Altes Haus, neuer Faden

Der chaotische Hauptfaden

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uxlaxel
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Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

Moin,
die einen oder anderen sind schon einen Schritt weiter als ich und können mir da bestimmt einige Fragen beantworten:

In dem Haus, welches ich nun erworben habe, gibt es unter anderem Lehmputz. Augenscheinlich ist dieser oberflächlich mit einem weißen Belag versiegelt worden, ich würde vermuten Kalkfarbe oder -putz? Die Oberfläche ist vielleicht 2mm stark.
Fehlstellen werde ich partiell wieder ausbessern müssen, ebenfalls die Verschlimmbesserungen mit Gipsputz. Die Verarbeitung mit Lehm ist klar, auf Balken muss dann auch etwas Gitter drauf, damit das hält usw.
Nun gibts im lokalen Baustoffhöker was zum festigen von Lehm- und Kalkputz. Das Zeugs basiert auf Kali-Wasserglas. Taugt das was und kann man das tatsächlich bedenkenlos streichen?

Danke, Axel
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BernhardS
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von BernhardS »

Wasserglas an sich hat natürlich erstmal eine starke Ätzwirkung; abgesehen davon ist es aber recht harmlos. Vor allen hat es keinen eingebauten Bummerang, so daß man nicht zwanzig Jahre später sagen würde: Hätte ich bloß nicht...
Mit der Zeit nimmt es aus der Luft CO2 auf und neutralisiert sich so.
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reutron
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von reutron »

Lehm mit Kalk ist Atmungsaktiv und sorgt für ein super Raumklima, mit Wasserglas ist das vorbei. ;)
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

der putz ist teilweise großflächig locker und beulig, werde wohl die eine oder andere fläche gleich neu verputzen müssen.

kann man lehm und kalk auch mischen?
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Sterne
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Sterne »

Lehm- und Kalkputz vertragen sich einigermaßen, da sie bei recht weich nach dem Aushärten sind. Normalerweise enthält heute fertiger „Kalkputz“ aber immer Zement und andere Zuschlagstoffe, das Zeug verträgt sich mit Lehm gar nicht.
Das leuchtende, warme Weiß erhältst du also nur, wenn du feuchten Lehmputz mit reiner Sumpfkalkfarbe streichst.
berlinerbaer
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von berlinerbaer »

So wird Sumpfalk übrigens seit Jahrhunderten gemacht:

https://www.youtube.com/watch?v=zDMWnpaqdz0
abneustadt
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von abneustadt »

Moin,
Der Vorteil von Lehm ist doch, dass auch nach Jahrzenten Wasser ihn wiederverwertbar macht. Es reicht die Schadstellen auszubessern. Lehmputz wird günstiger als lose Schüttware, bloss kein teures claytec im bigbag kaufen, falls Du viel brauchst.
Kasseinfarbe kann man Sehr günstig selber machen. Kreidet nicht und ist abwischbar. Bloss kein teures Marmormehl, Sportplatzkreide reicht ;)
Wenn Dein Haus mit Lehm und Kalkputz alt geworden ist verschlimmbesser es nicht mit modernen Stoffen.
Wir haben mittlerweile den zweiten LKW Lehmputz verarbeitet, also frag ruhig. Vielleicht kannst Du dann ein paar unserer Anfangsfehler vermeiden :D
Außerdem brauchen wir Bilder 8-)
Gruß André
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reutron
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von reutron »

zu Fachwerk, Kalkputz und anderer Resturanionstechniken and ich diese Videos recht aufschlussreich......
https://www.youtube.com/user/tracheide2/playlists
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Sterne
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Sterne »

abneustadt hat geschrieben: So 24. Mai 2020, 07:18... Kasseinfarbe kann man Sehr günstig selber machen. Kreidet nicht und ist abwischbar. ...
Aber aufpassen, dass die nicht dauerhaft feucht wird oder Reste länger im Eimer mit Deckel lagern.
Wenn die wieder zum Leben erwacht, hat die surströmming Format. :twisted:
abneustadt
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von abneustadt »

Da hab ich keine Erfahrung, haben immer passend frisch angemixt. Wenn jedoch die Wand dauerhaft feucht ist, ist nicht die Farbe das Problem :D
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

