140 kWp PV Anlage reparieren

Der chaotische Hauptfaden

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Jch
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140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Jch »

Hallo zusammen,

mein Kumpel hat auf seinem Stall eine 140kWhp PV Anlage im Jahre 2012 montieren lassen. Der Installateur und Importeur ist insolvent und man bekommt keine Infos mehr heraus. Die Wechselrichter hören auf den Namen Sunville 10000x und sehen ungefähr so aus:
PXL_20231104_095546248.jpg
PXL_20231104_095519222.jpg
In diesem Jahr hat sich herausgestellt, dass viele Wechselrichter Fehler werfen. Teilweise ganz ohne zusammenhang. Teilweise nur Mittags im Hochsommer, teilweise auch noch im September/ anfang Oktober. Manche werfen Fehler sobald die Sonne da ist.

Die Fehlerklasse "hat mittags häufiger Fehler als morgens/abends" habe ich mal in die Kategorie "Recap" reingeschmissen und siehe da: Nachdem die Elkos rund um den LM7805 getauscht wurden liefen die Dinger wieder einwandfrei.
Das sieht man auch an den Bildern hier, dass das mittlere Flachbandkabel einseitig braun/schwarz gefärbt ist weil es so heiss wurde. Die Wärmebildkamera hat morgens bei 15°C Außentemperatur mit offenem Deckel Werte im jenseits der 80°C aufgezeichnet. Nun hat der LM8705 einen kleinen Kühlkörper drauf und frische Elkos im Einzugsgebiet bekommen und läuft nun auf ca. 65°C bei ähnlichen Bedingungen.
Das finde ich zwar immernoch zu heiss, aber die WR laufen erstmal. (bis auf einem der immernoch Isolationsfehler morgens oder bei Regen meldet. Aber da ist ein String defekt und ich muss da mal aufs Dach un das kontrollieren)

Dann habe ich noch einen der ständig "DC Sensor Fehler" meldet. Aber hier hat ein Recap nix gebracht. Auch wenn ich die Prozessorplatine von einem guten WR quertausche bleibt der Fehler auf dem Mainboard.
Dann habe ich das Monstrum zerlegt (ist extrem Wartungsunfreundlich aufgebaut) und die DC Sensoren (LEM HX 15-P) ausgelötet und auf dem Tisch getestet. Dazu habe ich +/-15VDC angelegt und den Ausgangspin mit 10kOhm gegen GND verbunden und ein Oszi angeklemmt. Mit einem 0-5A Labornetzteil habe ich den Laststromkreis simuliert und auf dem Oszi war eine schöne gerade Linie zwischen 0 und 1,33V (15A/4V * 5A) bekommen. Bei allen drei Sensoren. Somit denke ich, dass diese OK sind. Oder seht ihr hier einen Fehler im Vorgehen?
DCSensor.jpg
DC Sensor_.jpg
DC Sensor.jpg
Dann habe ich das ganze Teil nochmals genauer angesehen und nicht viel feststellen können außer diese komischen LInien:
vmtl. Eingang zur Netzteilplatine.jpg
Ist das ein Überspannungswanderweg? Das sind 4* 47kOhm in Doppel-Reihen-Parallelschaltung. Die scheinen auch warm zu werden, da die Leiterplatte im Querschnitt ein bisschen dunkel verfärbt ist. Ist vermutlich die Versorgung der Netzteilplatine.
Vermutlich bekomme ich die Netzteilplatine nicht herausgelötet.

Laut der Bedienungsanleitung vom Wechselrichter soll man ein Firmwareupdate durchführen, aber es ist nirgends eine Firmware im Netz zu finden oder eine Anleitung wie das bei diesem Modell geht. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, dass die FW das fixen könnte, da ich ja die Prozessorplatine schon getauscht habe.

Hier noch ein paar Bilder:
PXL_20231104_100003214.jpg
PXL_20231104_095950948.jpg
PXL_20231104_095902683.jpg
In dem PV Forum hat es auch schonmal einer versucht und ist nicht weitergekommen. Aber derjenige hatte auch nur einen Wechselrichter und nicht 10 Stück davon.

