Sonnenstürme

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

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Rial
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Sonnenstürme

Beitrag von Rial »

Die Folgen einer starken Sonneneruption könnten in den kommenden Tagen auch die Erde treffen.
Am Freitag sei eine der heftigsten Sonneneruptionen der vergangenen Jahre beobachtet worden,
teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa mit. Solche Eruptionen könnten unter anderem Kommunikationswellen,
Stromnetze und Navigationssignale stören und stellten auch ein Risiko für Raumschiffe und Astronauten dar, hieß es.
Seit Dezember 2019 nimmt die Aktivität der Sonne wieder zu. Etwa alle elf Jahre, in einem sogenannten Sonnenzyklus
gibt es Phasen mit schwacher und mit starker Aktivität. Aktuell nähert sich die Sonne einem Maximum.
Na dann warten wir mal ab :roll:
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ferdimh
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von ferdimh »

Wo hast du das her?

Ich meine, gerade exakt diesen Text in den Nachrichten gehört zu haben...
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Desinfector
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Desinfector »

Rial hat geschrieben: Sa 10. Feb 2024, 15:13
Na dann warten wir mal ab :roll:
Es haben viele "Blops" aus CME die Erde auch verfehlt.
Wimre gabs anno 2011 einen der den von Achtzehnhundert-Annokrug wahrscheinlich noch übertroffen hätte.
Der, wo grad mal ein paar Telegrafenspulen gebrannt haben.

Das sind offenbar keine Kugelschalen, die auf uns als Wellenfront zukommen.
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BernhardS
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von BernhardS »

Man kann das auch mal quantifizieren.
An Leistung trifft etwas von rund einem Gigawatt auf die Erde. Das ist zum Beispiel ein großes Kernkraftwerk.
Das letzte Ereignis traf zum großen Teil den Pazifik. Aber angenommen es trifft die USA flächig:
Ein Teil davon wird in die sehr langen Drähte induziert. Damals liefen -keine Ahnung- ein paar hundert Kilowatt durch die Telegrafen.
Die Drähte der Stromleitungen sind nun auch nicht länger; von Küste zu Küste halt. Nun sind da aber jetzt 93 Kernkraftwerke
angeschlossen und noch viermal so viel Leistung andere; da sind 400 - 500 Gigawatt unterwegs.
Wenn jetzt ein bißchen Prozent von einem GW da eingekoppelt werden, dann passiert da halt auch nicht viel.
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Julez
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Julez »

Hm. So Dokus zu der Thematik müssen ja immer ein bisschen reisserisch sein, wenn die einfach sagen würden "passiert nix, kein Problem" gäbe es keine Einschaltquote.
Diese Dokus behaupten also, das Problem sei, dass man eben den Stom nicht abschalten könne, da er halt "von selbst" in den Leitungen entstehe. Und das mit genügend Spannung, um durchaus viele große Trafos zu zerstören. Und diese sind halt nicht mal irgendwo auf Lager im Dutzend, sonden besonders teure Einzelanfertigungen, die dann auch noch per Superschwertransport irgendwohin gerollt werden müssen.
Es würde also Jahre dauern, das Stromnetz wieder zu reparieren, und das in einer dysfunktionalen Gesellschaft.
So hier beschrieben:

https://science.nasa.gov/science-news/s ... uperstorm/

https://www.astro.sunysb.edu/fwalter/AS ... n.pptx.pdf

Bullshit oder nicht?
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Rial
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Rial »

Wo hast du das her?
Aus unserem lokalen Schmierblatt...
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BernhardS
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von BernhardS »

Julez hat geschrieben: Mo 12. Feb 2024, 11:10 große Trafos zu zerstören. Und diese sind halt nicht mal irgendwo auf Lager im Dutzend, sonden besonders teure Einzelanfertigungen
Die ganz großen Trafos haben etwa 20 Jahre Lebenserwartung.
Im Schnitt muss in D etwa einer pro Monat ausgetauscht werden, was ungefähr eine Woche dauert.
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Julez
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Julez »

Das kann durchaus sein, aber was wäre, wenn jetzt auf einmal z.B. 10% aller Trafos innerhalb kurzer Zeit ausfielen? Wie viele von den Dingern gibt es überhaupt so pro Land?

Je mehr man recherchiert, desto öfter stoßt man auf Untersuchungen ernst zu nehmender Organisationen, welche ein solches Ereignis durchaus mit Sorge betrachten.

Lloyd's London:
https://assets.lloyds.com/assets/pdf-so ... c-Grid.pdf

US Homeland Security:
https://www.dhs.gov/xlibrary/assets/rma ... storms.pdf

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Konsequenzen einer Carrington-Class CME bekannt sind: Weitreichende Strom- und Satellitenausfälle, und das für Monate oder Jahre.
Nicht bekannt dagegen ist die Wahrscheinlichkeit eines solchen Szenarios, und deswegen ist es schwierig, die genaue Größe der Bedrohung einzuschätzen.
Und das führt dazu, dass keiner sich bemüßigt fühlt, konkrete Vorbereitungen zu treffen. Katastrophenschutzpläne sind nicht existent.

