Umgang mit Netzspannung

Der chaotische Hauptfaden

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Burga
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Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Burga »

Hossa,

kann mir jemand Lektüre in Sachen Netzspannung/Niederspannung empfehlen?

Hintergrund: Ab und zu würde ich gerne Schaltungen mit Netzspannung versorgen. Bisher habe ich es aufgrund fehlender Ausbildung immer vermieden mit mehr als 40v Gleichspannung bzw. 60v Wechselspannung zu arbeiten.

Halt nach dem Schema: Wenn es trotz Sicherheitsschaltungen und Sicherungen bei <40v raucht, hast du Lehrgeld bezahlt aber hoffentlich dazu gelernt. Bei 240V könnte dieser Ansatz aber übel ausgehen, darum würde ich mich gerne belesen um das ganze besser einschätzen zu können.
Bjoern
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Bjoern »

Öhm... eigentlich ist das mit der Netzspannung ganz einfach: Aufpassen was man tut, dabei Hirn einschalten und gut. Gelegentlich hilft ein Trenntrafo, fürn Notfall gibtsn FI.
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TecVictor
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von TecVictor »

Ich arbeite schon lange mit Netzspannung (und auch hochspannung) und kann dir einige generelle tipps geben: Du solltest bei Netzspannung immer ordentliche aufbauten nutzen! Also keine Krokodilkabel
Sondern Mit fest angezogenen klemmen und bei flexiblen Adern aderendhülsen nutzen.
Ansonsten keine klemmen oder sonstige "offene" stellen im Betrieb anpacken und auch wichtig immer
Zugelassene Schalter, die wirklich für 230 v und (Am besten) 16 A zugelassen sind nutzen.
Und ganz WICHTIG: Elektronische Schaltungen die direkt am Netz arbeiten ( recht selten aber gibt es)
Immer über trenntrafo betreiben!
Und wie halt gesagt wurde Hirn einschalten :mrgreen:
So arbeite ich schon seit 2 jahren und ich hab net ein mal eine gewischt bekommen :)

Mfg Victor
vorhautfront
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von vorhautfront »

ich kann noch empfehlen, einen zweipoligen Spannungsprüfer zu verwenden und sich nicht auf "Phasenprüfer", billig-Multimeter oder berührungslose Spannungsprüfer zu verlassen. Mit denen kann man auch sehr schön SNT-Elkos entladen. Und der Trenntrafo bringt natürlich nichts, wenn man mit beiden händen in der Schaltung rumfummelt. Wenn der Trenntrafo eingeschaltet ist, eine Hand in die Hosentasche stecken.
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

1)
Hin und wieder beißt es mal, solang man nur mit einer Flosse dranpackt passiert nicht viel. Daher niemalsnicht mit der freien Hand abstützen, erstrecht nicht an Metall / Gehäuseblech etc ...

2)
Notfalls für erste Versuche mal mit 2 kleineren Trafos (sekundär an sekundär) nen schwachen Trenntrafo bauen.
230V -> trafo pri | trafo sek (12v) <-> trafo2 sek (12v) | trafo2 pri (230v) ---> Prüfling.

3)
Im Netz den schwächsten LS bestellen den du finden kannst.
Beispiel:
http://www.amazon.de/Leitungsschutzscha ... 00NRQH1B0/
Das Ding schaltet schon bei 2A aus, für noch kleinere Stöme Glassicherungen verwenden.

4)
Bei unbekanntem Schaltungszustand Glühobst in Reihe (100W Birne, 500W Halogenstab, Heizstab aus nem Laserdrucker)
Verhindert Kurzschlüsse!
duese
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von duese »

Wurde schonmal erwähnt: Auf jeden Fall hinter einem FI arbeiten. (Der ersetzt nicht das Nachdenken und vorsichtige Arbeiten. Aber wenn doch was schief gehen sollte, kann der halt dann doch noch Leben retten. Wie ein Fangnetz. Man sollte tunlichst vermeiden reinzufallen, aber wenn dann doch verhindert es meist schlimmeres)

Achja, solange es irgendwie geht: Nur im spannungsfreien Zustand arbeiten. Wo keine Spannung ist, kann sie auch nicht beißen. Ist oft etwas umständlicher, aber besser so.

