Das muss aber nicht so sein: Mit gutem Rostschutz kann man die Korrosion an Fahrzeugen Jahrzehnte lang vermeiden. Das lohnt sich ja besonders bei den Fahrzeugen, die auch hier im Forum in jahrelangen Mühen restauriert werden.
Wie das am besten geht, soll in diesem Thread diskutiert werden.
Die ersten drei Teile behandeln diese Themen:
1) Theorie, Rostschutztests, Materialien und deren Zubereitung
2) Druckbecherpistole und Sprühdüsen
3) Vorgehen am Fahrzeug
Ich habe einige Galerien erstellt.
Rostschutztests:
https://imgur.com/a/s8msiFN
Fettfass und Filterung:
https://imgur.com/a/I93PXZG
Sprühpistole und Düsen:
https://imgur.com/a/ts58MFF
Vorgehen am Fahrzeug:
https://imgur.com/a/ZXCeERY
Die direkt eingebundenen Bilder können folgendermaßen in voller Auflösung dargestellt werden:
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Teil eins:
Theorie, Rostschutztests, Materialien und deren Zubereitung
Fangen wir also zunächst an mit Methoden, die nicht funktionieren. Alle Beschichtungen, die in irgendeiner Form aushärten können, sind ungeeignet. Hierzu zählen Lacke, Farben, Bitumen, Teer, PU-Beschichtung, etc. Diese Beschichtungen bilden Risse, durch welches sich feuchte Rostnester hinter der Beschichtung bilden. Das schlimmste ist, dass man davon überhaupt nichts mitbekommt, bis es zu spät ist. Bei meinem Toyota Carina E war die einzige Stelle, die komplett durchgerostet ist, auch die einzige Stelle, die mit irgendeinem Kunststoff eingeschmiert wurde (Radkasten hinten). So sah es aus:

