Emaille hitzebeständig reparieren

Der chaotische Hauptfaden

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scotty-utb
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Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

Hi!
Ich habe hier ein paar Emailleschüsseln. Eine davon wird sehr oft benutzt, die anderen eher seltener aber gerne.
Leider haben die schöne abplatzer, die ich gerne
- Lebensmittel-OK
- Spülmaschinen-überstehend
- Plus wäre 100grad mal was heisses Einfüllen / kochendes Wasser
- Optik eher zweitrangig, Gebrauchsgegenstände, haupsache weiß
ausbessern möchte.

Die typische Remalle Farbe ist bis 60grad angegeben, und bewiesenermaßen nicht spülmaschinenfest.
Jäger Glutfest wird in Grillforen empfohlen, aber das gibt's nur in schwarz
Auspufflack... ich habe einen Hersteller angeschrieben, der hat geantwortet: "quite not recommended"

Einbrennen bis 400grad sollte ich hinbekommen.

Was habt ihr so an Empfehlungen?

ciao, Florian
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Chemnitzsurfer
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Keine Ahnung ob das Lebensmittelecht ist, von Uhu gibt es bis 90° beständiges Reperaturzeugs
https://www.uhu.de/de/produkt.63112
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scotty-utb
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

Chemnitzsurfer hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 10:01 Keine Ahnung ob das Lebensmittelecht ist, von Uhu gibt es bis 90° beständiges Reperaturzeugs
https://www.uhu.de/de/produkt.63112
90grad würde zur Not reichen, ja.
"Der getrocknete Klebstoff ist völlig neutral und physiologisch unbedenklich." heisst: Lebensmittel-OK?
jodurino
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von jodurino »

Da gab es mal ein Buch

Katharina Zechlin
Emaillieren, ein schönes Hobby (1980)

stand früher in jeder Stadtbibliothek

Ich glaube da war ein Kapitel über Reparaturen drin


cu
jodurino
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Desinfector
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Desinfector »

der Kleber müsste aber auch eine gewisse Härte haben, wenn in der Schüssel auch gerührt werden soll.
sonst schabe es sich alsbald ab und liegt wieder frei
Gernstel
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Gernstel »

>> "Der getrocknete Klebstoff ist völlig neutral und physiologisch unbedenklich." heisst: Lebensmittel-OK?

Physiologisch vielleicht, wer weiß aber, was es für psychisch bewusstseinserweiternde Auswirkungen geben kann :D
Allerdings: "völlig neutral" sollte auch diesen Bereich abdecken.

Ob man die Fehlstellen mit gelöschtem Kalk verputzen kann?
Nello
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Nello »

Emaille ist keine Farbe. Die Emaille-Farbe heißt nur so, weil sie vielleicht so ähnlich aussieht. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, daß man Emaille vernünftig reparieren kann - jedenfalls nicht ohne Brennofen.

Emaille ist Glas. Als Jugendlicher hatten wir einen kleinen Muffelofen im Hobbykeller, damit habe ich rumgefummelt. Emaille wird aufgepulvert und dann bei um die 1000° glattgeschmolzen - wobei auch noch eine Menge schiefgehen kann, Risse, Abplatzer, verbrannte Ränder ...

Zu den heimisch emaillierbaren Materialien zählen Kupfer, Kupfer und Kupfer. Außerdem Tombak (hatte ich tatsächlich mal) und Silber. Stahl emaillieren galt zumindest damals als Industrie-Teufelszeug.

Jedoch. Ich erinnere mich an Beschreibungen abenteuerlicher Brennverfahren mit zwei bis drei offen von oben auf das Schmuckstück blasenden Bunsenbrennern. Vielleicht wäre das was zum Ausprobieren. Ansonsten: Wer trägt schon Kettchen mit Schüsseln dran? :mrgreen:
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Desinfector
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Desinfector »

mit dem "Reemaillieren" von alten Werbeschildern und damit zu "Bares für Rares" zu gehen wirds jedenfalls nix werden.
^^artin
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von ^^artin »

Was baut einem der Zahnarzt denn so ein ?
Ich denke gerade an diese UV-aushärtenden Kunststofffüllungen.
Gernstel
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Gernstel »

Unter dem Stichwort "Thermolack" fand ich Spraydosen für 12 Euro mit einem bis zu 800 Grad Celsius spezifizierten Lack.
Vielleicht ist das ja die Lösung.
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scotty-utb
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

