Asbest reloaded? :(

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
Name vergessen
Beiträge: 3261
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:47

Asbest reloaded? :(

Beitrag von Name vergessen »

Eigentlich gibt es derzeit ja schon mehr als genug Angstthemen, und niemand braucht wohl noch eins, aber zu meinem Entsetzen mußte ich kürzlich bei Wikipedia.de lesen, daß die Chinesen wohl noch immer Asbest verwenden und dieses dann über Produkte wie Toaster, Föns, sogar die Abstandshalter in Thermoskannen, etc. illegal u.A. nach Deutschland exportieren.

Ist da was dran, oder nur eine Ente bzw. Einzelfall? Ich bin sicher nicht der Einzige, der solche Geräte schlachtet, da wäre es dann schon ein Problem... zumal ich letztens noch eine ESL intensiv befummelt habe, die natürlich auch diese weißen Gewebetüllen enthielt, die halt immer in sowas drin sind... und die dabei leider etwas malträtiert wurden.

Sonst hatte ich das Asbestkabel-Thema irgendwie in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts einsortiert und daher angenommen, nie mit sowas konfrontiert worden zu sein und zu werden... kann da evtl. jemand Entwarnung geben oder es zumindest irgendwie einordnen? Wäre ja auch wichtig für die Entsorger... ich gehe mal davon aus, daß man das nicht einfach so erkennen kann.
Benutzeravatar
Chemnitzsurfer
Beiträge: 7812
Registriert: So 11. Aug 2013, 14:10
Wohnort: Chemnitz (OT Hutholz)
Kontaktdaten:

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Schau mal auf Wikipedia, es wird weltweit immer noch Asbest abgebaut und in allen möglichen Zeug verwendet. Selbst bei den Amis ist es für gewisse Sachen noch zulässig
für 2021 circa 1.200.000 geforderten Tonnen
China 120.000 Tonnen
Brasilien 110.000 Tonnen
Kasachstan 250.000 Tonnen
Russland 700.000 Tonnen
Simbabwe 10.000 Tonnen
Und natürlich kommen solche Produkte über AliExpress und Co als Grauimport auch in die EU, sein es als gefälschte Bremsbeläge oder im Talkum vom Babypuder.
Im Gegensatz zu den Verboten in den meisten Industrieländern wird Asbest in den Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch häufig eingesetzt. Der Grund liegt darin, dass Asbest deutlich billiger ist als geeignete Ersatzstoffe und die Gefährlichkeit dieses praktischen und günstigen Baustoffes offenbar als ein Neben- oder Luxusproblem angesehen wird.[42] Eine Ausnahme ist Kolumbien. Dort ist die Verarbeitung von Asbest seit Januar 2022 verboten.
Das Thema war auch schon mal vor 13 Jahren Thema einer Anfrage im Bundestag
https://dserver.bundestag.de/btd/17/018/1701885.pdf

Das bayrische Landesamt für Lebensmittelsicherheit hat zu den Thermoskannen 2005 einen Bericht veröffentlicht
https://www.lgl.bayern.de/produkte/chem ... kannen.htm
und 2008 zu Gartenfackeln
https://www.lgl.bayern.de/produkte/chem ... stoffe.htm
Dichtungen
Das LGL untersuchte Dichtungen, die bei nachfüllbaren Gartenfackeln verwendet werden. Bei allen Proben, die rote Dichtungen enthielten (zwölf von 16 Proben), wurden verbotene Asbestfasern nachgewiesen.
Name vergessen
Beiträge: 3261
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:47

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Name vergessen »

OK, in dem Papier heißt es, daß das in D für Elektrolyseanlagen gebraucht wird, das wäre ja OK. Das Zitat
Der Bundesregierung liegen keine Hinweise auf eine signifikante Zahl an Verstößen gegen das Verbot des Inverkehrbringens bezüglich asbesthaltiger Produkte vor.
ist zumindest etwas beruhigend. Die Regierung scheint sich wohl eher um Gebrauchtprodukte zu sorgen, also ist meine ESL vermutlich unkritisch.