Die fünf Sicherheitsregeln sagen das ja auch. Guck Dir die mal an.
Burga
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Burga »

Danke für die Tips,

Software Brain 1.0 ist natürlich nie verkehrt.

Trenntrafo ist auch vorhanden. Ob mein UT60a Multimeter in die billig Kategorie gehört kann ich nicht beurteilen, es ist zumindest CAT III zertifiziert.

Digital und Analogoszi ist auch vorhanden, ggf. werd ich noch Differenztastköpfe bauen oder bestellen.

Erfahrung kann man wohl nur mit Praxis sammeln und einen Fehler kann man immer machen. Es sollte nur nicht unbedingt der letzte sein :)
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

Idr. zieht es nur, bei Drehstrom etwas mehr als bei 1phasig. Viel mehr passiert nicht, man erschreckt sich halt. Auf ner Leiter kann das wiederum ungünstige Folgen haben.

Übrigens sinds eher die 0815-Elis die Schäden produzieren, ich habe schon 2mal an Phasenschienen die ein Eli pfuschig abgeschnitten hatte (nicht zurückgeschoben, keine Endkappen) schön eine Gedengelt bekommen. Einmal an Drehstrom, gab dann auch ne kleine Medium-Rare-Hautstelle die lecker roch. ;-)

Strom wirkt erstmal wie nen guter Kaffee intravenös: Man ist erschrocken und hellwach. Das die Pumpe dabei geht ist eher ein Effekt vom Adrenalin und dem Fluchtreflex geschuldet. Die Geschichten mit Herzrythmusstörungen soll es zwar geben, passieren aber mMn eher bei Körperdurchströmungen, bei denen du aber dann gleich richtig flach liegst!
bastelheini
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von bastelheini »

Burga hat geschrieben:Ob mein UT60a Multimeter in die billig Kategorie gehört kann ich nicht beurteilen, es ist zumindest CAT III zertifiziert.
Ich würde zumindest mal reinschauen, ob wirklich keine Glassicherungen drinne sind...


http://www.eevblog.com/forum/testgear/u ... ass-fuses/
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ferdimh
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von ferdimh »

Eine verdammt gute Idee ist noch, Hochspannungskondensatoren zu identifizieren und ein 100k-Blaue-LED-Glied drüberzulöten. Bei 400V-Elkos tuns auch 330k.
Blaue LEDs leuchten schon bei kleinen Strömen sehr hell und weisen einen auf potentielle dumme Handlungen rechtzeitig hin,
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

Was ist bei dir Hochspannung?
bei 1000V fließen bei 100k schon 10mA und es fallen 10Watt am R ab.
Burga
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Burga »

Als ich das letzte mal die Sicherungen tauschen mußte, habe ich Keramiksicherungen eingesetzt.
Virtex7
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Virtex7 »

Guten Tag!

weil du Oszi erwähnst: aufpassen, welche CAT Kategorie die Eingänge sind.
nur weil da "bis 300V" draufsteht (an meinem scope nur bis 200Vpp, z.B.), darfst du die noch lang nicht mit einem Tastkopf an die Steckdose halten.
Steckdosen sind erst mal CAT3, das kommt von den hier häufiger auftretenden Impulsstörungen (Burst, Surge), die von anderen Netzteilnehmern herrühren.

Trenntrafo: sehe ich persönlich immer etwas kritisch, weil man dadurch mit einem kleinen, unbedachten Fehler den wahrscheinlich vorher geklemmten FI ausschalten kann.
Effekt: ein sekundärseitig geerdeter Trenntrafo (z.B. durch die Erdung von einem Messgerät, das gerade am Prüfling angeschlossen ist) lässt keinen Strom mehr am FI vorbei fließen, was dazu führt, dass dieser nicht mehr auslöst.