André, ich kann erst wirklich anfangen mit Putz abklopfen, wenn die Grundbuchvormerkung durch ist. Leider bin ich noch nicht offizieller Eigentümer, so dass ich auch noch nicht wirklich anfangen kann. Bis jetzt bin ich auf Tapete runterpopeln ausgebremst.
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Hansele
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Hansele »

uxlaxel hat geschrieben: Mo 25. Mai 2020, 02:33 André, ich kann erst wirklich anfangen mit Putz abklopfen, wenn die Grundbuchvormerkung durch ist. Leider bin ich noch nicht offizieller Eigentümer, so dass ich auch noch nicht wirklich anfangen kann. Bis jetzt bin ich auf Tapete runterpopeln ausgebremst.
Popeln?

Besorg dir eine 5 Liter Druckspritze und fülle dort Leitungswasser rein, dann die Tapete nassmachen,
dass ganze mindestens für 30 Minuten (vielleicht kürzer oder länger je nach Untergrund und Tapete) nasshalten und dann geht das ohne Probleme weg.

Nicht mit dem Wasser sparen, unten auf dem Boden kannst du alte Handtücher zusammenrollen die das Wasser aufsaugen.

So konnten wir fast überall immer nahezu ganze Bahnen oder mindestens große Stücke einfach wegspachteln.

Grüßle
Daffid
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Daffid »

Hansele hat geschrieben: Mo 25. Mai 2020, 08:28
uxlaxel hat geschrieben: Mo 25. Mai 2020, 02:33 André, ich kann erst wirklich anfangen mit Putz abklopfen, wenn die Grundbuchvormerkung durch ist. Leider bin ich noch nicht offizieller Eigentümer, so dass ich auch noch nicht wirklich anfangen kann. Bis jetzt bin ich auf Tapete runterpopeln ausgebremst.
Popeln?

Besorg dir eine 5 Liter Druckspritze und fülle dort Leitungswasser rein, dann die Tapete nassmachen,
dass ganze mindestens für 30 Minuten (vielleicht kürzer oder länger je nach Untergrund und Tapete) nasshalten und dann geht das ohne Probleme weg.

Nicht mit dem Wasser sparen, unten auf dem Boden kannst du alte Handtücher zusammenrollen die das Wasser aufsaugen.

So konnten wir fast überall immer nahezu ganze Bahnen oder mindestens große Stücke einfach wegspachteln.

Grüßle
Bei meiner Wohnzimmerrenovierung habe ich die alten Tapeten über Stunden eingeweicht. Bis ich einmal rundrum gesprüht habe gings von vorne los. Manche Bahnen haben sich sogar von selbst abgelöst. Was auch hilft ist eine Nadelwalze.
Geduld Geduld Geduld. Mehr braucht's nicht zum Tapetenentfernen.

Gruß David
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Bastelbruder
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Bastelbruder »

In Gebäuden wo mit Lehm gebundenes Mauerwerk verbaut ist soll es auch Tapeten geben, die mit drei Lagen Zeitungspapier als Untergrund angeklebt und schließlich mit Wasserglas (siehe oben) imprägniert wurden. Da geht das nicht ganz so einfach mit der Kübelspritze, eher mit Stachelwalze und Spüli-Wasser in Filztuch ... Und auf dem Boden sind auch (anfangs) trockene Handtücher nicht unbedingt optimal wenn sich dort klassisches Holzparkett befindet.
Miraculix
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Miraculix »

Es gibt auch Tapeten, da löst sich nur die bedruckte Schicht und der Untergrund bleibt drauf als Grundlage für die neue. Hab ich auch auf die harte Tour lernen müssen...

Oder so Spezialisten die die Tapete mit Latex Farbe versiegeln.

Dampf Ablöser haben bei mir gut funktioniert. Allerdings sollte man kein Brillen Träger sein. :geek:
Jerry
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Jerry »

