Strickmühle

[andreas6]

So eine Strickmühle ist eine nette voll mechanische Zutat, die einige langweilige Arbeiten beim Stricken sehr fix erledigen kann. Ist sie dann kaputt, ist der Ärger groß, weil man das von Hand gar nicht so schnell hin bekommt. Das ging meiner Frau vor einigen Tagen so. Es knirschte und knackte ein wenig, dann war die um 20 Jahre alte Strickmühle hinüber.

Nach der Zerlegung (Boden abnehmen, drei Rastnasen) fand sich ein Kegelzahnrad mit Karies hinter der Kurbel, es hatte seine Zähne gut im Gerät verteilt. Dessen Daten wurden aufgenommen und ein Ersatz gesucht. Es fand sich ein parametrisches Kegelrad unter der Nummer 1588110 bei thingiverse.com.

Die Openscad-Quelle war dabei, so ließ sich das gut anpassen. Das selbst gedruckte Kegelrad bekam 34 Zähne mit Modul 1 und ein paar leichte Größenanpassungen sowie zwei Wellenstummel verpasst; in einen wurde die vierkantige Kurbel eingepasst. Druck und Anprobe verliefen positiv, die Montage nicht.

Diese sinnreiche Konstruktion hat die Eigenart, dass die vier Nadeln leicht heraus fallen, aber unter keinen Umständen wieder einzubauen sind. Denn so viele Finger hat niemand, um die Nadeln alle gleichzeitig winklig in individuellen Höhen zu halten und den Rotor passend dazu von unten einzuschieben. Es geht aber viel einfacher. Man drückt den Deckel hoch (vier Rastnasen) und nimmt ihn ab. Damit ist die Nadelführung frei, die Nadeln können einfach in die (vorher gefetteten) Führungen des Rotors gesteckt werden. Deckel drauf, fertig ist die Montage.

MfG. Andreas

[Nello]

Respekt für die offensichtlich hochkompetente Reparatur! Kapiert habe ich allerdings fast nichts - ich weiß nämlich nicht, was eine Strickmühle ist, geschweige denn, wie so ein Ding funktioniert. Könntest Du den Gerät mal als Ganzes fotografieren?

Und: Kann man damit Kabel umgarnen?

[Azze]

Respekt für die offensichtlich hochkompetente Reparatur! Kapiert habe ich allerdings fast nichts - ich weiß nämlich nicht, was eine Strickmühle ist, geschweige denn, wie so ein Ding funktioniert. Könntest Du den Gerät mal als Ganzes fotografieren?

Und: Kann man damit Kabel umgarnen?

Kennst du die "Strickliesel"? Das ist die Urform und besteht im Grunde aus einem ca 12 cm langes Holzröhrchen mit vier oder mehr Drahtösen an der oberen Öffnung. Über die wird dann mit Wolle einmal rundum je eine Schlaufe gelegt und anschließend kann man mit einem Stäbchen aus Holz einen endlosen Schlauch "stricken", der durch das Röhrchen unten austritt. Die Strickmühle ist das selbe Prinzip, nur dass die Strickerei halbautomatisch durch das Drehen einer Kurbel erfolgt. Die gezeigten Haken laufen dabei reihum auf und ab und ziehen das vorgelegte Garn durch die zuvor erzeugte Masche.

Da die Teile gemeinhin als Spielzeug gelten, ist die Ausführung in solidem Krümelplastik nicht weiter verwunderlich. Für die Nutzdauer durch angesprochene Altersgruppe 5-12 Jahre reicht die Lebenszeit aus, vererben braucht (soll) man die aber wohl nicht wollen - im Gegensatz zum generationsübergreifenden Original aus Holz. Allerdings verlieren die Dinger ohnehin schnell an Reiz, zumal man mit dem Produkt "endloser viermaschiger Wollstrickschlauch" nicht allzu viel anfangen kann. Das enthusiastische "Mama, daraus stricke ich dir einen Gürtel!" sollte man als charmante Liebesbekundung würdigen, der praktischen Umsetzung mit diplomatischem Geschick jedoch sehr entschieden entgegen treten. Die "Fashion Week" gibt hier zwar keine eindeutige Handlungsanweisung, die Gerichte lassen "Notwehr" hier jedoch im allgemeinen als Strafminderungsgrund gelten...

Aber die Idee mit dem Kabelgespinst ist ja genial! Darauf wäre ich nie gekommen, dabei hatte ich die "Liesel" meiner Mädels schon zig mal in der Hand

[Nello]

Ah, Danke für die Ausführung! Ja, die Strickliesel kenne ich natürlich.