Iso-Überwachungen sind leider selten, auch wenn sie an Trenntrafos, va. an größeren seeehr sinnvoll wären.

Messgeräte: Fluke, Gossen, Duspol wären da zu nennen. Diese Geräte gehen im Netz nicht kaputt. Auch wenn man bei den Multimetern auf Ohm oder Diodentest stellt und dann ab damit in die Steckdose. Wenn dein UT...iwas das auch kann, wäre es mir Netzspannungsgeeignet. :twisted:

Und schließlich noch der Spruch: "Spannung macht wach und Strom klein und schwarz und hässlich...."


Gegen Krokodilklemmen hätte ich jetzt nicht so viel, so lange die zugelassen sind. Gibts ja auch für 2mm und 4mm Bananensystem die Dinger.

@ HV.Caps: kann man auch auf der Platine mit Edding markieren und vor dem anfassen messen oder Duspol dran.
>1kV wirds eher nicht sein, es geht hier ja um Niederspannung, also unter 1kVAC und vmtl 230V und 400V, wie in einem Standardhaus üblich.

ahh, bzgl Duspol: du willst den mit den zwei Knöpfen, wo man eine Last dazuschalten kann. So lassen sich auch mal FIs testen oder Kapazitive Einkopplungen auf langen Leitungen zuverlässig von einer hart auf L geklemmten Leitung unterscheiden.

@Sicherungen: es geht hier nicht direkt um die Bauform sondern den Abschaltstrom, den Strom, den die Sicherung noch trennen kann, ohne dass sie explodiert oder ein Lichtbogen stehen bleibt. Die "richtigen Sicherungen sind nicht 5x20mm sondern Trümmer mit 10x38mm


Viel Erfolg dir!
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ferdimh
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von ferdimh »

Sub: Übliche Kondensatoren in Schaltnetzteilen. Also üblicherweise 160 , 320 oder 400V im Betrieb.
Von der Fähigkeit, die Belastbarkeit des Widerstandes auszurechnen, ging ich einfach mal aus.
Gary
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Gary »

Weil es ja auch um selbst gebautes geht -

Schau dir fertige Geräte an. Da ist oft alles doppelt isoliert, geerdet usw. Die alten PC Netzteile mit Schalter waren auch recht gut isoliert. Also alles Berührungssicher machen wenn möglich.
Im Reparaturfall vertrau ich auch mehr dem Fi statt dem Trenntrafo. Eine Hand weg lassen klappt doch nicht. Wenn du auf einer Platine messen willst - löte ein Kabel oder Draht ran und nutze geeignete isolierte Klemmen.

Gruß Gary
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

Noch nen FI zwischen Trenntrafo und Prüfling. Evtl. sogar nen 3 oder 10mA-Modell.
Censer
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Censer »

Bei FIs wäre ich sehr vorsichtig - der gaukelt oft auch eine falsche sicherheit vor. Wenn deine Schuhe/dein Schreibtischstuhl gut genug isolieren und du zwischen L und N klemmst, bringt dir auch der FI nichts. Das durfte ich schonmal erfahren (allerdings mit L1 und L2...)
Und ja, vollkommen richtig, beim Trenntrafo hast du das gleiche Problem. Also: Einfach nicht im Betrieb rangrabbeln. ich weiß, ist manchmal schwierig einzuhalten. Aber mittlerweile halte sogar ich mich da meistens dran (und wenn nicht, bin ich nur mit einer Hand und meistens mit langer Messspitze im Gerät unterwegs)
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

Wenn du zwischen 2 unterschiedlichen Potentialen hängst, hilft außer nem Brandmelder eh nixmehr.
Ist nunmal so, ob du nun die Last bist oder dein Prüfling ist der Quelle egal.