Die Change, getroffen zu werden, ist also gering, aber wenn es passiert, ist die Kacke am dampfen.
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Desinfector
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Polarlichter sehen?

Beitrag von Desinfector »

Wenn man einen Urlaub machen möchte, bei dem man Polarlichter sehen kann,
ist es bis 2025 wohl ne gute Zeit solch einen in Angriff zu nehmen.

Natürlich gibts auch zu anderen Zeiten Polarlichter, aber wenn man die schon auf
Bilder von Webcams, z.B. aus Tromsö, erkennen kann, ist da wirklich so einiges los.
Problem ist nur, dass man das im Winterhalbjahr machen muss.
Wenn Du unbedingt ganz viel basteln willst, musst Du solch eine Tour natürlich mit dem Wohnmobil* machen.
Oder mit nem Wohnwagen.
Wenn Dir die Zeit vor Ort z.B. für die Suche nach einer geheizten Halle zum Auftauen zu schade ist,
machste einen Flug in solche Gegenden und nächtigst im Hotel.
Dazu'n Mietwagen mit Reifen, die dann auch gleich Spikes dran haben...

Dann kannste innerhalb eines Tages vor Ort sein. Per Womo dauert es bis zu 'ner Woche.
Für den der die Strassen dort oben nicht kennt:
Eine E6 ist keine Autobahn. Oft eher wie eine Ortsdurchfahrt.

KLICK

*Durch'n Cousin in N weiss ich dass auch viele der ganz winterfesten WoMo eingefroren sind.
Die Leute haben garnicht soviel Gas ranschaffen können, wie man gebraucht hätte.
Nello
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Nello »

BernhardS hat geschrieben: Mo 12. Feb 2024, 20:24 Die ganz großen Trafos haben etwa 20 Jahre Lebenserwartung.
Interessant! Was verschleißt denn da? Ich hätte gedacht, die halten ewig.
duese
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von duese »

Kupfer und Stahl sollten ewig halten, aber die Öl-Papierisolierung altert. Feuchtigkeitseintrag ist ein Thema. Dadurch gehen dann die Verluste in der Isolierung nach oben. Wenn es irgendwo Teilentladungen gibt, nagt das an der Isolierung. Ich glaube, das Öl altert auch. Es werden auch durchaus Ölwechsel gemacht/das Öl aufgearbeitet. Aber aus dem Papier kriegt man es nicht raus, alles mit Ölwechsel erschlagen geht deswegen auch nicht. Das Zeug ist halt auch immer warm, da hält das Papier nicht ewig.

20 Jahre kommen mir zwar ein bisschen kurz vor, aber ewig halten die Dinger nicht.

Edit: Hier ein schnelles Google-Ergebnis:
https://www.niederreiter.de/leistungen/transformatoren
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BernhardS
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von BernhardS »

Nello hat geschrieben: Di 13. Feb 2024, 11:14
BernhardS hat geschrieben: Mo 12. Feb 2024, 20:24 Die ganz großen Trafos haben etwa 20 Jahre Lebenserwartung.
Interessant! Was verschleißt denn da? Ich hätte gedacht, die halten ewig.
Nur die Kleinen. Es gibt Ortsnetztrafos die absehbar hundert Jahre alt werden. Aber die Großen - Beispiel:
Das Eisenpaket altert z.B. durch die magnetischen Kräfte die die Bleche bewegen wollen. Wenn sich ein Blech losvibriert hat,
dann kann es die Wärme aus den Wirbelstromverlusten nicht mehr so gut ableiten und geht in Richtung Curietemperatur.
Daß die Isolierung altert wurde bereits gesagt. Bei den hohen Spannungen führen Isolierungsfehler zu Sprühentladungen oder
zum Überschlag - das ist bei den kleinen viel seltener.
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MatthiasK
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von MatthiasK »

Vor 20-25 Jahren konnte ich erleben, was es bedeutet, wenn so ein großer Trafo getauscht werden müsste, aber nicht getauscht wird.

Es fing an mitbvereintelten Netzwischern, wenn ein Gewitter sündlich an Heidelberg vorbei zog. Gut, kann mal passieren. Mit der Zeit wurde es schlimmer und ich stattete alle Computer mit einer USV aus. Gegen Ende wurde jeder Blitz zwischen Darmstadt und Karlsruhe, Heilbronn und Kaiserlautern mit einer Kurzunterbrechung beantwortet.

Das Ende war dann spektakulär: Mitten in der Nacht klingelten alle Telefone permanent, der Anrufbeantworter spielte in einer Endlosschleife die Ansage ab, alle Gasentladungslampen blitzten nur noch und alle Trafos und der Stromzähler summten und zischten.

