Ätzmaschinchen

Der chaotische Hauptfaden

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MatthiasK
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Ätzmaschinchen

Beitrag von MatthiasK »

Vor einer Weile fand ich auf einem Flohmarkt diese kleine Glasobjekt:
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Mir war sofort klar, dass die einzige sinnvolle Verwendung dafür nur eine Ätzmaschine sein kann. :lol:

Als erstes braucht diese Manschine einen geeigneten Platz. Zufällig blieb bei einem anderen Projekt ein Stück Frikadellenholz übrig, das die fast perfekte Größe für ein Regalbrett zur Ätzmaschine hat. Wenn das doch immer so einfach wäre.
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Ich habe mir überlegt, dass das Ätzbad am besten mit einem Luftausströmer umgerührt wird. Dieser sitzt dann asymmetrisch an der Rückwand, hinten strömt das Ätzmittel nach oben und vorne nach unten. Damit der Ausströmer vor dort bleibt, wo er hin soll, muss er auf eine Bodenplatte.
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Und als kleinere Herausforderung sind alle Flächen nach innen gewölbt, auch der Boden, die Platte braucht also Füße.
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Ein Deckel muss auch drauf. Selbstverständlich muss dieser auch gewölbt sein, sonst wäre es ja einfach. Nach ein paar Schritten war sie dann über der Heißluft passend gebogen. Den Griff musste ich dann natürlich auch passend rund feilen, damit er richtig sitzt. Der Deckel hat hinten eine kleine Ausfräsung für den Luftschlauch.
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Als Ausströmer habe ich mir was von JBL besorgt, das mechanisch fast perfekt da rein passt. Ich hoffe, der hält das Chemiebad aus. Den Luft-Ausgang habe ich etwas gekürzt, damit ich den Schlauch mit einem größeren Radius biegen kann. Zur Befestigung dienen auf der einen Sete kleine Haken, aus PVC-Resten gefräst.
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Die andere Seite wird geschraubt, die Schrauben habe ich aus PVC selbst gefertigt.
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Jetzt ist es Zeit für einen ersten Test. Zum Testen habe ich 2l der Hauptkomponente des Ätzbades (DHMO) ohne weiter Zutaten eingefüllt. Der Pegel passt einigermaßen, finde ich. Nach 2h Wässerung des Ausströmers habe ich dann Luft angeschlossen und das nicht ätzende Bad in Bewegung gesetzt.
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Jetzt wollte ich eigentlich testen, ob ich noch was an der Strömung optimieren muss, z.B. mit einer Trennwand zwischen den Strömungsrichtungen. Man sieht nur nicht richtig, wie das Nichtätzbad strömt, das Wasser ist zu sauber. Womit verunreinige ich das jetzt?
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RMK
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von RMK »

Entweder einen Tropfen Tinte für das temporäre Prüfen,
oder den Inhalt einer Schneekugel wenns für länger sein soll....
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xoexlepox
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von xoexlepox »

Man sieht nur nicht richtig, wie das Nichtätzbad strömt, das Wasser ist zu sauber. Womit verunreinige ich das jetzt?
Ich würde es mal mit grob gemahlenem Pfeffer versuchen.
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Spike
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von Spike »

MatthiasK hat geschrieben: So 19. Mär 2023, 19:58 Womit verunreinige ich das jetzt?
Bio-Mandelmilch könnte auch funktionieren. Die PIV-Normale waren am Anfang kein Mikroplastik ;)
setiherz
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von setiherz »

Nenn es bitte Ätzcuvette ! Mit "Maschine" hat es nix zu tun . Abtragsverhalten über Fläche ist beim tauchen nicht wirklich regelbar.

Sorry dafür aber bin halt vorbelastet :-)

Bild

Grüße Steffen

Das sind Ätzmaschinen !
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MatthiasK
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von MatthiasK »

Erste Sprudelversuche ergaben, dass der Ausströmer alles voll spritz. Mit Wasser, das zur Zeit noch zum Testen und Einstellen drin ist, ist das nervig. Mit Atzmittel wäre es fatal.