Die Idee mit dem Kabelgespinst ist ja genial!

Oh, Danke!
Ich war vor langer Zeit mal zu Gast in einer Kabelfabrik. Da gab es eine Art Karussels mit vielen, umeinander herumtanzenden Spulen auf dem Umfang. Das Kabel wurde von unten aufsteigend durch die Mitte geführt. So wurden da die Abschirmgeflechte gesponnen - mit variabler Schlaglänge, um Resonanzen zu vermeiden. Irre! Wenn man da eine Minute draufgeguckt hat, war man in Trance. Das Außengeflecht von Bügeleisenschnur haben sie auch auf diesen Dingern hergestellt. Eine der abgefahrensten Maschinen, die ich je gesehen habe.

[Azze]

Ein sinniger Anwendungszweck wäre tatsächlich die Umstrickung von Ladekabeln in unterschiedlichen Farben für die verschiedenen Familienmitglieder. Damit fällt hausintern dann endlich die Diskussion weg, wessen Kabel da gerade frevelhaft fremdmissbraucht wird

[MarkK]

Außerdem würde das ziemlich geil aussehen und so hergestellte Kabelbäume hätten echt einen persönlichen Touch... Ich glaube ich brauche so was (Projekt Nummer 47 ist also hiermit im Hinterkopf gelandet).

[Azze]

Kopfkino: Kabelbaum im Auto mit lurexdurchzogener türkisfarbener Angorawolle umschlaucht. Die Mechaniker würden Augen machen...

[andreas6]

Abnahme durch den strickenden Künstler ist erfolgt. Waf=grün. "So leicht lief die Mühle noch nie." Was doch ein wenig Fett in der Mechanik ausmacht.
Es ist übrigens nicht jeder Faden geeignet zum Verstricken mit der Mühle. Mit den Zugkräften an Zulauf und Ablauf kann man etwas experimentieren. Krokoklemmen und Sechskantmuttern sind bewährte Elemente dafür.

MfG. Andreas

[Marsupilami72]

Ich habe vor vielen, vielen Jahren irgendwo einen Artikel gelesen, da hatte sich jemand so eine Strickmühle außen ans Balkongeländer montiert und mit einem Windrad verbunden - das Teil hat dann je nach Windlast munter vor sich hin gestrickt. Auf dem Gehweg unter dem Balkon stand dann ein Korb mit einer Schere, und vorbeikommende Passanten konnten sich dann bei genügend vorhandener Länge einen Schal abschneiden.

Die Idee fand ich großartig, leider finde ich den Artikel nicht mehr.

[Finger]

Andys Funktionspunk, da war mal jemand zu Besuch mit einem Eigenbau um Kabelbäume zu umspinnen. Sehr eindrucksvoll. Andy kriegte sich auch kaum wieder ein. Hab’s gefunden. Vorsicht, sowas will man auch haben: https://m.youtube.com/watch?v=vUJEHGdk9UU

[Arndt]

Ob man den guten Mann mal zum Treffen einladen kann? Das wäre ein echtes highlight, wenn man sich da was machen lassen könnte
Geniale Maschine!

[andreas6]

Ozonsondenfaden lässt sich gut verstricken mit der Mühle. Ein fast voller UW1-60 wird so zu gut 2 Metern Schlauch mit etwa 8 mm außen. Altbestand von damals... Heute nimmt man wohl eher billige normale Abwickler ohne Alukern. Davon muss ich auch mal eine Strickprobe machen. Für irgendwas anderes taugt der billige Sondenfaden ja nicht. Verstrickt kann der deutlich fester werden.
Zulaufbremse auf Null, allein der zweifach eingefädelte Faden ist Führung und Bremse genug. Am Auslauf dürfen es mal 50 Gramm sein, da verträgt es gut Gewicht. Und immer schön nachsetzen, eine Wäscheklammer geht prima dafür. Zu beachten ist dass sich das Ergebnis dreht, es muss also frei pendeln können.

MfG. Andreas

[Gobi]

zum umstricken von Kabeln habe ich mit damals tatsächlich auch so ein Ding angeschafft (wo habe ich es hingeräumt?) haben dann aber schnell aufgegeben, weil dünnen (Näh-)Faden konnte es nicht gut verstricken, die Kabel mit Wolle hätten dann eher so einen Schal- Look..., obwohl - heute fände ich das auch lustig.
Zeig mal bitte, was du aus dem Faden gestrickt hast! Wie dick ist der?