Was also ist die Lösung?
Man braucht ein Mittel, welchen flüssig und weich genug ist, um Oberflächen-Rost zu durchtränken und die Sauerstoffzufuhr zu unterbinden. Es muss auch in Spalten und Falze vordringen können und sollte auch Flächen benetzen, die verpasst wurden.
Gleichzeitig sollte es Spritzwasser und Regen standhalten und nicht leicht ab- und ausgewaschen werden.
Zum Glück gibt es so ein Mittel: Vaseline.
Bei sommerlichen Temperaturen wird sie weich an der Grenze zur Dickflüssigkeit. Hier kriecht und fließt sie und durchtränkt und benetzt wirklich alles.
Wenn es dagegen regnet, sind die Temperaturen niedriger, und hier wird die Vaseline fest wie Butter im Kühlschrank. Dieses Verhalten ist ideal und der Grund dafür, warum Mittel, welche Vaseline enthalten, so gut funktionieren, wie auch mein Rostschutztest zeigt.
Das bekannte und zurecht berühmte Mittel von "Mike Sander", umgangssprachlich "Mike Sanders" genannt, besteht bekanntlich aus Industrie-Vaseline mit 10% Bienenwachs.
Ich weiß jetzt nicht, ob das Bienenwachs so einen großen Unterschied macht. Wenn ich also im Folgenden von "Vaseline" schreibe, dann kann man sich genauso gut "Mike Sanders" denken.
Auch für die Elektrik ist Vaseline hervorragend geeignet: Wenn ich irgendwo am Fahrzeug Klappwagos einsetze, fülle ich diese vorher mit Vaseline mittels einer medizinischen Spritze, bevor ich die Kabel einschiebe. So ist auch Sprühnebel im Motorraum kein Problem mehr. Auch sonstige Steckverbinder etc. werden gut mit Vaseline versorgt vor der Montage bzw. dem Zusammenstecken.
Ein weiterer Vorteil der temperaturabhängigen Viskosität von Vaseline ergibt sich bei deren Verarbeitung am Auto: Wird sie auf das kältere Blech gesprüht, wird sie sofort fester, und rinnt nicht nach unten weg wie es z.B. ein zu dick aufgetragener Lack tun würde. Somit sind problemlos Schichtdicken von mehrenen Millimetern möglich! Dies ist auch ein Grund, warum Vaseline bei den Rostschutztests von Autobild etc. so gut abschneidet: Man kann einfach massig mehr Material auftragen, als dies mit ihrgendeinem traurigen Sprühöl möglich wäre.
Manche Leute argumentieren, dass Mike Sanders überteuert wäre und man es sich besser aus Vaseline mit 10% Bienenwachs selber mischen sollte. Ich kann mich dem nur bedingt anschließen. Nur wenn die eigene Zeit wirklich gar nichts wert ist, sollte man hier einen Versuch wagen. Zu bedenken ist auch, dass man das Bienenwachs nicht einfach so dazuschmelzen sollte: Es hat Schwebstoffe, die ausgefiltert werden sollten. Den Vorgang habe ich weiter unten beschrieben.
Allgemein kann ich also mit meiner Erfahrung empfehlen, direkt Mike Sanders zu beschaffen.
Eine Alternative wäre natürlich, reine Vaseline zu verwenden oder diese mit Seilfett zu mischen, welches aber wiederum auch gefiltert werden sollte.
Seilfett als alleinige Komponente wird auch oft genannt. Dieses hat den Vorteil, bei Raumtemperatur schon schön flüssig zu sein. Das liegt aber am Lösungsmittel, und wenn dieses weg ist, wird es ziemlich hart. Fließwirkung ist kaum noch vorhanden. Deswegen rate ich davon ab, es alleine zu benutzen. Gemischt mit anderen Mitteln aber, wie Vaseline oder Mike Sanders, ist es geeignet, die Festigkeit des Endprodukts einzustellen. So war es bei meinem Rostschutztest z.B. deutlich schwieriger, die Blechplatten zu reinigen, wenn Seilfett dazugemischt war.
Dementsprechend kann eine guter Anteil Seilfett in der Vaseline durchaus eine gute Idee sein, wenn es um die Beschichtung von Radkästen geht. In Hohlräumen dagegen hat Seilfett nun wirklich gar nichts verloren.
Zu Fluidfilm und dergleichen kann ich mangels eigener Erfahrung nicht viel sagen. Ich habe allerdings gelesen, dass sie nicht lange halten, man also jährlich nachsprühen muss. Das wäre nix für mich.
Es gibt auch erfolgreiche Mittel, die flüssig bleiben, wie z.B. das sog. Mönnich-Fett. Dieses wird vom Autohaus "Gerd Mönnich" in Rastede, Nordeutschland, vertrieben. Früher wurde es verschickt, heutzutage muss man selber da vorbeifahren, so meine letzte Information. Man sollte einen Eimer mit Deckel mitnehmen. Es in Kanister abzufüllen ist irgendwie schwierig und mit Wartezeit verbunden.
Meine Erfahrung ist, dass es sich am besten verarbeiten lässt, wenn etwas Waschbenzin zugemischt wird, um die Flüssigkeit zu verbessern.
Auch das KSD-Kaltfett soll an dieser Stelle noch genannt werden als Alternative.
Wichtig ist allerdings, zu verstehen, dass diese beiden Kandidaten nur für Hohl- und Innenräume wie Schweller, Türen, Klappen und Hauben etc. verwendet werden.
Sie sind nicht spritzwasserfest und somit für Radkästen und Unterboden nicht geeignet!
Dies spiegelt auch mein Rostschutztest wieder, welche die Materialien 2 bzw 2,5 Jahre den Elementen und freiem Regen aussetzte.
Hierzu habe ich Blechplatten sandgestrahlt, mit dem jeweiligen Mittel beschichtet und dann in einer Haltevorrichtung auf das Garagendach gelegt:

Der erste Test:

Die Ergebnisse:




Mönnich-Fett nicht für Außenanwendung geignet:

Leinöl, naja (Hinweis: Owatrol ist Leinölfirniss mit Waschbenzin verdünnt):

Überraschend gut: Liqui Moly Bootsfett:

Der zweite Test:

Ergebnisse in Bezug auf Vaseline gleich wie oben.
KSD-Kaltfett nicht für Außenanwendung geignet:

Kommen wir nun dazu, wie diese Mittel angemischt und dosiert werden.
Es ist wichtig, zu verstehen, dass dieses Hohlraumgesprühe absolut keinen Spaß macht. Man ist dreckig und schmierig, alles klebt und ist rutschig, und man will auch einigermaßen schnell fertig werden. Daher ist es absolut wichtig, dass das eingesetzte Werkzeug und Zubehör prozesssicher funktioniert, und man nicht von irgendwelchen Nervereien und zeitraubenden Kleinvorgängen aufgehalten wird. Daher habe ich meine Ausstattung mit durchaus erheblichem Aufwand optimiert. Manch einer, der das professionell auf Youtube macht, hat mehr Umstände.
Was man z.B. immer wieder sieht, ist dass Sprühdüsen und Schläuche verkleben, weil das Material in Pausen erkaltet und aushärtet. Dies lässt sich einfach vermeiden, indem man der Vaseline eine gewisse Menge Waschbenzin beimischt. Die grundsätzliche Handhabung bleibt die gleiche, aber das Material bleibt zuerst noch ausreichend flüssig, um temperaturunabhängig durch den Schlauch geblasen zu werden. Die Beigabe von Seilfett zur Vaseline hat den gleichen Effekt, da in Seilfett viel Lösungsmittel ist.
Wichtig ist, die Vaseline gut dosieren und abfüllen zu können. Es ist wirklich nervig, mit irgendwelchen Schöpfkellen, Trichtern oder schweren Kochtöpfen hantieren zu müssen. Erschwerend ist, dass sie auf mindestens 100°C oder so erhitzt werden muss. Dies erfolgt idealerweise in dem "Schmelzautomat" von Mike Sander. Dieser hat eine Temperaturregleung sowie einen Überhitzungsschutz.
Ich persönlich habe extrem gute Erfahrungen mit einem 20l Stahlfass von eBay gemacht. Um dieses wird, um Wärmeverlust zu verhindern, selbstklebender Neoprenschaum 10mm geklebt. Es kann problemlos auf einer Elektrokochplatte aufgeheizt werden. Meine Erfahrung ist: Man benötigt ca. 1h Vollgas, bis ein zu 2/3 gefülltes Fass durchgewärmt ist. Danach reicht die halbe Leistung, um die Temperatur zu halten. Man sollte aber sehr aufpassen, das Fass nicht zu überhitzen! Dann droht ein Fettbrand, und wenn Lösungsmittel im Material vorhanden sind, ist auch Vorsicht geboten. Man sollte immer in der Nähe bleiben. Ein Feuerlöscher sollte stets bereit stehen. Der Deckel sollte ohne Spannring stets aufliegen.
Eine Absicherung wäre, einen temperaturgesteuerten Schalter zu verwenden, der die Leistung der Kochplatte verträgt:
https://www.amazon.de/dp/B09NPZ694K

Ein Ablasshahn aus Edelstahl leistet gute Dienste. So kann das Material schnell und kleckerfrei in die Normdosen gefüllt werden, welche in der Druckbecherpistole zum Einsatz kommen:
https://de.aliexpress.com/item/1005002130595634.html

In den Deckel wird zur Entlüftung ein Messingröhrchen eingelötet. Nach der Beendigung der Arbeiten kann der Deckel wieder mit dem Spannring montiert werden. Der Stopfen sollte aber auf das Messingröhrchen erst dann wieder aufgesetzt werden, wenn das Fass auf Raumtemperatur abgekühlt ist.


Nun kann man anfangen, z.B. Vaseline und Seilfett zu mischen:

Es ist aber wichtig, dass sowohl Seilfett als auch Bienenwachs vorher gefiltert werden! Diese Mittel enthalten Schwebstoffe, welche nervigerweise die Sprühdüsen verstopfen können.
Das wird so gemacht:
Man nimmt eine leere Dose (Bremsenreiniger) und entfernt Boden und Deckel.

Unten wird mit Draht ein sehr feines Edelstahl-Mesh-Gitter befestigt:


Die Materialien müssen sehr heiß und dünnflüssig sein, um gut durch den Filter zu laufen. Es bietet sich ein alter russischer Wasserkessel an:

Wenn das Material anfängt zu dampfen oder rauchen, ist die Temperatur hoch genug:

Auch Seilfett muss sprudelnd sieden vor der Filterung:

Hier die Rückstände des Bienenwachses:

Die Rückstände vom Seilfett sind so grob, dass sie sogar im Kessel zurückbleiben:

Zum Aufheizen des Fettfasses dient eine alte Elektrokochplatte. Auch hier gilt, dass das Material heiß genug ist, wenn es zu dampfen beginnt:

Zur Durchmischung dient ein Metallpropeller an einem schnell laufenden Akkuschrauber:

Um die letzten Reste aus den Liefergebinden zu bekommen, kann man diese im Backofen auf ca. 60°C erwärmen:

Ein anderer wichtiger Aspekt des Rostschutzes sind festgegammelte Gewinde. Um dies zu vermeiden, wurde lange Zeit Kupferpaste eingesetzt. Viel besser ist aber kupferfreie Gewindepaste, auch weil diese kein Aluminium angreift.
Einer der besten Deals bei eBay ist seit langem "NASP Anti-Seize". Mit einem 500g-Pott kommt man ein Leben lang aus. In eine 20ml Spritze abgefüllt passt es in jeden Werkzeugkasten und lässt sich hervorragend dosieren. Ich behandele jede Schraube am Fahrzeug damit. Wer ein neues Fahrzeug hat, sollte damit auch vorsorglich Schrauben am Auspuff, am Turbo, an der Lambdasonde etc. behandeln. In einigen Jahren wird man sich selbst danken.
https://www.ebay.de/itm/273287204453

Zweiter Teil:
Druckbecherpistole und Sprühdüsen
Galerie:
Sprühpistole und Düsen:
https://imgur.com/a/ts58MFF
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Hier ist der Krempel in loser Aufschichtung, den ich hier vorstellen möchte:


Als Kompressor genügt die 1,2kW Baumarktklasse. Man muss ja nicht durchgängig minutenlang sprühen. Ich habe dennoch einen ständig laufenden Zusatzlüfter unter der Abdeckung angebracht, damit der Zylinder auch gekühlt wird, wenn der Motor nicht läuft.
Behandeln wir nun die Druckbecherpistole. Das beste Werkzeug ist die "Vaupel 3000 DVR", genau diese und keine andere.

Sie hat viele Vorteile:
- Das Material muss nicht direkt eingefüllt werden; man benutzt statt dessen 1l Normdosen in der Pistole. So kann man schnell zwischen verschiedenen Materialien wechseln, ohne den Tank reinigen zu müssen.
- Da das Material nicht an der Außenwandung des Tanks anliegt, sondern sich zwischen Dosenwandung und Tankwandung ein Luftpolster befindet, ergibt sich eine Isolierwirkung. Das Material bleibt länger heiß.
- Es lassen sich Gesamtdruck, Materialdosierung und Tankförderdruck separat einstellen.
Einige Verbesserungen lassen sich trotzdem noch vornehmen. Die starre Schlauchanbindung ist hinderlich und nervig, vor allem, wenn man keine Hebebühne hat und unter dem Auto herumkriechen muss. Abhilfe schafft ein Druckluftgelenkanschluss. Da alle gleichermaßen schlecht gefertigt sind, kann man auch gleich den billigsten nehmen:
https://www.pollin.de/p/daytools-druckl ... lig-502204

Die Probleme dieser Anschlüsse sind folgende:
- Die Dichtungsringe sind nicht fett- oder benzinbeständig. Da kann allerdings der Hersteller nix für, wir müssen dann halt Dichtungsringe aus NBR-Material mit den Abmessungen D16 x d11,6 x s2,2mm einbauen.
- Wenn wir das machen, stellen wir fest, dass die glatten Bohrungen, durch welche die O-Ringe bei der Montage der Einzelteile geschoben werden, nicht entgratet sind im Bereich der Querbohrung, in deren Verlängerung sich die Anschlussgewinde befinden. Bei der Montage werden die O-Ringe also von den scharfen Kanten beschädigt. Um dies zu vermeiden, nimmt man einen großen Kugelschleifstift und verrundet die entsprechenden Kanten. Nun lassen sich die O-Ringe, mit etwas Vaseline geschmiert, einwandfrei montieren.
Ebenfalls empfielt es sich, die Pistole bzw. den Druckbecher außen mit 3mm starkem selbstklebendem Neopren zu isolieren. Damit das nicht alles vollschmiert, wickelt man stramm Gaffa-Tape drumrum, und erhält eine abwischbare Oberfläche.
Der Druckbecherboden wird unten angebohrt, um eine M4 oder M5 Schraube mit Gegenmutter montieren zu können. Diese wird mit Klebstoff oder Dichtmasse montiert und ragt 10mm hervor.