Tapetenkleister mag es nicht alkalisch - statt Spüli lieber Gastro-Fettlöser auf NaOH-Basis dem Wasser zusetzen. Dann klebt auch nix wieder an, wenn die Tapete wieder zu trocknen beginnt. Nix anderes ist auch der käufliche Tapetenlöser - nur kauft man dort mehr Wasser als Wirkstoff. :roll:
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

das feuchte entfernen von tapeten und tapetenresten ist mir wohlbekannt. ich habe es bewusst erst einmal vermieden, da man die feuchtigkeit auch wieder rausbekommen muss und wenn man nicht täglich vor ort ist, kann man auch nicht sinnvoll lüften. daher erst einmal alles nur trocken entfernen.
trotzdem ist in einem raum eben der gesamte lehmputz komplett sandig, in dem anderen raum ist er so fest, wie ich es auch kenne. der nachbar hat mir aber schon einen lehmhaufen angeboten, das angebot werde ich wohl annehmen und eben diese 3 von den 4 wänden neu vermutzen. die gips(karton)schollen müssen eh raus, wenn man keine schwarzen flecken an der wand züchten will. da muss ich wohl jetzt durch als lurch.
im gegenzug zum lehmhaufen will er alte bakelitschalter und -steckdosen haben, jetzt weiß ich auch, warum ich das so lange aufgehoben habe :-D
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

reutron hat geschrieben: So 24. Mai 2020, 10:23 zu Fachwerk, Kalkputz und anderer Resturanionstechniken and ich diese Videos recht aufschlussreich......
https://www.youtube.com/user/tracheide2/playlists
jou, der typ ist echt klasse. seinen kanal kenne ich schon. auch gut ist der hier:
https://www.youtube.com/channel/UCjAX3G ... tR6yqZr53g (matthias burger, macht sehr viel mit holz und fachwerk, erklärt alles auch bis ins detail und stellt auch werkzeuge vor)

lg axel
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reutron
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von reutron »

Ja der ist auch gut, habe ich auch in meiner Linkliste. :D
Azze
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Azze »

Ein guter Tipp ist auch, dem Lösewasser für die Tapeten eine halbe Dosis Tapetenkleister beizumischen. Damit hält das ganze etwas besser und länger an der Wand und erleichtert das Anlösen
yehti
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von yehti »

Moin!
Wenn da noch Steckdosen in die Wand sollen:
Vor dem Tapezieren legen, nicht hinterher.
Leider schon viel zu oft erlebt.
Gruß Gerrit
abneustadt
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von abneustadt »

Moin,
@ gerrit
Axel ist Elektriker! Ich denke er wird das schon hinbekommen :D

@ Axel
Lehm ist aber ungleich Lehmputz!
Wenn das reiner Lehm ist muss da noch Sand zu zum verputzen.
Wenn Lehmputz sandet ist er häufig feucht. Wenn es wirklich nur reines sanden ist bindet das die Kasseinfarbe auch ganz gut.

Lehmputz funktioniert nur im Zwangsmischer gut, Freifallmischer sind eher ungeeignet.
Als Fasermaterial haben wir Kleintierstreu gekauft. Ist maximal 30mm langes Stroh in absolut staubfrei. So wenig wie man davon braucht lohnt es nicht das selber häckseln zu wollen. Denn zu langgebliebene Fasern stören massiv beim abreiben!

Gruß André
ZBPDT4MWM
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Und wenn Lehm in seiner Naturfarbe bleiben und dennoch nicht sanden soll, gibt es eine Kaseingrundierung. Empfiehlt auch auch vor einer Anwendung von Sumpfkalkfarbe.
Ich bin bekennender Fan der Produkte von Kreidezeit.
ZBPDT4MWM
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Ach und Tapete auf Lehm ist ähnlich wie Klingeldrähte als Netzleitung :evil:
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

ZBPDT4MWM hat geschrieben: Mi 27. Mai 2020, 11:07 Ach und Tapete auf Lehm ist ähnlich wie Klingeldrähte als Netzleitung :evil:
naja so lange sie nicht kunststoff in großen mengen enthält, sondern halbwegs noch aus papier besteht, sollte das doch nicht das große problem darstellen, oder?
gerade im kinderzimmer sind abfärbende wandfarben (kreide oder kalk) sehr kontraproduktiv. bei der decke wird es wohl sowas werden.
ZBPDT4MWM
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Die Sumpfkalkfarbe von Kreidezeit färbt so gut wie nicht ab, Tapete hat natürlich Vorteile, wenn die Kinder mal abfärben :lol:
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

ah okay danke für den tipp, dann wird das wohl maßgeblich verarbeitet und wenn es nicht gefällt, gibts „wandtattoos“ und poster mit reißzwecken 😆
ZBPDT4MWM
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von ZBPDT4MWM »

Du kannst die Sumpfkalkfarbe auch mit Pigmenten abtönen, allerdings müssen die Pigmente ausdrücklich als kalkfest deklariert sein. Kreidezeit bietet die natürlich auch an!
abneustadt
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von abneustadt »

Moin Axel,
Ich schreibe es noch einmal:
Eine gute kalk-kassein-farbe färbt nicht ab, kreidet nicht und ist abwischbar! Kreiden tut der klassische Kalkanstrich im Stall.

