Fingers elektrische Welt

Hallo Leute,

In meiner mechanischen Werkstatt habe ich eine Säulenbohrmaschine von 1995 mit der ich im großen Ganzen recht zufrieden bin. Nur bei Bohrerdurchmessern von mehr als 10 mm in Stahl kommt es immer wieder vor dass der Motor stehen bleibt und brummt, ich finde auch bei einem Bohrfutter mit maximal 18 mm Aufnahme sind 550 W etwas knapp bemessen. Außerdem ist es ein Induktionsmotor und bei starker Belastung bleiben die halt gerne stehen und brummen. Nun habe ich die Idee den Motor gegen einen Kollektormotor zu tauschen, bei den Hauptschlussmotoren steigt ja das Drehmoment bei Belastung stark an, außerdem wäre da ein Rückwärtsgang leicht zu realisieren (zum Gewinde schneiden). Der Originalmotor hat einen Durchmesser von 140 mm ohne Anschlusskasten und eine Länge von 170 mm, die Welle hat 16 mm. Die Nenndrehzahl beträgt 1400 Umdrehungen. Ein Kollektormotor würde ohne Last schneller drehen, was meint ihr zu so einem Umbau? Oder soll ich mich nach einem besseren Induktionsmotor umsehen?

Gruß Hesselbach

Hallo Hesselbach,

kurze Frage, ist das was du bisher hast ein Einphasen- oder Drehstrommotor?
Bei einem Einphasenmotor würde ich mir mal den Betriebskondensator anschauen, nicht das der die Kapazität verloren hat.

Ansonsten würde ich auf einen Drehstrommotor umrüsten, so einen Universalmotor möchte ich im Leben nicht.

Grüße
Josef

Du bohrst die grossen Durchmesser dann halt erst mit kleineren vor.

Universalmotor in ungeregelt würde ich nicht einmal dran denken.
Das ist für sie eine Anwendung komplett unbrauchbar.

Geregelt mit entsprechender Elektronik geht schon eher, die muss man aber erstmal haben inkl. Passendem Motor ausreichender Drehzahl und Leistung.
Sowas findet sich meistens nur in weißer Ware und da ist die Leistung meist nur durch Drehzahl möglich.

Ich würde auf einen größeren Induktionsmotor umbauen, am besten Drehstrom.
Wenn kein Drehstrom vorhanden dann mit Umrichter kombinieren.
Umrichter macht das ganze finde ich sowieso bequemer.

Ich habe bei mir einen 1,1kW 1400U/min Motor mit 1,5:1 Untersetzung. Damit bohre ich alles von 1mm mit 4000U/min bis 13mm mit 300U/min.
Ganz ohne Riemen Umlegen.
Rechts/Linkslauf ist mit FU auch trivial.

Es ist ein Einphasen-Induktionsmotor und als erstes habe ich mir mal den Phasenschieber Kondensator angesehen, laut Aufdruck 14,5 uf und mein Kapazitätsmessgerät zeigt 14 an ich glaube das ist o. k. Selbstverständlich wird bei größeren Bohrungen vorgebohrt, wenn es sich zum Beispiel um ST 52 oder gar Edelstahl handelt zuerst 3,6,8 und dann erst 10 mm und ab 8 mm mit Schmierung, trotzdem bleibt die Maschine hin und wieder stehen das Drehmoment ist einfach in der niedrigsten Drehzahl immer noch zu gering obwohl es hier ein zweifach-Riemengetriebe mit drei Riemenscheiben ist. Dem Motor fehlt einfach die nötige Power.

Mich hat das Riemenumlegen bei meiner Maschine ziemlich genervt. Ich habe den Kondensatormotor rausgeschmissen und durch einen neuen Drehströmer (MX3 80P- 1,1 kW- 4pol- B3) ersetzt.
In dem Kasten unter dem Tisch sitzt ein Omron MX2 Umrichter von 1ph auf 3ph, kann Vektorregelung und lässt sich super einfach über USB parametrieren.
Dazu noch ein etwas längerer Riemen weil der neue Motor etwas weiter hinten sitzt. Jetzt kommt man in der mittleren Riemenübersetzung in 99% der Fälle aus, und weil der FU Bremst kommt die Geschichte auch sehr schnell wieder zum stehen.
Das ganze hat die Maschine für mich ziemlich aufgewertet, macht richtig Spaß damit. Kann so einen Umbau also nur Empfehlen!

Zu diesem Umrichter sei der folgende Satz aus dem Handbuch zitiert:

Um die EMV-Richtlinie einzuhalten und der Norm zu entsprechen, müssen
Sie einen für das jeweilige Modell geeigneten EMV-Filter verwenden und die
Anleitungen in diesem Abschnitt befolgen. In der folgenden Tabelle sind die
Konformitätsbedingungen zur Referenz aufgeführt.

