start mit warmem Motor nie ein Problem war.
Drückt mir dir Daumen, dass die Probleme damit nun endlich Geschichte sind!
Gruß, Felix