Dies erlaubt, die Pistole mittels einer Flügelmutter auf einen Standfuß schrauben zu können, der die Standfestigkeit drastisch erhöht und ein Umkippen verhindert, auch wenn am Schlauch hantiert wird. Als Standfuß kommen folgende Hilfsmittel in Frage:
- Frisbeescheibe
- Plastikteller vom Camping
- Abgesägter Eimerboden mit 2cm Rand stehen gelassen

Kommen wir nun zu den handgeführten Düsen. Ich habe an diese Druckluftanschlüsse montiert (löten oder Loctite Welle/Nabe), so ist man flexibler als mit einem fest montierten Schlauch:

Es gibt eine mit festem 90° Sprühwinkel und eine mit verstellbarem Sprühkopf. Diese werden jeweils aus konventionellen Hakendüsen umgebaut:

Konventionell Hakendüsen haben den Nachteil, dass sie sich nur schwer in Hohlräume stecken lassen, obwohl sie ja eigentlich dazu gedacht sind. Man muss sie mühsam durch die Zugangsöffnungen einschwenken und kann sie dann noch nicht einmal anständig darin drehen, da der 90° Bogen dauernd irgendwo anstößt.
Viel besser ist es also, den Bogen abzuschneiden, das Ende zu verlöten, und in geringem Abstand eine 1,2mm Bohrung anzubringen im 90° Winkel. So kann man auch 90° Sprühen, aber man kann das Ende sehr leicht einführen und stets ungehindert drehen.
Etwas komplizierter ist es, die Düse mit verstellbarem Sprühkopf zu fertigen.

Hierzu benötigt man eine konventionelle Hakendüse, eine 6-kant Verschlusskappe G1/8 aus Messing, und eine "Winkeleinschraubverschraubung, drehbar G1/8, 6/8mm Schlauch".

In die Verschlusskappe mit geplantem Kopf wird eine "Halbbohrung" eingearbeitet, welches am Besten mit einem Gegenstück funktioniert:




In diese "Halbbohrung" wird das Ende der gekürzten Hakendüse eingelötet. Auf die korrekte Ausrichtung deren Griffes ist zu achten:



Von innen werden Durchgangsbohrungen angebracht und sauber entgratet:

Die Schlauchtülle der Winkelverschraubung wird entfernt und der Bereich sauberst plan geschliffen. Eine Blende wird aus einer Kunststoffplatte (z.B. Eimerdeckelmaterial) gefertigt mit einer 1,2mm Bohrung:

Die Blende wird mittels der Überwurfmutter verschraubt:

So ergibt sich ein flexibeles Sprühwerkzeug, mit dem man sehr gut den Unterboden und die Radkästen besprühen kann, egal wie verrenkt und verknotet man gerade unter dem Auto liegt.
Bei den Hohlraumsonden verwende ich die gebohrte und die geschlitzte Version:


Weitere Sprühwerkzeuge:
Dünne 4mm Schläuche, falls man mit den 6mm dicken nicht weiter kommt. Diese eignen sich z.B. gut, um die Heckklappe zu versiegeln. Man nimmt die Gummidichting ab, durch welche die Kabel für Rücklichter etc in die Heckklappe laufen. Neben den Kabeln kann dann der Schlauch in den Rahmen eingeführt werden. So kann man zumindest in die obere Hälfte der Klappe Material einbringen. Bei der unteren Hälfte hilft nur, die Innenverkleidung loszunehmen.
Die Düse ist eine durchbohrte Edelstahl-Madenschraube:

90° Version:
Normale Madenschraube, seitliche Bohrung im Schlauch:

Adapter für den 4mm Schlauch:

Das Gleiche für 6mm Schlauch:
Durchbohrte Gewindestange oder so:

90° Version:
Abgeschnittenes Ende einer Schraube mit Schaft. Der Gewindeteil ist im Schlauch. 2 Bohrungen, eine längs, eine 90° zu dieser:

Wichtig: Eine Klemmhalterung für den Schlauch. Dieser ist sonst unmöglich richtig zu führen, da man dauernd abglitscht beim Versuch, Axialdrehungen zu vermeiden. So sprüht man überall hin, nur nicht da, wo man möchte. Die Klemmhalterung ermöglicht guten manuellen Halt und genaue axialdrehtechnische Positionierung:

Hier noch eine beleuchtete Führung für die 6mm Schäuche aus Vierkantrohr.