Auch Papiertapete behindert die Wasseraufnahme des Lehm. Papier im Zusammenspiel mit Kleister ist weniger diffusionsoffen als man denkt.
Kreidezeit hat gute Produkte, war uns aber zu teuer. Kremer-pigmente war unser Lieferant für Pigmente und die Kasseinfarbe benötigt nur Kalk, Quark, Sportplatzkreide und Wasser.
Gruß André
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Sterne
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Sterne »

Also bei mir wird seit 10 Jahren alles mit Sumpfkalkfarbe von Kreidezeit gestrichen. Küche, Schlafzimmer, Arbeitszimmer einfach alles. Die Farben sind mechanisch genau so fest wie Dispersionsfarbe. Das Märchen vom „Kreiden“ ist eine Werbelüge.
Im Keller habe ich einige Wände mit aus Weißkalkhydrat selbst zusammengerührter Farbe gestrichen. Die kreidet minimal, insbesondre wenn man die Wand zu wenig vornässt. Daher die Empfehlung den frischen/feuchten Putz zu streichen. Spätestens wenn man Kasein dazu mischt, hat der Spuk auch ein Ende.
Das gilt natürlich alles nur solange niemand deine Wände mit Haftgrund, Dispersionsfarbe, Latex oder ähnlichem Mist „veredelt“ hat. Dann weigert sich Kalkfarbe an der Wand zu bleiben. ;)
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

so, neues thema.
im EG gibt es einen raum, der noch über eine dielung als fußboden verfügt. da kein keller unterm haus ist, liegt die dielung im dreck. der vorbesitzer hat vor rund 20 jahren einfach spanplatte drüber gelegt und dann war "aus dem auge, aus dem sinn". diese lösung hat ihn ja auch überdauert.
nun habe ich aber einen total verfaulten dielenboden, partiell so mürbe, dass die ameisen dort ein neues zu hause gefunden haben. (keine angst, es gibt keinerlei anschluss aus holz, wo sie weiter krabbeln können, das EG ist komplett aus ziegelmauerwerk)
also alles raus, fußboden neu aufbauen.
ein befreundetert architekt hat mir folgendes empfohlen:

(von unten nach oben)
* bis zum fundament frei schaufeln bzw, nur so weit wie nötig
* 80mm wasserfeste dämmung einbauen
* folie
* 25cm bewährten beton einbauen (hart bis an die außenwand, dass das fundament nicht durch das erdreich verschoben werden kann)
* schweißbahn
* dämmung
* gussestrich bzw, fußbodenaufbau wie dielung o.ä.

ist das übertrieben oder geht das auch etwas "schlanker"?
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Bastelbruder
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Bastelbruder »

Ich würde 10 cm ausputzen, mit Styropor füllen und denselben Aufbau wie vorher durchführen.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

naja styropor saugt sich schon mal voll mit wasser, das dürfte denkbar ungeeignet sein. punktuelle belastung durch die querhölzer (die bisher auf dem sand lagen) führen auch zum einsinken in belasteten bereichen.
es soll schon so werden, dass ich für immer ruhe habe, es muss aber auch keine luxuriöse grundsanierung werden (brauche keine fußbodenheizung und bodenstrahler)
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Toddybaer
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Toddybaer »

Naja, die Holzböden verfaulen meistens, weil die feucht werden.
Und warum werden die feucht? Weil man die Belüftung nicht beachtet hat.
Also im Winter wegen der kalten Fuße die Belüftung zu und im Sommer wieder auf.