Jede Luftblase, die an der Oberfläche platzt, schleudert einen kleinen Wassertropfen weg. Die Luft muss also gezielt geleitet werden, so dass die Blasen nur dort platzen, wo das Spritzen egal ist. Für die Spritzer muss an der Stelle ein Dach drüber. Außerdem sollte noch eine Wand die Strömungsrichtungen trennen.

Als Proof-of-Concept baute mein 3D-Drucker dieses Teil:
IMG_20231126_182826_616.jpg
Es passen noch nicht alle Maße, aber das Prinzip funktioniert:
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zauberkopf
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von zauberkopf »

Jede Luftblase, die an der Oberfläche platzt, schleudert einen kleinen Wassertropfen weg. Die Luft muss also gezielt geleitet werden, so dass die Blasen nur dort platzen, wo das Spritzen egal ist. Für die Spritzer muss an der Stelle ein Dach drüber. Außerdem sollte noch eine Wand die Strömungsrichtungen trennen.
Ich habe das so gelöst, das ich schlicht auf Luft verzichte.
Genauer : Ich habe kurbel mit getriebemotor gebastelt, die die Platine hebt und senkt.

Weil : egal, was ich probiert hatte, um umkreis gabs immer sauerrei.

Falls Du ein Liter Kupfer Chlorid Suppe brauchst.. ich habe da ein Liter über.
Die habe ich früher nur mit Salzsäure vermehrt..
Nenn es bitte Ätzcuvette ! Mit "Maschine" hat es nix zu tun . Abtragsverhalten über Fläche ist beim tauchen nicht wirklich regelbar.
Mit motor.. darf ich das dann Machinchen nennen ??? ;-)
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MatthiasK
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von MatthiasK »

Danke für dein Angebot, aber ich bin noch ausreichend mit ätzender Chemie ausgestattet.

Wie hast du das Zeug wieder aufbereitet? Nur gelegentlich Salzsäure rein? Ich hatte immer das Problem, dass die Brühe nicht mehr ausreichend oxiderend war. Den zur sofortigen Aufbereitung nötigen Bestandteil bekommt man nur noch stark verdünnt, weil einige Esoterik-Chemiker glauben, dass man damit große Bomben bauen könnte.
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zauberkopf
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von zauberkopf »

Also... so viel wie ich ätze, reicht es die suppe einfach stehen zu lassen..

irgendwann fällt dann Kupferoxid aus.
Irgendwann kann man mit Wasserstoffperoxid beschleunigen.

Und wenn man meint die Suppe ist zu dünn -> Salzsäure dazu, das macht aus Kupferoxid noch mehr Kupferchlorid
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Bastelbruder
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von Bastelbruder »

War da nicht ein (einmalig) geringer NaCl-Zusatz, der die Ausfällung von Cu(OH)x als grauweißer Schlamm bewirkt?
Und wenn die Suppe zu dunkelblaugrün wird, muß sie mit H2O gestreckt werden, davon kommt nämlich der OH-Anteil.
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zauberkopf
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von zauberkopf »

Ein bisserl NaCl ist drin.
Ich verdünne den verlust duch verdunstung mit des. wasser.. ich meine, kalk einen keinen guten effekt..
ch_ris
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von ch_ris »

mir fällt gerade der Zusammenhang nicht ein. Phosphatieren möglicherweise.
eine Zugabe von Glyzerin verminderte das sprudel sprotzen stark.
Hab aber nicht soviel ÄtzBrühe das ich die damit versauen möchte, falls das hier nicht klappt.
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Hightech
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von Hightech »

Das Kupfer elektrolytisch aus CuCl zurückgewinnen ist keine gute Idee, hab ich festgestellt.
Man bekommt Kupfer und dazu auch Chlor.
Kommt nicht so gut im Waschkeller.
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zauberkopf
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von zauberkopf »

Im Bad hat Salzsäure den effekt, das der Spiegel transparent wird..