Da hier alle Wechselrichter mit einem Bussystem verbunden sind und bei Bedarf vom Netzbetreiber gedrosselt werden können, kann ich nicht einfach einen Sunville gegen einen anderen Hersteller austauschen. Somit müsste ich alle vorhandenen Wechselrichter (ca. 12 bis 14 Stück) austauschen was wirtschaftlich leider nicht so toll ist.
Auch wurden im Jahre 2020 schonmal 4 oder 5 Wechselrichter getauscht. Aber einer von diesen "neuen" WR liegt gerade auf meiner Werkbank mit "DC Sensor Fehler". Der hat auch gerade erstmal 40000kWh produziert. Die alten aus dem Jahre 2012 haben schon 100-120MWh auf der Uhr.

Habt Ihr Ideen wie ich weitermachen könnte?

Grüße
Jch
Zuletzt geändert von Jch am Sa 4. Nov 2023, 12:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Jch
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Jch »

Wo lösche ich diesen Post?
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ferdimh
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von ferdimh »

80°C ist für einen 7805 noch gemütlich, die können ordentlich was ab.
Problematisch wirds nur, wenn das dabei auch die Elkos heizt (was er ja offensichtlich auch tut).

"DC-Sensor" ist ein relativ unspezifischer Begriff. Das kann auch einen Spannungssensor meinen, der vermutlich irgendwo aus hochohmigen Widerständen gestückelt wurde.

Diese Spuren gehören da in jedem Fall nicht hin. Ich glaube nicht, dass sie mit dem Problem zusammenhängen, aber ich würde sie einfach mal wegproxxonisieren und gucken was passiert.
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Roehricht
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Roehricht »

Hallo,

die WR scheinen wohl thermisch "gealtert" zu sein. Alles nachlöten und neue Elkos, könnten helfen. Aber es kann sein, wenn die wieder richtig arbeiten das sich dann nach und nach Leistungshalbleiter verabschieden.

Wenn das Zeug grenzwertig ausgelegt und schlecht gekühlt wird ist irgendwann Ende. Wenn neuer WR gekauft werden drauf bestehen das es Schaltpläne dazugibt. Wenn nicht, nicht kaufen.

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Wolfgang
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Jch
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Jch »

ferdimh hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 13:42 "DC-Sensor" ist ein relativ unspezifischer Begriff. Das kann auch einen Spannungssensor meinen, der vermutlich irgendwo aus hochohmigen Widerständen gestückelt wurde.
Ja das stimmt. Wenn ich aber die Werte auf dem Display auslese stehen überall realistische Werte drauf. Der WR hat drei Stringeingänge. Zum testen stecke ich immernur einen an. Die Spannung stimmt und wenn er sich mal einen Strom gönnt, dann stimmt auch dieser. Das macht den Fehler ja leider auch so merkwürdig.
Roehricht hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 13:48 Wenn das Zeug grenzwertig ausgelegt und schlecht gekühlt wird ist irgendwann Ende
Stimmt, aber das thermische Design im Innenleben sieht mies aus, da es schnell zu über 60°C Gehäusetemperatur kommen kann. Die Leistungshalbleiter sind OK gekühlt.
Roehricht hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 13:48 as sich dann nach und nach Leistungshalbleiter verabschieden.
das wäre wenigstens ein Fehler den man leicht finden und beheben kann. Aber das Problem hatte ich bisher noch nicht.

Grüße
Jch
jodurino
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von jodurino »

Jch hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 12:50 Wo lösche ich diesen Post?
Mach Dich mal mit den Strings vertraut in den Jahren war es durchaus üblich die Strings mindestens 10%zu hoch zu machen damit die Wechselrichter früh morgens schneller starten

Auf Kosten der Haltbarkeit

Der Bus sollte da ein RS485 sein
Ist da auch so ein Solarlog installiert?
xanakind
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von xanakind »

Roehricht hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 13:48 Wenn neuer WR gekauft werden drauf bestehen das es Schaltpläne dazugibt. Wenn nicht, nicht kaufen.
Gibt es auf dem Markt denn tatsächlich Hersteller die das wirklich machen?
Kann ich mir irgendwie nicht wirklich vorstellen und wenn, dann sind da im Service Menü dann noch sicherlich lustige Passwörter versteckt, an die man nach 5 Jahren nicht mehr rankommt.
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Jch
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Jch »

jodurino hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 15:40
Jch hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 12:50 Wo lösche ich diesen Post?
Mach Dich mal mit den Strings vertraut in den Jahren war es durchaus üblich die Strings mindestens 10%zu hoch zu machen damit die Wechselrichter früh morgens schneller starten