Das Problem hast du aber immer sobald deine Spannung groß genug ist um entsprechende Ströme fließen zu lassen.
ozonisator
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von ozonisator »

Kauf dir von WAGO so einen Satz Klemmen: http://www.reichelt.de/WAGO-222-412/3/i ... emme+hebel (gibts auch in 3x 4x usw). Die sind sehr nützlich, und man kann so schnell sichere Aufbauten zusammenfrickeln.
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xoexlepox
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von xoexlepox »

duese hat geschrieben:Achja, solange es irgendwie geht: Nur im spannungsfreien Zustand arbeiten.
Das bedeutet "Stecker raus beim rumfingern im Gerät". Aber bitte auch darauf achten, den richtigen Stecker zu ziehen! Klingt blöd, ist mir aber auch schon passiert :oops: Was ich mir dabei noch angewöhnt habe, ist, den gezogenen Stecker nicht einfach neben der Dose liegen zu lassen. Soweit wie es möglich ist, lege ich mir den Stecker auf den Schoß, oder werfe ihn in die Schublade vom Werktisch. Das ist besonders nützlich, wenn mehrere Leute an verschiedenen Geräten nebeneinander arbeiten ;)
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uxlaxel
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von uxlaxel »

auch wenn es nicht 100%ig eine zufriedenstellende antwort ist:
der tüv-onkel meinte letzte woche zu mir, bibliotheken von technischen hochschulen sind auslagestelle für die gesamte VDE, d.h. dort darf jeder kostenlos die VDE einsehen und ggf. auch ausleihen. (gebühren für einen ausweis bzw. pfand kann dennoch anfallen)
wenn ich das nächste mal den bekannten von mir treffe, der in jena an der FH in der bibliothek arbeitet, werde ich ihn dazu mal aushorchen :-)
lg axel
Name vergessen
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Name vergessen »

Evtl. sind diese "Sicherheitsunterweisungen zu Arbeiten an Netzspannung", die man ggfs. im Netz findet, auch noch eine Idee. Die VDE kommt vermutlich erst dann zum Tragen, wenn ein Gerät als alltagstauglich deklariert werden soll.

Ansonsten: Nicht anfassen. Wurde ja schon gesagt. Ist fast immer möglich, und wenn nicht: aufpassen, nicht aus Gewohnheit den Respekt verlieren. Immer volle Konzentration, nie ablenken lassen. Kinder, uninformierte Leute und Haustiere zu deren eigenen Sicherheit aussperren. Man merkt nicht immer sofort, wenn einer wo rumgrabscht.

Und irgendwas einbauen, das anzeigt, ob der Stecker steckt. Eine Power LED hilft nicht hinter dem Netzschalter. Das kann beim endgültigen Aufbau dann weggelassen werden, aber solange das Gehäuse offen ist, hilft das mahnende Leuchten einer roten oder gelben LED. Nimm da keine weiße, sonst kommt man auf die Idee, diese als praktische Beleuchtung anzusehen.

Und immer geeignete Bauteile nehmen, die mögliche Verlustleistung steigt bei Netzspannung ganz enorm, da kommt, wie schon indirekt geschrieben wurde, ein harmloser Widerstand schnell an thermische Grenzen. Überhaupt explodieren / brennen Dinge bei Netzspannung öfter und stärker, daher beim Besaften ungetesteter Schaltungen nicht den Kopf in der Nähe haben. Brillenträger haben hier geringfügige Vorteile (außer, die Brille rutscht ab und fällt in die Schaltung, dann ist's ein Nachteil :) ). Außerdem noch sicherstellen, daß immer Mindestabstände zwischen unisolierten Sachen bestehen, und sich nichts verschieben kann, sonst sitzt man schnell im Dunkeln.

Daher auch die Hand erst nach einiger Zeit vom Netzschalter nehmen, sonst ist man ggfs. zu langsam (z.B. wenn ein Motor oder Lüfter sich vom Acker machen will, oder die Rauchzeichen nicht sofort nach dem Einschalten auftreten). Lieber einmal zu oft abschalten als zu selten (besonders beliebt ist dahingehend das Fühlen von Bauteiltemperaturen oder das Abklopfen auf Wackelkontakte).