Gernstel hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 12:59 Unter dem Stichwort "Thermolack" fand ich Spraydosen für 12 Euro mit einem bis zu 800 Grad Celsius spezifizierten Lack.
Vielleicht ist das ja die Lösung.
Leider nicht Lebensmitteltauglich... zumindest hatte ich keinen gefunden
Blechei
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Blechei »

Remalle, weiß aber nicht mehr wie Temperaturbeständig das Zeug ist.
^^artin
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von ^^artin »

Thermolack bis 800°C ? :shock:
Das kann sich eigentlich nur um irgendwelche Stäube handeln, die durch Adhäsion oder ähnliches festpappen, oder wie funktionieren "so Sachen" ?
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mrxyz
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von mrxyz »

Muss man typischerweise auch einbrennen. Versintert dann vermutlich.
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scotty-utb
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

Blechei hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 13:47 Remalle, weiß aber nicht mehr wie Temperaturbeständig das Zeug ist.
60grad. Meine Spülmaschine überlebte die Reparatur nicht.
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Desinfector
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Desinfector »

so ein Einbrennzeugs muss ja dann auch die gleichen Wärmeeigenschaften (Ausdehnung???) haben wie das Originalzeugs.

kannst ja nicht einfach auf Geratewohl irgendein Glas auf ein anderes kleistern und dann soll sich das miteinander verbinden.
WENN das ginge könnte man ja auch Glasfasermatten drüber legen und einschmelzen lassen.

Hier müsste man halt Versuche machen.
Empirisch (um das Läster-Wort wieder aufzugreifen) ermitteln.

Und dann darf das ganze "glastypisch" sicherlich auch nicht allzu schnell abkühlen, sonst knistert der ganze Kram sofort wieder runter.
Nello
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Nello »

Hab gerade einen ewig langen Riemen geschrieben, um das komplette Emaillieren zu erklären. Wurde beim Absenden ein zweites Mal nach dem Login gefragt, danach war alles weg. :evil:

Ich dachte, das passiert nicht mehr?

Jetzt habe ich erstmal keine Lust mehr. :(
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Desinfector
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Desinfector »

Nello hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 16:00 Hab gerade einen ewig langen Riemen geschrieben, um das komplette Emaillieren zu erklären. Wurde beim Absenden ein zweites Mal nach dem Login gefragt, danach war alles weg. :evil:

Ich dachte, das passiert nicht mehr?

Jetzt habe ich erstmal keine Lust mehr. :(
:mrgreen:
hab ich auch schon durch...

-längere Texte IMMER
in einem externen Editor schreiben und erstmal zwischenspeichern
Nello
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Nello »

;) Okay. Nochmal.

Immerhin eine Technik, die wir noch nicht hatten - so viele sind ja nicht mehr übrig. Also, falls es jemand probieren will, spannend und hübsch ist das allemal.
Desinfector hat geschrieben: Di 17. Jan 2023, 15:27 Und dann darf das ganze "glastypisch" sicherlich auch nicht allzu schnell abkühlen, sonst knistert der ganze Kram sofort wieder runter.
Wichtiger Punkt! Aber der Reihe nach.

Blech ausglühen. Bei fertigen Formen (Anhänger, Ringe, Krawattennadeln ...) entfällt das normalerweise, eigene Ausschnitte wollen aber zuerst erweicht werden. Anschließend einseitig blankschleifen und fettfrei halten. Werkstück auf ein Blatt Papier legen und mit einem Teesieb das Gegenemaille für die Rückseite aufpulvern. Das soll später den Zug der Schmuckseite kontern. Warum das Gegenemaille ohne Gegenkraft nicht abplatzt, habe ich nie verstanden. Aber egal.

Gegenemaille besteht aus Pulverresten, die man zusammenschüttet und für diesen Zweck aufhebt. Wenn man noch keines hat, kann man auch Mische billig kaufen. Rest mit gefaltetem Blatt zurückschütten.

Ofen vollständig aufheizen und Werkstück auf einer Keramik-Unterlage mit einem Werkzeug (!) in den Ofen legen. Nach etwa 10 Minuten ist der Brand glatt geschmolzen. Stück entnehmen und vor dem Ofen liegend abkühlen lassen - idealerweise bei offener Ofentür und abgeschaltetem Ofen.