Am nächsten Morgen berichtete ein Komilitone von einem großen Feuerball über dem lokalen Umspannwerk (AFAIR war es das an der Judenchausee in Leimen) mit entsprechendem Feuerwehreinsatz.

Seither ist wieder Ruhe im Stromnetz und die USVs habe ich wieder abgeschafft.
Nello
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Nello »

Wow! Ich bin froh, dass ich gefragt habe! :lol:
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Sunset
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Sunset »

Der amerikanische Wetterdienst hat eine interessante Seite zum Thema: Space Weather Prediction Center


Da gibt es sogar eine Mailingliste, die regelmäßig aktuell über gemessene und erwartete Sonnenstürme per Mail informiert: Subscription Services
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BernhardS
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von BernhardS »

Da sich die Sonne ja auch dreht, haben die einen Satelliten der auf die Sonne kuckt etwa 90 Grad versetzt auf der Erdbahn.
So kann man die Aktivitätszentren schon sehen bevor sie sich in unsere Richtung gedreht haben.
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Sunset
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Sunset »

[Klugschiss]
Der Satellit wurde an einem Lagranche-Punkt zwischen Sonne und Erde psoitioniert.
[/Klugschiss]
BernhardS hat geschrieben: Mi 14. Feb 2024, 22:43 Da sich die Sonne ja auch dreht, haben die einen Satelliten der auf die Sonne kuckt etwa 90 Grad versetzt auf der Erdbahn.
So kann man die Aktivitätszentren schon sehen bevor sie sich in unsere Richtung gedreht haben.
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von TDI »

BernhardS hat geschrieben: Mo 12. Feb 2024, 20:24 Die ganz großen Trafos haben etwa 20 Jahre Lebenserwartung.
Im Schnitt muss in D etwa einer pro Monat ausgetauscht werden, was ungefähr eine Woche dauert.
Das ist ein Gerücht bzw trifft vielleicht zu, wenn sie dauerhaft oberhalb der regulären Leistung bzw. Temperatur betrieben werden.
Erst oberhalb ca. 60°C fangen sie an deutlich schneller zu altern. In manchen Umspannwerken sind noch Trafos aus den 60ern in Betrieb.
Nicht umsonst werden die recht gut überwacht (Stichwort Hydrocal) bzw regelmäßig Ölproben genommen und analysiert.
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BernhardS
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von BernhardS »

Sunset hat geschrieben: Mi 14. Feb 2024, 23:37 [Klugschiss]
Der Satellit wurde an einem Lagranche-Punkt zwischen Sonne und Erde psoitioniert.
[/Klugschiss]
BernhardS hat geschrieben: Mi 14. Feb 2024, 22:43 Da sich die Sonne ja auch dreht, haben die einen Satelliten der auf die Sonne kuckt etwa 90 Grad versetzt auf der Erdbahn.
So kann man die Aktivitätszentren schon sehen bevor sie sich in unsere Richtung gedreht haben.
Ich dachte es gäbe zwei Punkte die auf der Erdumlaufbahn liegen. Naja - Denken. Mal kucken was Tante Googel dazu sagt:
Es gibt 5 solcher Punkte: Auf 1 sieht man das gleiche wie ein Erdbewohner. Auf L2 sieht man die Sonne nicht. Von L3 aus ist keine
Funkverbindung zur Erde möglich. Somit bleiben 4 und 5 - wobei nur einer davon die Sonnendrehung vorauseilend sieht.
Welcher davon das jetzt ist, das ist ein anderes Thema, aber wenn er immer auf der selben Position erscheint, also ebenfalls
365 Tage Umlaufzeit hat kann er ja nicht weit von der Erdbahn weg sein.

Okay: die 90 Grad stimmen nicht - T´schuldigung. Es ist einiges weniger.
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Desinfector
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Re: Sonnenstürme

Beitrag von Desinfector »

BernhardS hat geschrieben: Do 15. Feb 2024, 17:12
Es gibt 5 solcher Punkte: Auf 1 sieht man das gleiche wie ein Erdbewohner. Auf L2 sieht man die Sonne nicht. Von L3 aus ist keine
Funkverbindung zur Erde möglich. Somit bleiben 4 und 5 - wobei nur einer davon die Sonnendrehung vorauseilend sieht.
Welcher davon das jetzt ist, das ist ein anderes Thema, aber wenn er immer auf der selben Position erscheint, also ebenfalls
365 Tage Umlaufzeit hat kann er ja nicht weit von der Erdbahn weg sein.
Der Punkt an dem die Sonne vorauseilend betrachtet wird, müsste der sein, der der Erde hinterher läuft.
Also links von der Sonne.

Die Sonne dreht sich in ca 25 Tagen um sich selbst, ein CME kommt in etwa 2 Tagen hier an.
Am anderen, vorauseilenden Punkt zu betrachten macht dafür keinen Sinn, wenn das dort betrachtete an uns vorbei läuft.
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