In Punkto Mindestabstände, Schutzleiter und Schutzisolierung solltest Du mal Wikipedia befragen, oder einfach immer mindestens 1cm, besser 2cm Abstand zu Metallteilen, die aus dem Gehäuse kommen, einhalten. Schrauben werden da gern übersehen. Sämtliche Metallteile des Gehäuses müssen an den Schutzleiter (entweder leitend miteinander verbunden oder jedes einzeln), es sei denn, die Schaltung ist innen in einem zweiten Gehäuse aus Kunststoff. Das gilt auch für Stecker, die ungefährliche Spannungen führen und über Trafos, Kondensatoren, Relais oder Optokoppler von der Netzspannung getrennt sind, also z.B. Steuer- oder Signaleingänge.

Mich wundert, daß noch keiner gesagt hat, daß man das Oszi nicht mit der Masseklemme an am Prüfling anschließen darf, wenn der mit der Steckdose verbunden ist. Genau genommen natürlich nur nicht an die Phasen, aber wer weiß schon, wo bei seiner Schaltung heute L oder N liegen?

Das mit Cat3 ist mir allerdings neu; ist vermutlich nur ein Problem mit 1:1 Tastköpfen? Mein 300V Cat2 Oszi (1:10 TK) hat sich jedenfalls nie beschwert, es paßt halt nur nicht die ganze Netzspannung Vss auf den Schirm. Kann aber sein, daß unsere Netzspannung noch ziemlich sauber ist.

Mit Krokoklemmen hätte ich jetzt keine Probleme, wenn man beachtet, daß die oft eine miserable Qualität besitzen und neben hohen Kontaktwiderständen auch nur einen hauchdünnen Leiter haben. Das spielt aber nur dann eine Rolle, wenn da 1-2A drüber sollen, oder sie als Schutzleiter verwendet werden; ersteres Problem hat man ja genauso bei Kleinspannung.

Auch eine netzbetriebene Schaltung kann zur grundsätzlichen Ideenprüfung mit Krokoklemmen und Blankdraht mit Steckplatinen aufgebaut werden. Sowas betreibt man dann aber nicht unbeobachtet und nur solange wie unbedingt nötig. :)
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Mista X
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Mista X »

Ach ja, und einen wertvollen Tipp habe ich noch:

Schaltungen die man selbst aufgebaut hat oder gerade frisch repariert hat beim ersten Test entweder mit einem Stelltrafo langsam wieder raufdrehen oder wenns nicht anders geht dann am besten einen klaren Plastikdeckel drüber.
Der kann von der Unterschale von Obst / Gemüse sein, aber auch ein Joghurtbecher - je nach Größe der Platine.
Hintergrund ist der, dass Schaltungen im ungewissen Zustand gern mal ihren FUMP mächtig in die Werkstatt ablassen und Splitter spucken, die dann wenn man Pech hat in den Glotzpöppeln landen oder im Nachbargerät.

Also: Immer Deckel drauf, dann einstecken.
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uxlaxel
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von uxlaxel »

burga, du möchtest geräte selbst bauen und dort möglichst die vorschriften einhalten, ist das so richtig?

grundsätzlich gibt es 3 von geräten:
Schutzklasse 1: Schutzleiteranschluß, ein metallisches gehäuse wird niederohmig (direkt) mit dem schutzleiter verbunden
Schutzklasse 2: Schutzisoliert, das netzteil wird so im gehäuse isolier gekapselt bzw. aufgebaut , daß auch im fehlerfall kein leitendes teil zum gehäuse kommen kann und auch kein anderes leitfähiges teil (sekundäre verbraucher) netzspannung führen kann. klassisches beispiel ein cd-player oder eine stereoanlage. wenn dort netzschalter vorhanden sind, wird die netzleitung doppelt isoliert (also "normale" netzleitung mit mantel) bis zum schalter und zum netzanschluß gelegt und schalter & netzanschluß sind innen zusätzlich isoliert (kunststoffkappe, schrumpfschlauch ...)
schutzklasse 3: schutzkleinspannung, du nutzt einfach ein vorhandenes, externes netzteil und greifst dort nicht ein. so halten für die schutzmaßnahme andere hin. du darfst natürlich das netzteil nicht außerhalb der spezifikation betreiben (also zum beispiel nicht mit maximalem strom belasten, wenn es dafür nicht vorgesehen ist. steht ja in der regel drauf...)

