Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Der chaotische Hauptfaden

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Gernstel
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Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Gernstel »

Ein Schaltnetzteil, das 90% der Zeit ausgeschaltet war und 9,9% der Zeit mit maximal 1/20 der Nennleistung belastet worden ist, schwang nach längerer Ausschaltphase beim Einschalten nicht wieder an. Ursprünglich ließ sich kein Schaltplan dafür finden (jetzt schon). Es ist auch etwas wartungsunfreundlich aufgebaut.

Ich vermutete ursprünglich (ohne Schaltplan) einen Überspannungsschaden "in Abwesenheit" und tauschte auf Verdacht den TL494 aus. Der war es schon einmal nicht. Denn auch bei nachfolgend probierter "Rückwärtseinspeisung" auf der Sekundärseite liefert das IC bzw. die angeschlossenen Treibertransistoren zwar schön Rechteck im Gegentakt (im einen Zweig etwas unsymmetrisch), aber die primärseitigen Schalttransistoren ignorierten das. Auf der Primärseite messe ich auch ungern während des Betriebs, wenn ich ehrlich bin.

Bild

Wenn ich es richtig sehe, müsste beim Einschalten durch Ladung von C9 über C5 ein Strom über die Primärwicklung des Haupttrafos T2 und die Wicklung 6-10 des Steuertrafos T1 fließen. Und damit durch die Induktion in T1 die Schalttransistoren Q1, Q2 zum Schalten bringen. So sollte das Gerät anschwingen, bis über den Haupttrafo genügend Stromversorgung für den TL494 auf der Sekundärseite zur Verfügung steht und dieser übernimmt.

Bild

Jedoch erfolgt weder das Anschwingen noch passiert etwas auf der Primärseite nach Fremdversorgung des Steuerteils um den TL494.

Die unauffälligen Kondensatoren C11, C12 in den Basisleitungen der Schalttransistoren hätte ich erst bei Leistungsanforderung als notwendig erachtet. Aber können die - sofern defekt - sowohl das freie Anschwingen beim Einschalten als auch nachfolgend die Ansteuerung durch die Mimik um den TL494 so erfolgreich verhindern?
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Desinfector
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Desinfector »

das einfachste ist immer:
Platine warm machen, besonders die Teile mit den Kondensatoren.
In SNT sind es oft so Kondis 1 bis 2 uF, die ein Netzteil nicht anschwingen lassen.
Wenns im warmen Zustand läuft, kannste die Knaller tauschen.
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ferdimh
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von ferdimh »

Der Anschwingvorgang geht anders:
Die Spannungsteiler R4/R13 bzw R5/R14 bringen die Transistoren in einen leicht leitenden Zustand. Das reicht, damit das Ding rückgekoppelt über den Steuertrafo irgendwie anschwingt, und dann relativ zügig in einen Kipp hin/Kipp her-Modus übergeht (dabei wird T1 jedes Mal in Sättigung gefahren).
Danach übernimmt der TL494, allerdings nur in der Form, dass er dem selbstschwingenden Primärteil einen Schubser gibt.
Die Fehlersuche in dem Eimer ist etwas tricky, weil man eigentlich die volle Primärbetriebsspannung braucht, damit der Eimer loslegt.

Hochverdächtig sind C11/C12. Werden die hochohmiger, reicht die Rückkopplung nicht mehr zum Anschwingen.
Hier kann man mittlerweile auch Keramiktypen einsetzen.

Ansonsten kann man das Netzteil sekundärseitig besaften (das hast du ja schon gemacht) und ohne Primärversorgung das korrekte Auftauchen der Schaltfrequenz an den Basen der Transistoren überprüfen. Danach ein bisschen (12V oder so) Primärversorgung anschließen, und gucken, dass die Transistoren wechselseitig schalten und die Schaltfrequenz dann auch ihren Weg auf die Sekundärseite findet.
Gernstel
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Gernstel »

Vielen Dank, Desinfector, ferdimh!