Meine Tips : Wie keine salzsäure.. und kein Sprüdler.. usw.. haben schon ihre gründe..
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BernhardS
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von BernhardS »

Für Kupfer bekommt man nur ein paar Euro. Allenfalls um irgendwann mal Kupfersulfatkristalle zu gewinnen lasse ich einen Teil
der Ätzbäder eintrocknen.
Pappnase
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von Pappnase »

MatthiasK hat geschrieben: So 26. Nov 2023, 23:43 Wie hast du das Zeug wieder aufbereitet? Nur gelegentlich Salzsäure rein?
HCl allein reicht nicht, Sauerstoff ist zwingend nötig. Der kommt entweder vom pösen Peroxid oder durch Luft einsprudeln.
Ich habe das in einer Chemikalienflasche gelöst: Loch in Deckel gebohrt, Schlauch rein bis an den Boden, unten mit Verbindern einen sehr sehr fein perforierten Schlauchring rein. Dann mit Aquarienpumpe Luft reindrücken. Die Oberfläche der Bläschen ist eigentlich das Entscheidende, nicht unbedingt die absolute Menge an Luft.
Die Undichtigkeit an der Bohrung im Deckel reicht aus um den Druck abzulassen und dabei nur minimal Brühe zu verlieren. Ich denke ein paar Tropfen Verlust pro Tag ist akzeptabel, die sammeln sich auf dem Deckel. Eingetrocknet kann man das auch einfach wieder in die Brühe werfen. Dass dabei im Raum irgendwas durch die Gegend genebelt hat habe ich auch nicht mitbekommen.

Chlor sollte im Ätzprozess eigentlich nicht verloren gehen, durch das Regenerieren bildet sich wieder CuCl2, das überschüssige Kupfer fällt als Hydroxid aus.

In dem einzigen mir bekannten Patent zu der Geschichte wird übrigens neben NaCl eher KCl als Badzusatz empfohlen, in gar nicht mal geringen Mengen (ich meine in der Größenordnung 100g/l). Findet man auf den einschlägigen Suchmaschinen als pdf...
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zauberkopf
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von zauberkopf »

Du hast recht.. HCI habe ich nur verwendet, um die suppe zu vermehren.
Allerdings ist das Sprudeln, oder H2O2 überflüssig, wenn man nicht sofort weiterätzen will.
Bei mir ist die suppe nach spätestens 2-3 Tagen wieder "grün".
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MatthiasK
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von MatthiasK »

Ich habe mir noch ein paar Gedanken zur Chemie gemacht. Früher ging ich davon aus, dass Kupfer von Wasser-Oxid oxidiert wird und das Kupferoxid von Salzsäure gelöst wird. Das geht auch mit frisch angesetztem Ätzmittel sehr gut. Als Nebeneffekt bekommt man eine freie Nase, egal wie verstopft sie war.

Wenn ich jetzt so etwas drüber nachdenke, müsste man das doch auch ganz anders gestartet kriegen. Man nimmt etwas Salz und PH-Minus für Pools um den PH-Wert zu senken. Das gibt eine saure Lösung mit Natrium, Chlorid und Sulfat. Wenn jetzt noch etwas Kupferoxid (Kupfer hat fast immer eine leichte Oxidschicht) dazu kommt, bildet sich Kupferchlorid. Etwas belüften und PH-Wert klein halten - so müsste das Bad doch auch langsam aus "Haushaltschemikalien" aufgebaut kriegen, oder?
Robby_DG0ROB
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Re: Ätzmaschinchen

Beitrag von Robby_DG0ROB »

In der Lehre haben wir Leiterplatten mit Ammoniumpersulfat geätzt.
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