Schmuckseite blank schleifen und aufpulvern. Hier gibt es viel zum Ausprobieren, Schablonen, Auflegen von fertigen Stäbchen, Perlen und Augen, oder das Auffüllen vorher eingefräster oder geätzter Taschen, um eine klare Farbtrennung zu erreichen. Umgekehrt gibt es außer deckendem ("opakem") Emaille auch transparente Farben, mit denen man Verläufe pulvern kann.

Wenn das Stück nicht völlig flach ist, kann man es vor dem Aufpulvern auch mit Haftgrund einstreichen. Das ist so eine Art superdünner Kleister. Dann muss aber mindestens ein Tag Trockenzeit vor dem Brennen vergehen. Es sei denn, man mag spektakuläre Blasenmuster, in die man eine Kontrastfarbe reibt, um dann erneut zu brennen. All rules can be broken, klar. Man kann auch mit destilliertem Wasser und Pulver einen Brei anrühren und mit Pinsel oder Malerspachtel dünn auftragen, um sozusagen mit Emaille zu malen.

Zum Brennen der Vorderseite braucht man einen Ständer, der die Form nur an den Rändern fasst. Die Dinger sind primitiv und stellen hier sicher niemanden vor Probleme der Selbstfertigung, Anregungen zur Konstruktion bieten einschlägige Shops. Nach dem Brennen Abkühlen wie gehabt. Sollte Murks dabei rauskommen, nochmal warm machen und in Wasser werfen: Die sicherste und einfachste Methode, um von vorne anzufangen. Außerdem brodelt es lustig. :mrgreen: Ich habe mal einen Quarzkiesel ... Aber egal.

Wenn jetzt jemand Lust bekommen hat, das mal zu probieren, steht er vor dem Problem, daß die Öfen empfindlich teuer sind. Vielleicht probiert jemand wirklich mal einen Dachpappbrenner, womöglich mit ein paar Ziegeln drum oder so ähnlich. Berichte über Versuche würden mich sehr freuen.

Amulette zur Beeinflussung des WAF werden übrigens traditionell emailliert. Ähm. Glaube ich. :mrgreen:
Fred
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Fred »

Kommt da dann nicht noch die große Kunst oben drauf, dass die Glassorte des Emails zum Grundwerkstoff passen muss? Ich hatte da mal ein Schott-Glas, das auf Titan und Platin prima war, weil die in der thermischen Ausdehnung ähnlich genug sind. Aber bei Stahl ginge das wohl schief.
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scotty-utb
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

joa... nur übersteht das gute Emaille der Schüssel das Einbrennen der Ausbesserung mit echtem Emaillepulver?
Azze
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Azze »

Nello, die Beschreibung ist echt klasse. Das gibt Raum für künstlerische Betätigung. In Bezug auf die Schüsseln würde ich da beispielsweise die Löcher schwarz emaillieren und Mäuse aufmalen. Wäre doch ein Gag :lol:
Nello
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Nello »

Wie gesagt, ich glaube nicht, daß man Zuhause Stahl emailliert bekommt. Das Künstlerzeug taugt nur für Kupfer und Silber. Die Schüssel ist wohl hinüber - aber mehr wie ganz kaputt machen kann man sie ja auch nicht. Also, Versuch.
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gafu
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von gafu »

Die fehlstelle mit pulverbeschichtung bei läppischen 200grad nachbeschichten?
Das ist doch auch recht kratzfest und in Lebensmittelecht zu bekommen.
Fred
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Fred »

Die Zahntechniker haben da auch interessantes Zeug. Mir ist da mal so ein Bastelsatz zugelaufen, allerdings für Zirkonoxidkeramik: Hauptlot (1000°C), Nachlot 1 (800°C), Nachlot 2 (700°C). Der Parameterraum für Experimente ist riesig! :)
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scotty-utb
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von scotty-utb »

Das Uhu Emaille hab ich mir besorgt, ich werde Langzeiterfahrung dann mitteilen.

Pulverbeschichtung klingt auch interessant, werde ich Mal im Kopf behalten falls das Uhu Zeug nicht hält
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Nello
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Re: Emaille hitzebeständig reparieren

Beitrag von Nello »

:shock:
Was es alles gibt. Hab ich noch nie gesehen, da bin ich mal gespannt.
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