Dass das Steuerteil nur anschubst und nicht die Führung übernimmt, hätte ich nicht vermutet. Das macht die Elkos somit noch verdächtiger.
Da werde ich dann tatsächlich Keramik ausprobieren, in der Hoffnung, dass X7R robuster ist.
Matt
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Matt »

Auch möglich: Alterung von Transistor, (Stromverstärkung zu wenig)

Einfach Transistor warmmachen, wenn es danach zuverlässig anschwingt -> jupp, Transistor ist gealtert.
Matt
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Matt »

Auch möglich: Alterung von Transistor, (Stromverstärkung zu wenig)

Einfach Transistor warmmachen, wenn es danach zuverlässig anschwingt -> jupp, Transistor ist gealtert.
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Bastelbruder
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Bastelbruder »

Das Steuerteil schubst überhaupt nicht an, das bremst bloß.

C11, C12 wurden schon erwähnt. Daß die Leistungstransistoren keine Verstärkung mehr haben sollen, halte ich für ein Märchen. Mit 0,4 mA Basisstrom muß genügend Verstärkung sein daß die Rückkopplung (Strom durch T1 (10 - 6) über den Snubber) zustande kommt. Ca. 1/10 des Stroms erscheint an den Basen (T1 (10 - 9 und 8 - 7). Nichtmal der Wandlertrafo wird dazu gebraucht. Erst wenn die Schwingung stark genug ist, darf der fette Trafo arbeiten. Die Schaltung unterscheidet sich prinzipiell nicht von der Wandlerschaltung der beliebten Ökolampen. Dort gabs zwei Varianten, eine mit "Anlasser" wo ein DIAC den ersten Impuls erzeugt hat, und die Variante mit der analogen Schwingungsanfachung wie hier. Es sind IMMER die kleinen Kondensatoren in der Basisleitung verreckt.
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ferdimh
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von ferdimh »

Bastelbruder hat geschrieben: Di 28. Mär 2023, 16:33Das Steuerteil schubst überhaupt nicht an, das bremst bloß.
Widerspruch.

Die Hauptaufgabe ist sicher das Bremsen, aber damit die Kiste nach dem Abwürgen (wo Q3 und Q4 leiten) zu einem definierten Zeitpunkt weiter macht, wird ein Transistor gesperrt und über D4 und R13 und den jeweils leitenden Transistor ein kleiner Strom auf den Übertrager gegeben. Das ist nicht weltbewegend viel, reicht aber aus, dass einer der Leistungstransistoren anfängt, aufzuwachen.
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Toni
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Toni »

R4 und R5: hochohmige Widerlinge an Zwischenkreisspannung sind prinzipiell aber auch verdächtig, die könnten im Laufe der Zeit noch viel hochohmiger geworden sein...
Gernstel
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Gernstel »

Vielen Dank für die Hinweise.

Der Austausch von C11, C12 gegen Keramiktypen hat leider nicht geholfen.
Der Fachhändler des Vertrauens hatte nur 1 uF vorrätig, so dass ich vier Stück erwarb. Und beim Auslöten dann (Achtung, Treppenwitz!) auch nur 1 uF bestückt vorfand. Diese ausgelöteten Elkos hatten noch 1,1 uF Kapazität und 13 Ohm Verlustwiderstand, jetzt mit Keramik ersetzt wären es 1 Ohm.

R4, R5 kann ich noch prüfen und C10 vielleicht auch im eingebauten Zustand.
Die Schalttransistoren mag ich nicht wechseln, die sind für mich schwer erhältlich und dann steckt der Fehler vielleicht doch in einem Übertrager, den es gar nicht als Ersatzteil gibt.

Bild
Gernstel
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Gernstel »

Zu viele Diodenstrecken, um R4, R5 mit 390 kOhm eingebaut messen zu können. Ausgebaut sind es aber 390 kOhm. C10 im Snubber hat 4,3 nF und liegt damit noch knapp in der Toleranz.
Also, Gerät kaputt.
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Roehricht
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
normalerweise muss der beim Einschalten Über das Koppel C 9 fliessende Ladestrom den Möller anschwingen lassen. Es sein den der Übertrager ist durch defekte Transistoren im IC bedämpft. Dann wird das nix.