Wir haben gerade Ärger damit. Es ist nicht heftig, es ist extrem!
Man macht sich damit definitiv keine Freunde.
Leider scheint es zu funktionieren, sich so herauszureden, dass im Handbuch ja stand, dass man ein Filter dazukaufen soll...

Ich habe mir das so zusammengepfuscht.
Für große Löcher muss ich die Riemen umlegen.
Alles von 2-12 geht so.
Und VA bohre ich normalerweise in einem Rutsch bis 8mm.
Darüber nur ein Pilotloch.

ferdimh hat geschrieben: ↑Mo 21. Nov 2022, 19:07 Zu diesem Umrichter sei der folgende Satz aus dem Handbuch zitiert:

Ich habe Netzseitig (wie immer bei FUs) einen Filter verbaut, vom FU zum Motor gehts dann nur noch mit geschirmter Leitung.

Wenn bei dir ein Filter drin ist, ist gut, es wird nur sehr gerne vergessen.
Manche FUs haben auch Filter eingebaut, aber eben nicht alle. Und manchmal steht da "Entstört nach EN 61800-3 Klasse C3" drauf, was so viel bedeutet wie "nicht entstört"...
Die Schirmung der Motorzuleitung ist im Übrigen bei kurzen Leitungen garnicht mal so wichtig bis kontraproduktiv, weil die Schirmung Kapazität beiträgt, die die Störströme (die durchs Netz zurückfließen) erhöht.

Generell ist die Reihenschlußmaschine von der Drehmomentcharakteristik nicht falsch, aber ihre Instabilität mach sie ohne Regelung nutzlos (mit Regelung macht das Ganze aber mir sehr viel Spaß...). Die Übersetzung muss man aber auch anpassen, wenn man mit einer sinnvollen Menge Eisen hinkommen will, sollte man die Höchstdrehzahl eher so auf 5000-10000 U/min legen.
Es bleibt also außer Drehstrommotor+FU+Filter wenig an Alternativen, wenn man die Reihenschlußmotorsteuerung nicht selbst bauen will.

Ich würde aber auch noch mal die Bohrtechnik überdenken. In 2mm-Schritten aufbohren nutzt nur einen kleinen Teil der Schneide und neigt dazu, den Bohrer ins Material hineinzureißen. Zweckmäßiger ist, weniger Schritte anzuwenden (Idealerweise wird mit der Breite der Querschneide vorgebohrt, also z.B. 4mm Vorbohren für 10mm Loch). Der Bohrer schneidet dann zwar breiter, aber das Ganze wird weniger hakelig und man hat bessere Chancen mit konstanter hoher Leistung durch das Loch "durchzumarschieren". Die Drehzahl wird zweckmäßigerweise auch eher gering gewählt.

Das Stehenbleiben hat man vor allem bei den einphasigen Motoren. Drehstrommotoren brechen bei starker Belastung nicht so stark ein. Wenn Dehstrom vorhanden ist würde ich so einen Motor nehmen. Wenn Lust auf Basteln da ist mit FU. Da kann man die Drehzahl stufenlos regeln und z.b. einen Fußtaster anbauen, der den Motor abbremst und wendet, interessant zum Gwindeschneiden.
Ich nutze einen FU der aus 230V einphasig Drehstrom macht, aber eben mit weniger Spannung. Das ist nur eine Übergangslösung bis ich da mal Drehstrom hinlege, denn so fehlt doch etwas Motorleistung.

Hallo,
der ,55 kW Motor bleibt stehen. Das ist bei Kondensator Motoren normal. Der gleiche Motor in Drehsaft zieht da sauber durch. Ich habe 2 Stk Ixion Maschinen. Bei der einen Maschine war ein Einphasiger dran, der hat nix gerissen. Mit nem 8er Bohrer in Eisen ist das Teil stehengeblieben. Der hat dann ein ,55er , 4 poligen Drehsafter bekommen. Damit arbeit der Möller zufriedenstellend.
Die andere Maschine bei mir zuhaus hat ein alten 1,1 kW FU von Berges davor Der ist mir mal zugelaufen. Der hat Eingangsseitig 400V . Der Motor an der Mascjine ist ein 0,55 , der war werksmässig dran.
Den Riemen hab ich auf kleinste Drehzahl gelegt, somit mehr Moment. damit kann man gut arbeiten.

In jedem Fall würde ich ein Drehsafter mit FU empfehlen.

73
Wolfgang