für klasse 1 empfehle ich eine kaltgerätebuchse zu nehmen, die man aus nem alten PC-netzteil rausbaut. die bringen fast immer gleich einen netzfilter mit (entstörung ...) und gleichzeitig haben die direkt über die blechkappe optimalen schutzleiteranschluß. man braucht sich auch keine gedanken über die leitungsdurchführung und die zugentlastung machen. ganz nebenbei baumelt nicht immer ne strippe dran rum, wenn man das gerät umher trägt.

bei klasse 2 sollte man bei blechgehäuse die kabeldurchführung mit bedacht wählen, am besten was aus einem anderen "spendergerät" nutzen und nicht das rad neu erfinden.

apropo spendergerät: ein vorhandenes gehäuse zu nutzen und dort einfach eine neue frontblende draufzusetzen ist mitunter das einfachste und macht auch am wenigsten arbeit. so kann man sich um das wesentliche kümmern - nämlich die schaltung. ein neues gehäuse selbst zu bauen brauch mindestens die dreifache zeit wie der rest ;)

zurück zum gehäuse: holz ist tabu! laut anerkannten regeln der technik (VDE, DIN ...) ist ein gehäuse in schwer entflammbar zu gestalten. also nicht gerade den schuhkarton mit kerzenwachs verfeinern, sondern eher was aus geeignetem kunststoff oder blech. daher auch die idee mit dem spendergehäuse - das hat in der regel bereits geforderte eigenschaften.
ein PC-gehäuse zum beispiel ist auch sehr gut zu haben. komische plasterotz-blende runter, ne neue blende aus alu oder PVC drauf und schon ist ein schickes gehäuse fertig :-)
gut, präzises arbeiten, daß die optik stimmt (betriebsmittel nicht blind anordnen, sondern vorher mal probeliegen lassen, wie es gut aussieht und sinn macht)

lg axel
Lukas94
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Lukas94 »

Schonmal ein guter Ansatz wäre es,immer die berühmten 5 Sicherheitsregeln einzuhalten:
1. Freischalten
2. Gegen Wiedereinschalten sichern
3. Spannungsfreiheit allpolig feststellen
4. Erden und kurzschließen
5. Benachbarte spannungsführende Teile abdecken/abschranken

Klar, manche Fehler sind unter Spannung leichter oder überhaupt zu finden. Wenn man dann aber unüberlegt in seiner Schaltung rumfummelt kann das sehr unschöne Folgen haben.

Bei Arbeiten mit/an Netzspannung immer Hirn einschalten und vielleicht auch mal ne Sekunde länger überlegen als sonst. Wie sagte einer meiner Altgesellen: "Der FI is nur das letzte Sicherheitsnetz, kein Hirnersatz."

[OT]
"
sub hat geschrieben:Idr. zieht es nur, bei Drehstrom etwas mehr als bei 1phasig. Viel mehr passiert nicht, man erschreckt sich halt. Auf ner Leiter kann das wiederum ungünstige Folgen haben.
Übrigens sinds eher die 0815-Elis die Schäden produzieren, ich habe schon 2mal an Phasenschienen die ein Eli pfuschig abgeschnitten hatte (nicht zurückgeschoben, keine Endkappen) schön eine Gedengelt bekommen. Einmal an Drehstrom, gab dann auch ne kleine Medium-Rare-Hautstelle die lecker roch. ;-)
Strom wirkt erstmal wie nen guter Kaffee intravenös: Man ist erschrocken und hellwach. Das die Pumpe dabei geht ist eher ein Effekt vom Adrenalin und dem Fluchtreflex geschuldet. Die Geschichten mit Herzrythmusstörungen soll es zwar geben, passieren aber mMn eher bei Körperdurchströmungen, bei denen du aber dann gleich richtig flach liegst!