Ich würde mal auf die Antwort von Kuddel warten, ich denke der hat da Erfahrung in dem Bereich
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Bastelbruder
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Bastelbruder »

Dann eben noch eine Teichfolie drunter. Dielen scheinen für mich nicht notwendig, ich hab Spanplatte gelesen, die direkt aufs Styropor und der Druck verteilt sich gleichmäßig. Wichtig ist die thermische Dämmung gegen den immer kalten Boden, und der Luftabschluß damit kein Schwitzwasser am Holz entsteht.
manuel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von manuel »

Ich wurde folgenden Aufbau wählen: Geovlies, 20-30cm Glasschaumschotter, 3cm Rolljet, PE Folie, Betonestrich mit Fußbodenheizung. Hab das so in meinem Haus, bin heilfroh das so gemacht zu haben.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

mein architekt meinte, die massive bodenplatte wäre unumgänglich, da durch das abschachten sonst das fundament nach innen rutschen könnte und würde. sprich wenn man etwas nach unten geht, brauchen die wände einen "anschlag" nach innen, dass sie nicht sich unkontrolliert bewegen. das erdreich außen würde schließlich drücken (durch frost und befahrenen hof durchaus vorstellbar) und wenn man da innen 30---50cm runter schachtet, wäre der halt auf dauer weg. das leuchtet mir ein. was mir nicht einleuchtet, warum ich unter die bodenplatte noch mal en dämmung drunter packen soll, die wände stehen ja auch nur im dreck. 25cm stärke bewährt scheint mir auch relativ dick, weil immerhin keinerlei wände von oben drauf drücken und ich auch keine hebebühne im esszimmer / flur / küche aufstellen möchte.
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von berlinerbaer »

Naja, was Dir Dein Architekt so erzählt, dafür muss er auch zehn Jahre haften.

Von daher wirst Du von ihm eher konservative Lösungen zu hören bekommen.

25cm Stahlbeton, das ist schon "ne Hausnummer, aber Aussteifung des Fundaments hört sich vernünftig an.

Auch wichtig ist wasserdicht, ansonsten gibt es wirklich sehr reichhaltig Auswahl, wie man das im Einzelnen gestaltet.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

"meinen" architekten kenne ich privat und das hat er mir so am telefon erzählt. er haftet nicht dafür, weil er auch kein geld von mir bekommt. prinzipell hört sich die bodenplatte sinnvoll an, aber eben etwas dünner und nur einmal dämmung wäre meine vorstellung. ist halt schwer zu sagen, was man wirklich braucht und wieviel hundert prozent reserve man einrechnen muss.
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von manuel »

Ui. Dann muss das Fundament aber arg morsch sein. Kellerwände drückt es ja in der Regel auch nich ein.
Aber wenn du den Architekten kennst und der dein Haus kennt, dann mach am besten wie der sagt.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

manuel hat geschrieben: Fr 26. Jun 2020, 00:02 Ui. Dann muss das Fundament aber arg morsch sein. Kellerwände drückt es ja in der Regel auch nich ein.
Aber wenn du den Architekten kennst und der dein Haus kennt, dann mach am besten wie der sagt.
das haus ist baujahr 1870 und das "streifenfundament" ist eine sandsteinmauer, ca. 1m hoch zur hälfte nur im erdreich. ich werde die grundmauer mal an den ecken jetzt ausbuddeln und ausloten, wie tief sie wirklich ist. einen keller gibt es nicht, das grundwasser (sohle des nahen baches) ist nur 1m oder etwas tiefer
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Smily
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Smily »

Buddel doch kleinere löcher, setze 2 bis 3 betonpfeiler.
Den restlichen untergrund einfach 20cm abgraben und stumof beton rein.
Dann verrutscht da auch nix.
Darauf dann der normale Bodenaufbau.
Lüftungslöcher mot egmaschingem lochblech nach außen (Mäuse) dass es ablüften kann und ruhe ist.
So solltest du dir locker 50% Material und arbeit sparen!

Bei uns hier gibts ganze werkzeubauhallen die auf betonpfosten im magsch stehen.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

meine überlegung war, das fundament mit dem mauerwerk evt. zu verstiften. also aller meter einen edelstahlstab in den sandstein stecken oder kleben, der dann mit im beton steckt. mein arichitekt meinte, das könnte funktionieren. der vorteil wäre aus meiner sicht, dass das ganze eine ordentliche einheit abgibt, also bodenplatte zum mauerwerk in der höhe nicht arbeiten / verrutschen kann und damit sich gegenseitig stabilisiert.
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Hansele
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Hansele »

Ein Stab je Meter dürfte deutlich zu wenig sein.