Zum Prüfen würde ich den Möller über einen Trenntrafo ansaften und das PWM IC TL494 am Anschluss 3 der Ctl Platine mit ca 15V aus einem Werkstat/Labornetzteil ansaften. Die Strombegrenzung auf 100mA. Entweder der Möller rennt los, wenn nicht dann ist der Fehler woanders zu suchen.

Die Dioden an der Basis sind selten Anlass eines Defektes. Die gehen höchstens in Arsch wenn ein Endtransistor aufgibt und viel Strom über die Basis abhaut Die Elkos kommen da schon eher in Betracht. Wichtig ist da ein kleiner ESR.

Im angesaftetem Zustand , aber nicht schwingend muss an den Leistungstransen Q1 und Q2 zwischen E und C jeweils die Halbe Ub zu Messen sein, also um und bei 160V. Wenn nicht, ist entweder ein Transistor faul oder die Bauteile an der Basis haben ne Macke. Man braucht in keinem Fall die Endeimer auszubauen befor nicht feststeht das sie wirklich zu ner Drahtbrücke mutiert sind.
Der TL494 muss schon bei 5-6V anfangen zu arbeiten. Tut er das nicht kann die Schaltung nicht anschwingen.
Das IC ist normalerweise so gebaut das es mit kleinster Energie losarbeiten kann.

Wenn die Transen ok sind , das IC Recteckschwingungen abgibt kann der Treibertrafo selber das Problem sein. Sowas hab ich erst ein einziges mal erlebt. Ist also seher sehr selten.
Wenn man die PWM Stufe zum Laufen bekommt (mit externer Ansaftung) muss an der Sek Seite an Anschluss 7 un 8 und 9 und 10 ca 3-4V Rechtecksapnnung zu Messen sein. Beide Wicklungen müssen ein identisches Signal haben.
Hat der Trafo Schluss ist auch schnell das IC hin. Ein neues IC kackt auch nach wenigen µSek ab. Deswegen die Strombegrenzung aus dem Netzteil. Der maximale Strom (Datenblatt) darf nicht überschritten werden. Ich bin grad zu faul nachzukucken.
Zum Prüfen des Steuersatzes allein braucht die Endstufen kein Netz. Das ist evtl. pfotenfreundlicher.

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Wolfgang
Gernstel
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Gernstel »

Vielen Dank für alle Hinweise.

Falls sich jemand an diesem Schaltnetzteil versuchen möchte, gebe ich es gerne ab.

Verdächtig sind u.a. noch die Leistungstransistoren, die ich nicht beim Händler um die Ecke bekomme, und noch öfters auseinander- und wieder zusammenschrauben möchte ich dieses PSU-1228 nicht mehr.
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Bastelbruder
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von Bastelbruder »

Das ist das Resultat von Planlos. Vollkommen üblich, schade.

Wandlertransistoren gibts in jedem alten AT-Netzteil, Pollin hat die (Ersatztransistoren) vermutlich inzwischen ausverkauft.

Ohne die Funktion vollständig begriffen zu haben, ist es wirklich sinnfrei - speziell durch Austausch für das Fehlerbild völlig irrelevanter Bauteile - eine "Reparatur" zu versuchen.

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Wenn man die Regelseite vom Steuertrafo abtrennt bzw. die Regelplatine entfernt, dann muß der Wandler auf jeden Fall anlaufen und auch Leistung bringen.
Der Wandler hat keinen - wirklich garkeinen - Überlastschutz.
Und nienicht 230 V ansaften sondern vielleicht 24..150 DCV, sonst wird die ungeregelte Ausgangsspannung etwas zu hoch, das mögen zumindest die Elkos nicht.

Wie bereits erwähnt, der Wandler unterscheidet sich von dem Wandler einer Öko-Quecksilberdampflampe nur durch seine Größe, und dem Edelschrott rechts vom Trafo.
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video6
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Re: Schaltnetzteil 12 V 20 A schwingt nicht an

Beitrag von video6 »

Wenn es weg soll gebe ich mal stumpf die Hand.
PC Netzteile hab ich eh meistens wieder reparieren können da wird das wohl nicht schlimmer sein.
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