[andreas6]

Zur Größenabschätzung die Schiebelehre. Die üblichen Wollfäden sind etwa auch so dick. Das hier ist reiner Kunststoff und recht stabil:

MfG. Andreas

[andreas6]

Sehr viel dünnere Fädchen gehen gar nicht. Sie werden zwar von der alten roten Strickmühle fehlerfrei verstrickt, allerdings ist das Ergebnis zu grobmaschig und zu locker. Das war jetzt Standard-Sondenfaden vom Vaisala-Abwickler. Der besteht nur aus vielen hauchdünnen Fasern parallel, hat keinerlei Umspinnung. Das billigste, wo gibt. Taugt zu nichts außer gelbem Sack.

MfG. Andreas

[Gobi]

Genau deshalb habe ich damalas auch aufgegeben... man hätte das Teil komplett neu konstruieren müssen. Da aber niemand versteht, wie eine Strickliesel funktioniert (Hexerei?) leider unmöglich
(es ist übriens häkeln und nicht stricken)


EDIT: dieser junge Mann ist das Thema weniger lasch angegangen als ich damals: https://www.youtube.com/watch?v=vUJEHGdk9UU

[andreas6]

Das ist aber eine ganz andere Technik. Der Kabelbaum wird umsponnen. Noch dazu mit recht vielen Fäden gleichzeitig. Das kann so eine simple Mühle nicht leisten.
Hier steht noch eine große Strickmaschine zur Instandsetzung und Nutzung, es ist garstig viel Mechanik daran. Vielleicht gehen damit größere Sachen mit mehreren Fäden.

MfG. Andreas

[Smily]

Meine tochter hatte mal so ein windiges plastikding, das genau nach dem system aus dünnen Fäden, irgendwelche Armbänder gehäkelt hat.

Es war dieses:
Angebot: Cool MAKER Maker Kumi Kreator Bead and Braider Studio - im Handumdrehen Armbänder und Halsketten flechten und verzieren, ab 8 Jahren https://amzn.eu/d/3JKNXd6


Damit könnte man auch sehr dünne Fäden nutzen.


Leider ist das aufgrund schlechter behandlung vor nem jahr defektiert.
Hätt ich das mal gewusst, dass man damit auch sinnvolles machen kann!

[Gobi]

oh wow, das sieht der Maschine schon SEHR ähnlich!! ich glaube, das muss ich kaufen

[Nello]

Ich werd bekloppt! Genau diese Prinzip haben sie im Kabelwerk auch! Aber dass man das auch so dermaßen schäbig bauen kann, ist schon schockierend. Immerhin: Vielleicht kann das Spielzeug ja als Vorlage für was robusteres dienen.

[Gobi]

bald müssen meine Kabel nicht mehr frieren!

[Julez]

Wem einfaches Tape genügt, mag hier Inspiration finden:

https://hackaday.com/2023/04/28/auto-ta ... anagement/
https://hackaday.com/2024/01/12/wiring- ... ts-a-wrap/
https://hackaday.com/2023/02/26/diy-too ... -a-breeze/

[Smily]

Ich werd bekloppt! Genau diese Prinzip haben sie im Kabelwerk auch! Aber dass man das auch so dermaßen schäbig bauen kann, ist schon schockierend. Immerhin: Vielleicht kann das Spielzeug ja als Vorlage für was robusteres dienen.

Manchmal wäre es echt schön, so krempel abzuformen und in Metall zu gießen...

[Gobi]

bekomme tatsächlich das Ding nicht auseinander ohne Gewalt, muss es aber, da ich die Mitte frei brauche um die Kabel durch zu führen. Leider dreht sich alles um die Mittelachse.
Die Röllchenhalter haben noch Schrauben, das wäre die letzte Option, daß sie alle erst mal ab müssen und dann nach oben..

[Burnie]

oder einfach die Schraube in der Mitte raus und ne Bohrung setzen für passendes Röhrchen als Drehachse?
Geht sowas?

[RMK]

da wird ein Rudel Zahnräder drunter sein....

[Gobi]

Die Drehachse war eingepresst. Was darunter ist, ist gar nicht trivial:
Das kleine Zahnrad in der Mitte muss feststehen, wärend der ganze Rest sich darum dreht. Dadurch kommen die schwarzen Teile nur in mathematischer Teilung in Eingriff , nehmen 2 Spulen raus und an einer anderen freien Stelle wieder rein... um das umzubauen muss ich weiter zerlegen, mal sehen ob ich das hinbekomme.