Die Stäbe würde ich einkleben, dafür gibt es Produkte von Fischer, Hilti etc. das Zeug ist geil,
hat aber seinen Preis!

Bei Fischer gibt es eine Software zur Berechnung des Bewehrungsanschlusses, vielleicht ist das für dich interessant:

https://www.fischer.de/de-de/bewehrungsanschluss
Jerry
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Jerry »

Hab es bei mir so gemacht - auf Anraten eines Maurermeisters. Die Dielung samt Unterbau war vorher in ähnlich desolatem Zustand....

OK Fertigfußboden bestimmt

Von da ab nach unten:
- 1cm Belag (Fliesen)
- 10cm faserarmierter Estrich, zusätzlich mit Matten armiert
- Folie
- 10cm Styropor quer verlegt
- 5cm Styropor längs verlegt
- Schweißbahn
- 10cm Unterbeton
- 10cm Rollkies als kapillarbrechende Schicht
- Erdboden

Die freigelegten Wände wurden sauber gemacht, Dichtschlämme aufgetragen und mit Bitumenanstrich versehen - bis Höhe spätere OK Estrich. Soweit wurde dann auch die Schweißbahn hochgeklebt.
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Kuddel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Kuddel »

Glasschaumschotter kann ich absolut empfehlen. Isoliert, hält Feuchtigkeit ab, diffusionsoffen und Belastbar. Geiles Zeug.
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von Blechei »

Kuddel hat geschrieben: So 28. Jun 2020, 09:32 Glasschaumschotter kann ich absolut empfehlen. Isoliert, hält Feuchtigkeit ab, diffusionsoffen und Belastbar. Geiles Zeug.
Dem schließe ich mich an. Und mit Dampfsperren aller Art wäre ich ganz vorsichtig, Wasser hat einen spitzen Kopf.Und kann nicht lesen!
Kommts von der falschen Seite merkt man es erst wenn Schäden entstanden sind.
Bei so alten Häusern sollte man auch nicht auf Deibel komm raus "moderne" EN Werte anstreben. Die Statik muß natürlich stimmen.
manuel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von manuel »

Ohne jetzt den Faden kapern zu wollen. Aber wozu sind die Schweißbahnen auf Unterbeton gut ? Kann man damit ernsthaft drückendes Wasser fernhalten ? Und wenn kein drückendes Wasser vorhanden ist, ist das nicht arg kontraproduktiv wenn man mal nen Wasserschaden hat ? Letztendlich, warum macht man sowas ?
Genauso frag ich mich oft warum Mauern im Obergeschoss auf Dachpappe gemauert werden. Letztens erst bei nem Neubau gesehen.
radixdelta
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von radixdelta »

Es gibt eine große Sorge vor aufsteigendem Wasser.
Wenn die kapillarbrechende Schicht funktioniert, woher sollte dann noch Feuchtigkeit aufsteigen?

Ich würde noch Porenleichtbeton bzw. Schaumbeton als Stichwort einwerfen. Auch Bodenaufbau mit Trockenschüttungen sollte man sich mal anschauen.
Wenn da wieder Diele rein soll könnte man auch an der Wand entlang ein Streifenfundament gießen als Balkenauflager.
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uxlaxel
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Re: Altes Haus, neuer Faden

Beitrag von uxlaxel »

manuel hat geschrieben: So 28. Jun 2020, 13:44 Ohne jetzt den Faden kapern zu wollen. Aber wozu sind die Schweißbahnen auf Unterbeton gut ? Kann man damit ernsthaft drückendes Wasser fernhalten ? Und wenn kein drückendes Wasser vorhanden ist, ist das nicht arg kontraproduktiv wenn man mal nen Wasserschaden hat ? Letztendlich, warum macht man sowas ?
Genauso frag ich mich oft warum Mauern im Obergeschoss auf Dachpappe gemauert werden. Letztens erst bei nem Neubau gesehen.
die schweißbahn oben auf der bodenplatte ist maßgeblich dazu, die baufeuchte (welche wohl bis zu zwei jahre braucht, bis sie raus ist), aus dem wohnraum fern zu halten und sie eher nach unten abzuleiten.

warum man im obergeschoss noch mal dachpappe einarbeitet, ergibt für mich auch keinen sinn. im EG ist es halt gegen aufsteigendes wasser.
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