Das mit den Dichtungen treibt mich allerdings auch um, das sind ja evtl. dieselben Teile bzw. dasselbe Material, das auch als Polsterringe in PCs an den MoBo-Schrauben verwendet wird?
Benutzeravatar
BernhardS
Beiträge: 1751
Registriert: Fr 23. Okt 2015, 19:58

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von BernhardS »

Name vergessen hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 20:53 ich gehe mal davon aus, daß man das nicht einfach so erkennen kann.
Man kriegt schon einen Blick dafür. Neulich wieder mal was unter einem alten Hochlastwiderstand gefunden.
Gernstel
Beiträge: 1297
Registriert: So 11. Aug 2013, 15:36

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Gernstel »

Baby-Puder war bisher meistens Talkum, das ist das gemalene Mineral Talk, das verwandt ist mit Asbest und gelegentlich auch welchen enthält.

Jahrelang war Asbest ubiqutär in Bremsbelägen, Eternitdächern und -schindeln, in Isolationen, im Haartrockner und Toaster.
Wir müssten alle krank sein.

Solange er gebunden ist, passiert eh nichts. Und wenn Fasern frei werden, kommt es auf Qualität und Fasergröße an, wenn ich mich recht entsinne. Es gibt verschiedene Asbestmineralien, die wohl schon ausschlaggebend sind für Festigkeit und Fasergröße.
Hoffentlich brechen nur nicht lungengängige Brösel raus.

Klar würde ich jede unnötige Kontamination vermeiden.
Aber was hätte ich gegen das Eternitdach hier nebenan tun sollen? Und was gegen Papa und Sohn, die das bei trockenstem Wetter ohne (selbst)Atemschutz abgerissen haben und die Platten auf den Boden geworfen und erst später die Bruchstücke in die speziellen Säcke des Entsorgers mit den Warnhinweisen verpackt...
Wer weiß, was alles so an Stäuben unterwegs ist.
Don't panic.
Name vergessen
Beiträge: 3261
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:47

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Name vergessen »

BernhardS hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 21:29 Man kriegt schon einen Blick dafür. Neulich wieder mal was unter einem alten Hochlastwiderstand gefunden.
Das wäre ja schonmal was. Ich bezog mich allerdings eher auf Kabelummantelungen und eben diese Tüllen, die z.B. in jedem Lötkolben zu den Heizungen führen usw.. Gibt es da irgend ein Kriterium, nach dem ich schauen könnte, evtl. ungleichmäßige Färbung oder Faserdicke? Ich habe über die Jahrzehnte einige solche Kabel und Tüllen geerntet (so seit den 80ern), die sehen irgendwie alle gleich aus (bis auf die, die in Silikon o.Ä. getränkt sind, z.B. vom Kochfeld im Herd oder den Heizstäben einer Großspülmaschine).
Gernstel hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 21:39 Wer weiß, was alles so an Stäuben unterwegs ist.
Don't panic.
Hier in der Umgebung werden z.Zt. viele Häuser umgebaut, enkernt oder ganz abgerissen, alle von 1977. Nirgends sehe ich jemanden Vorkehrungen treffen, obwohl es diverse, auch große, Firmen machen. Naja, vielleicht bzw. hoffentlich war das damals zwar noch zulässig, aber nicht so gängig, wei man nach dem Lesen des Artiklels meint.
Benutzeravatar
ProgBernie
Beiträge: 584
Registriert: Fr 16. Sep 2022, 21:59
Wohnort: Zwischen Hamburg und Haiti ^W Lübeck

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von ProgBernie »

Hier fand ich auch verdächtiges Material:

Bild

Wegen Wenigbenutzung bleibt das da drin.