Auf Kosten der Haltbarkeit

Der Bus sollte da ein RS485 sein
Ist da auch so ein Solarlog installiert?
Ja, es ist ein Solarlog verbaut. RS485 ist mir klar, aber das Protokoll was gesprochen wird ist bestimmt nicht mit Fronius oder SMA konpatibel. Damals hat doch jeder sein eigenes Süppchen gekocht.

Was meinst du mit 10% zu hoch machen?
Spannung zu hoch oder die Nennleistung der Platten?
Till
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Till »

Also erfahrungsgemäß werden die dich die nächsten Jahre mehr und mehr ärgern.
Vom Alter her muss die Anlage ja noch gut 10 Jahre machen, daher würde ich da nicht zu viel Energie in die Reparatur stecken.
Es gibt mittlerweile gute wechselrichter in der 60-70kw life deutlich unter 8000€, wenn es örtlich funktioniert würde ich davon 2 kaufen und du hast Ruhe. Zumal es ja im Prinzip ein „unternehmen“ ist.

Wenn die Vergütung erst ausgelaufen ist wird man erst recht nicht mehr bereit sein das Geld zu investieren, da würde ich es lieber jetzt machen und mich dann entspannt zurücklehnen.
Bei der anlagengröße und Investitionssumme zu der Zeit sind derlei Reparaturen von Anfang mit eingepreist.
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Roehricht
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Roehricht »

Hallo,

Gibt es auf dem Markt denn tatsächlich ... rankommt.

Doch die gibt es, z.B. die Firmen Benning und Eletroautomatik. Man kann ja bei den Firmen anfragen wenn man sich Angebote einholt.

80°C ist für einen 7805 noch gemütlich, die können ordentlich was ab.
Ja das können die tatsächlich. Ich hatte mal einen der hat sich aus der Schaltung ausgelötet und herausgefallen. Danach war der noch heile.
Aber auf Dauer wird die lebensdauer doch arg verkürzt.

das wäre wenigstens ein Fehler den man leicht finden und beheben kann. Aber das Problem hatte ich bisher noch nicht.
Bei höheren Betriebsspannungen schlägt der Blitz denn auch gerne mal in die Treiberschaltung durch, so richtig mit Leiterbahn verdampfen und ähnliches. Da artet das hinterher in Drahtverfolgungstechnik und heiteres Chip raten aus. :mrgreen:

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Jannyboy
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von Jannyboy »

ferdimh hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 13:42 80°C ist für einen 7805 noch gemütlich, die können ordentlich was ab.
Problematisch wirds nur, wenn das dabei auch die Elkos heizt (was er ja offensichtlich auch tut).
Es gibt von Recom Ersatzmodule mit DC/DC Wandler die einen 1:1 Ersatz für einem LM7805 sind.

https://recom-power.com/de/products/swi ... ators.html

Grüße Jan
jodurino
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Re: 140 kWp PV Anlage reparieren

Beitrag von jodurino »

Jch hat geschrieben: Sa 4. Nov 2023, 15:50
Ja, es ist ein Solarlog verbaut. RS485 ist mir klar, aber das Protokoll was gesprochen wird ist bestimmt nicht mit Fronius oder SMA konpatibel. Damals hat doch jeder sein eigenes Süppchen gekocht.

Was meinst du mit 10% zu hoch machen?
Spannung zu hoch oder die Nennleistung der Platten?
Ja zu viel Gesamtspannung pro String

Wie war das noch hm habe 2015 das letzte Mal eine große Anlage umgestringt und die mit Huawei Wechselrichter ergänzt

Der Solarlog gibt die Meldung an die Wechselrichter weiter zum Abschalten
Diese sollte auch von anderen im System erkannt werden.
Oder hatte ich für die neuen einen weiteren RS485 Bus gemacht

Hm
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