Wenn ich mal ganz doof fragen darf:
1. Was sind für dich "0815-Elis"?
2. Mit was für Sammelschienen hast du es zu tun? Wenn der normale Energie- und Gebäudetechniker (Elektriker, E-Installateur) an ne Sammelschiene packt, findet er sich in aller Regel im Krankenhaus wieder. Da sitzen teils Einspeisungen mit etwas mehr "Bums" dahinter. FI oder ähnliches gibts da nicht, die Sicherungen sind irgendwas in der Größe NH2.
[/OT]
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sub
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von sub »

0815-Elis halt, Dorf&Wiesen-Elektriker die bei Privatleuten in der Verteilung rumfuchteln.
Sammelschienen wie sie unter LS/FI-Automaten hängen.
D2O
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von D2O »

Interessantes Thema, ich kann nur mit weiteren Fragen beitragen.

Wie trenne ich 230V und Kleinspannungen auf der Platine so, dass ich keinenfalls die 230V an der falschen Stelle habe ?
Wo finde ich die Isolationsabstände?
Gemeinsame oder getrennte Erde ?
Welche Erde ans Gehäuse ?

Hat jeman parat, wo in den VDE man suchen muss ?

Danke, Matze
shaun
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von shaun »

Pi mal Daumen: 3mm wenn sekundär geerdet, 8mm wenn sekundär potenzialfrei sein soll.
Natürlich kann man mit geeigneten Fräsungen, Isolationen etc. da ganz kräftig nachhelfen, aber es soll ja überschaubar bleiben.
Wichtig ist natürlich, dass die Kriechstrecke sauber ist. Notfalls nach dem Reinigen Plastik 70 drüberjauchen.
Optokoppler gibt es zB mit auf 10,16mm gespreizten Beinen, um die Kriechstrecke für SK II hinzubekommen.
Immer gut absichern, wenn mit Stecker angeschlossen, kann Sicherung in L und N nicht schaden, ist bei einigen Gerätearten auch vorgeschrieben.
Burga
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Burga »

Ich bin echt überrascht wieviel wissen gerade hier zusammen kommt. Danke für die vielen Tips.
Das mit der Obstschale mach ich sowieso schon, bis jetzt hab ich sie zum Glück noch nicht gebraucht ^^
uxlaxel hat geschrieben:burga, du möchtest geräte selbst bauen und dort möglichst die vorschriften einhalten, ist das so richtig?
[...]
So ist es, solche Beschreibungen habe ich auch gesucht, ich will ja schließlich auch gut schlafen können, falls ich mal ein selbstentwickeltes Gerät am Netz betreibe
Felix_W
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Felix_W »

D2O hat geschrieben: Gemeinsame oder getrennte Erde ?
Welche Erde ans Gehäuse ?
Du meinst vermutlich, ob du den Schutzleiter mit der sekundärseitigen Masse verbinden sollst. Das bleibt dir überlassen und es hindert dich Niemand daran, bei einer galvanisch getrennten, sekundären Kleinspannung Plus mit dem PE zu verbinden, auch wenn mir dafür gerade keine Anwendung einfällt.
Was die Sicherheit angeht, wird zwischen Schutzkleinspannung (SELV) und schützender Kleinspannung (PELV) unterschieden. Und dann wäre da noch die Funktionskleinspannung (FELV) um noch mehr Verwirrung zu stiften. Infos dazu finden sich genug im Netz und Fachbüchern, ich halte das aber nicht für übermäßig relevant für private Basteleien.
D2O hat geschrieben: Hat jemand parat, wo in den VDE man suchen muss ?
Gute Ausgangsbasis für Alles, was mit Sicherheit zu tun hat, ist immer die VDE0100 ff., aber du wirst da Nichts suchen wollen, wenn du nicht unbedingt musst. Zum Einen hat man darauf keinen Zugriff, zum anderen fehlt es massiv an Übersichtlichkeit. Die von Axel genannten Auslegestellen ändern daran auch nichts, denn man darf weder Normen ausleihen, noch kopieren.