Vorne sind LEDs dran, damit man in Türen etc. auch sieht was man macht:

Hinten eine Schlauchklemmung, um das genannte Axialdrehproblem des 90° Schlauchs in den Griff zu bekommen:


Die ganzen Düsen und der (Adapter-) Schlauchkrempel lassen sich hervorragend in der 10l Dose von Loch& Lock unterbringen. Selbst die Druckbecherpistole passt rein, wenn man den Deckel leicht mit Heißluft erwärmt und verformt. Die 21l Version wäre aber vermutlich noch besser:
https://www.amazon.de/dp/B005364PI4/
Hier dann noch die Normdosen mit Stopfen und Sicherung, sonst glitschen die immer raus:

Alles zusammen passt hervorragend in eine Eurobox. Diese sollte abgedeckt werden, damit das alles nicht zustaubt. Dreck ist der Feind, das Zeug ist alles klebrig und schmierig, da muss man also ein wenig acht geben und es nicht einfach in eine Werkstattecke rümpeln:

Was braucht man sonst noch?
Gute Auffahrrampen auf jeden Fall, idealerweise höhergelegt:


Und eine Rollliege, wenn man nicht dauernd auf der schmutzigen Straße rumrutschen will:

Das alles ist ja nun ziemlich viel Geraffel mit ordentlich Rüstzeit. Was nimmt man, wenn man mal eben schnell etwas "Rostschutz to Go" betreiben möchte?
Die Lösung sind diese wiederbefüllbaren Sprühdosen. Sie haben allerdings innen ein Ventil zwischen Sprühkopf und Steigrohr, welches entfernt werden muss:

Befüllt wird der Tank mit einem Gemisch aus Vaseline und Waschbenzin 1:1. Man füllt ihn etwa 1/3 voll mit Waschbenzin, und kippt die gleiche Menge geschmolzene Vaseline obendrauf. Deckel zu, schütteln, fertig. Verarbeitung unter 20° Systemtemperatur klappt nicht besonders. Etwas anwärmen ist gut, 25-30°C reichen.
Konventionelle Sprühköpfe versiffen leider mit dem Vaselineschmier und nerven. Ich habe verlängerte Sprühköpfe entdeckt, die sauber arbeiten:

Für Hohlräume und unzugängliche Stellen gibt es Sprühsonden für Sprühdosen fertig zu kaufen. Eine davon habe ich mit dem genannten Dentalsprühkopf ausgestattet:


Nun kann man einfach die Dose aus dem Regal nehmen, kurz mit der Fahrradpumpe etwas Druck machen, und loslegen ohne große Mühe.
Man kann die Vaseline auch weiter verdünnen: 9:1 ist z.B. gut für Werkzeug, das nicht rosten soll. Die erzeugte Schicht ist hauchdünn und man merkt sie kaum beim Handling.
Generell sind diese Druckluftsprühdosen auch gut geeignet, wenn man generell nicht die Möglichkeiten hat oder den Aufwand nicht einsieht, das ganze vorgestellte Geraffel zu mobilisieren. Um die gröbsten potenziellen Rostnester hinter den Radhausabdeckungen, die Schweller vorne und hinten auf 0,5m Länge oder so und Klappen und Türen wenigstens rudimentär zu behandeln, reichen sie völlig aus. Vorteilhaft ist auch, dass man sich diese Arbeiten dann auf mehrere Tage aufteilen kann, da der Rüstaufwand nur sehr klein ist. Pro Wochenende ein Radkasten, eine Tür oder ein Schweller sollte auch mit schmalem Zeitbudget machbar sein.
Dritter Teil:
Vorgehen am Fahrzeug.
Galerie:
https://imgur.com/a/ZXCeERY
Die direkt eingebundenen Bilder können folgendermaßen in voller Auflösung dargestellt werden:
1) Grafikadresse kopieren, in die Adresszeile einfügen.
2) Das "l" am Ende des Dateinamens löschen: xyzl.jpg --> xyz.jpg
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Hierbei kann ich leider persönlich nicht mit Verfahrensbildern dienen, da man unmöglich Sprühen und eine Kamera bedienen kann, ohne alles zu versiffen.
Ich bin aber nicht der Einzige, der viel schreiben kann: Ich empfehle die Lektüre des Buschecker-Blogs. Der Typ da hat wohl auch sehr viel Ahnung und schreibt gut bebilderte Dokumentationen, hier exemplarisch:
https://blog.buschecker.de/rostvorsorge ... s-checker/
https://blog.buschecker.de/rostvorsorge ... chutzfett/
Galerien vieler behandelter Fahrzeuge:
https://www.schusterludwig.de/galerie.htm
Zur Vorbereitung des Fahrzeugs sei aber gesagt, dass man sich als Erstes um die Dreckansammelungen hinter den Radhausauskleidungen kümmern sollte, die marken- und modellübergreifend sehr oft zu finden sind. Auch wenn man nicht vor hat, sein Fahrzeug zu versiegeln, so sollte man dennoch hier jedes Jahr mal nach dem Rechten sehen:




Wichtig ist, dass wirklich alle Lackier- und Lackausbesserungsarbeiten vollständig abgeschlossen sind! Da die Vaseline überall hin kriecht, ist es wahrscheinlich überhaupt kein Spaß, danach irgendwelchen durchtränkten Rost wegzuschleifen, und ich will auch nicht wissen, wie man dann noch eine haftfähige Oberfläche hinbekommen möchte.
Gleiches gilt für Schweißarbeiten: Durch die ganze leicht entzündliche Brandlast sollte man vorher mit dem Schweißen fertig sein, denn hinterher sollte man dann immer eine Brandwache haben mit Feuerlöscher und Gartenschlauch im Anschlag!
Generell ist es empfehlenswert alle Flächen, Winkel und Ritzen einmal gut mit dem Hochdruckreiniger sauber zu machen. Dies sollte besser bei einer stabilen Hochdruckwetterlage passieren, da man das Auto nachher ein paar Tage bei sommerlicher Hitze draußen trocken lassen sollte. Nichts wäre blöder, als ein Feuchtigkeitsnest mit Versiegelungsmaterial einzukapseln. Auch sollten alle Hohlräume, sofern zugänglich, mit Druckluft durchgeblasen werden um so viel Dreck und losen Rost wie möglich rauszubekommen. Flugrost und dergleichen sollten mit der Drahtbürste grob weggearbeitet werden. Eine leichte Rostschicht ist nicht schlimm, aber lose Rostblacken udn größere Rostblasen sollten auf jeden fall beseitigt werden! Es ist auch wichtig, die Sicherheitsgurte komplett herauszuziehen und so zu fixieren, bevor man daran geht, die Schweller zu versiegeln!
Ich empfehle, die Arbeiten im Freien durchzuführen. Es entsteht ein klebriger Nebel beim Versprühen des Materials. Dieser lässt sich zwar problemlos von Lack herunterwaschen mit etwas Autoshampoo, aber in einer Garage oder Werkstatt würde ich nicht alles damit eingesaut haben wollen.
Problemlos ist dagegen der Abgasstrang. Wenn was draufkommt, qualmt es bei der ersten Fahrt ein wenig, aber sonst passiert nix. Ein Abkleben hier ist also überflüssig. Man sollte ein wenig bei den Bremsen aufpassen, und auch die Gelenkmanschetten an Achsen und Lenkung abkleben.
Bevor man am Auto anfängt, sollte man einige Probesprühungen vornehmen, um die Druckbecherpistole richtig einzustellen und ein Gefühl für den Materialauftrag zu bekommen.
Dazu sägt man eine PET-Flasche oben ab. In ihr kann man Sprüh- und Hohlraumsonden ausprobieren. Das aufgefangene Material sollte nicht in der Pistole wiederverwendet werden. Man kann es aber z.B. mit einem Pinsel irgendwo auftragen.
Stoßstangen und Zierleisten sollten, wenn möglich, abgebaut werden, damit man möglichst viel nacktes Blech sieht:



Richtig doof ist es natürlich, wenn es zwischendurch anfängt zu regnen:

Zugang zu den Schwellern bekommt man meistens durch die Radkästen vorne und hinten, und unten sind auch noch öfters Gummistopfen drauf. Hier kann man meistens problemlos mit Hohlraumsonde und Hakendüse arbeiten.
Bei den Türen muss man aufpassen! Die haben von innen eine Dampfsperre in Form einer dünnen Folie aufgeklebt. Hier gut zu sehen, 4. Bild:
https://forum.buschtaxi.org/rahmen-hilu ... 36829.html
Diese hält auch das Wasser ab, was bei Regen durch das Innere der Tür nach unten abfließt. Wenn man jetzt fröhlich mit Haken- und Hohlraumsonde rumfuhrwerkt und in alle Richtungen spritzt, ist es wahrscheinlich, dass man die Verklebung der Folie beschädigt. Die Folge ist Wassereinbruch bei Regen.
Das Einfachste wird es sein, durch die Wasserablauföffnungen im unteren Falz die modifizierte 90° Sprühsonde zu stecken, reichlich nach vorne und nach hinten zu sprühen und sie einmal kurz 180° außenrum zu drehen, damit das außenliegende Türblech von innen beschichtet wird. Es sollten in der Regel genügend Öffnungen vorhanden sein, um den unteren Teil der Tür gut versorgen zu können.
Falls dies nicht der Fall ist, gibt es andere Möglichkeiten: Man kann die Türverkleidung entfernen und durch die Lautsprecheröffnung mit der 90° Schlauchsonde arbeiten; aber stets nach unten oder außen gerichtet, niemals nach innen!
Wer schmerzfrei ist, bohrt sich einfach ein Zugangsloch an ungefähr dieser Stelle:

Es sollte groß genug sein, um die beleuchtete Vierkantrohrsonde einzuführen, in welcher wiederum die 90° Schlauchsonde steckt. Damit auch wieder nach außen und unten sprühen. Es gibt passende Gummistopfen für fast alle Durchmesser. Das wird nachher keinem auffallen.
Man darf nicht vergessen, die Ablauföffnungen unten wieder freizustochern nach erfolgter Versiegelung. Wer dies versäumt, kann nach einem Regenschauer auf einmal ein komischen Plätschern in den Türen hören...
Nun noch einige Bilder von den Arbeiten an meinem Auto.
Radkästen vorne:

Federbein Dom:

Im Radkasten nach oben geguckt. Dies hier ist der Bereich oben in der Karosserie neben der Motorhaube.

Motorhaube mit Mönnich-Fett behandelt:

Radkasten mit wieder montierter Auskleidung:

Radkasten hinten:

Erinnerung: So sah er vorher aus. Da ich kein Schweißgerät habe, wurde der passend 3D-geformte Blechflicken mit extrem vielen M4-Schrauben befestigt:

Tankfüllstutzen im Radkasten:


Selbstgebaute Radkastenauskleidung hinten, serienmäßig ist da nix. So wird das Spritzwasser schön vom Blech weggehalten:


Reserveradmulde und Hinterachse:

Tankzuleitungen:

Unterboden:

Bremsleitungskanal. Dieser wurde zuvor entfernt, um die Bremsleitungen separat zu behandeln:

Schwellerfalze, man sieht links einen Stopfen für eine Zugangsöffnung:

Querlenkeraufhängung vorne:

Irgendwelche Träger unter dem Motor:

Und hier noch ein guter Tipp für die Radläufe: Da ist das Blech ja meistens nach innen gebogen und dann nochmal nach oben umgefalzt. Das bedeutet, dass sich oben eine Kante befindet, wo sich die "Widerhaken" von einem Kantenschutzprofil schön dran festhalten können. Das sollte man bei seinem Auto mal messen und passendes Kantenschutzprofil kaufen, die Auswahl ist gegeben:
https://www.kederband.net/de/kantenschu ... mm/1-5-mm/
Das Kantenschutzprofil wird dann mittels Spritze randvoll mit Vaseline gemacht, und angedrückt. Das hilft sehr gut gegen Steinschlag und Anrostung des Blechs in dem Bereich:

Die komplette Bilderserie gibt's in der Galerie.
Anschließend nochmal schön gewaschen und poliert. Kaum zu glauben, dass ich so ein tolles Auto für €970 bekommen habe:


Der TÜV guckt bei sowas immer etwas komisch, die Rostprüfung findet dann aber meistens gar nicht mehr statt, da er direkt merkt, dass man es ernst meint.
Nachteile gibt es genau genommen zwei: Erstens macht es absolut keinen Bock mehr, am Auto zu schrauben, weil alles jetzt schmierig ist. Man sollte also schon vorher alles in Ordnung gebracht haben.
Bei heißem Wetter ist es die Regel, dass Vaselinetropfen unter dem Auto zu finden sind. Diese verschwinden zwar, anders als Motoröl, nach etwa 2 Jahren von alleine wieder. Dennoch sollte man aufpassen, wo man parkt, nicht dass man dem Bekannten bei einem Besuch die Designereinfahrt volltropft.
Auf jeden Fall ist es ein gutes Gefühl, dem Rost nicht länger ausgesetzt zu sein. Man sieht das Auto draußen im Regen stehen oder fährt durch diesen und weiß genau: Diese Karre wird halten, bis Benzin verboten ist.
Ach ja: Wie praktisch, dass es bei diesem Forum keine Zeichenbegrenzung gibt...