Noch kurz zum Thema Messkategorien (CAT-Rating):
Die Einstufung an sich hat nichts mit der maximalen Nennspannung des Gerätes zu tun. 1000V CAT I oder 300V CAT IV wären zwar wenig sinnvoll aber möglich. Es geht dabei nur um die zu erwartenden Kurzschlussströme und Spannungsspitzen, bei denen einem das Messgerät nicht um die Ohren fliegen darf. Deshalb haben beispielsweise Multimeter mit entsprechender Einstufung die erwähnten Sicherungen mit einem Abschaltvermögen von einigen kA DC. Dem Kfz-Schrauber hingehen reichen 5x20mm Glasrohrsicherungen völlig aus, die dann auch um etwa das 50-fache günstiger sind.
Das ganze ist in meinen Augen aber nicht sonderlich hilfreich, denn die Annahme, dass hohe Kurzschlussströme nur im Netz auftreten könnten, ist in Zeiten von potenten Hochspannungsakkus einfach nicht richtig. Und für Akkus und Batterien wäre ja CAT I ausreichend...

Ein(?) Tipp zum Schluss:
Verliere bei all dem Vorschriften- und Sicherheitswahn, der uns das (Berufs-)Leben schwer macht, nicht dein Ziel aus den Augen!
VDE und Konsorten sind mehr oder weniger hilfreiche Quellen wenn man sich absichern möchte oder was zum Argumentieren braucht, aber du solltest dir davon nicht deine Ideen nehmen lassen. Der gesunde Verstand und elektrotechnisches Grundlagenwissen sind weit wichtiger als irgendwelche Normen.
Was du Bauteilen zumuten kannst, findet sich in den Datenblättern der Hersteller, Isolationswiderstände sind Materialkonstanten und viele sonstige Anhaltswerte, wie die Belastbarkeit von Leitungen etc finden sich in Tabellenbüchern, von denen du dir unbedingt eines zulegen solltest.

Wie sich Körperdurchströhmungen und Schaltungsexplosionen vermeiden lassen, wurde ja schon hinreichend ausgeführt, also mal frisch ans Werk! ;)

Grüße, Felix
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Smily
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Smily »

Ich habe mir angewöhnt eine steckerleiste zu nehmen, die 2 polig schaltet und an einer der dosen hängt eine kleine schreibtischlampe auf dauer an.

Das spart mir das ewige steckergefummel und ich weiss sofort ob saft drauf is.
Lampe an, pfoten weg!

Bei angst kommt auch mal ein 60w leuchtobst in reihe davor.
Wenn das obst leuchtet, hätte es geknallt...
doofi
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von doofi »

xoexlepox hat geschrieben: Das bedeutet "Stecker raus beim rumfingern im Gerät". Aber bitte auch darauf achten, den richtigen Stecker zu ziehen! Klingt blöd, ist mir aber auch schon passiert :oops:
Richtigen Stecker reinstecken ist auch eine top-Idee.
Ich habe letztes Jahr mal rumgefrickelt und geistig umnachtet einen Stecker eingesteckt der in einem offenen Kabelende endete das mehr oder weniger in meinem Schoss lag *poff* (gab nen Eintrag in "keine gute Idee"...)
Mann bin ich da erschrocken. Ein Glück ist nix passiert und alles noch dran.
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uxlaxel
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von uxlaxel »

achja, nicht alles ist in der VDE zu finden. es gibt ja noch das gerätesicherheitsgesetzt oder so ähnlich. das müßte man ja im www finden. juris.de oder so
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Taunusbär
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Re: Umgang mit Netzspannung

Beitrag von Taunusbär »

Noch nen FI zwischen Trenntrafo und Prüfling. Evtl. sogar nen 3 oder 10mA-Modell.
Der bringt dir aber höchstens was wenn du die Sekundärseite des Trafo versehentlich erdest und dann einen Teil berührst.
Gegen 2-Poliges Berühren bringt weder ein Trenntrafo noch ein Fi was.

Gruß Martin
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