Bild

Irgendwie war ich zu blöd noch ein Foto nach der Knopfrestauration zu machen. Die Knöpfe sind diese:

Bild
Benutzeravatar
BernhardS
Beiträge: 1751
Registriert: Fr 23. Okt 2015, 19:58

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von BernhardS »

Name vergessen hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 21:22 OK, in dem Papier heißt es, daß das in D für Elektrolyseanlagen gebraucht wird, das wäre ja OK.
Mal überlegen: Ja - das habe ich tatsächlich gesehen. Kurz nachrechnen: Müsste 1975 gewesen sein.
Ich bin wohl irgendwie tatsächlich so alt wie ich aussehe.
Das war damals schon stark auf dem absteigenden Ast, weil es einen höheren Stromverbrauch hatte als
das Amalgamverfahren. Aber für einige Qualitäten wurde es noch eingesetzt.
Welches Jahr haben wir jetzt eigentlich?
Benutzeravatar
BernhardS
Beiträge: 1751
Registriert: Fr 23. Okt 2015, 19:58

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von BernhardS »

Name vergessen hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 21:43 Färbung oder Faserdicke?
Die kritischen Fasern kann man optisch praktisch nicht erkennen. Die Asbestfaser bricht ja der Länge nach auf und erreicht so
dann das blöde Verhältnis von Länge zu Durchmesser, mit dem sie zwar in die Lunge rein, aber nicht mehr raus geht.
Einmal ist es mir gelungen die Längsspaltung unter dem Lichtmikroskop zu fotografieren - wobei das nur eine Veranschaulichung
war und das Gerät sehr hochwertig. Die tatsächlich kritischen Fasern kann nur das Elektronenmikroskop darstellen.
Die drei-vier kritischsten von den vielen Asbestsorten kann man natürlich schon mit dem Lichtmikroskop identifizieren.
Aber das darf man nur hinweisend verwenden - Beleg ist nur Röntgenfluorezenz von jeder Einzelfaser. Darum teuer.
Laien würden sich da nur verrückt machen und sich wegen jeder Gipsfaser die sie gesehen haben vorauseilend zu Tode husten.
Name vergessen
Beiträge: 3261
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:47

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Name vergessen »

@ ProgBernie: Dir danke für das Foto, sieht ja schon verdächtig aus das Zeugs! Man muß es halt auf dem Schirm haben, um Verdacht zu schöpfen.

@ BernhardS: Danke für die detaillierte Erklärung, Du scheinst da Fachmann zu sein? Mit Färbung und Faserdicke meinte ich, daß man evtl. zwischen Glasfaser und Asbestfaser in Kabelummantelungen anhand der (vermutet) gleichmäßigen, weil kontrolliert hergestellten Glasfaser und dem (vermutet) ungleichmäßigen, weil natürlichen Asbest unterscheiden könnte. In so einem Kabelmantel sind ja viele Fasern nebeneinander, und wenn die also alle gleich dick sind, könnte ich dann (grob) davon ausgehen, daß es Glasfaser ist, oder ist das aussichtslos, weil man das bei Asbest auch super im Griff hatte?
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Bastelbruder »

Das Wattmeter voller Spinnweben ist vollkommen gesund. Spinnen findet man nur in Räumen mit gesundem Klima.

Zum Bleistift hab ich noch nie ein Spinnennetz in Halbleitern mit hochgiftiger Berylliumkeramik gesehen, auch nicht an den mit viel Luft durchströmten Kühlern von Argonlasern.
Benutzeravatar
MatthiasK
Beiträge: 2952
Registriert: Mo 19. Aug 2013, 22:12

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von MatthiasK »

Auch Glasfasern können krebserregende Faserstäube erzeugen, wenn sie dünner als 3µm sind. Vor rund 30 Jahren wurden alle feinen Fasern verboten, die sich in der Lunge nicht auflösen. Ein Problem bleiben alte Fasern und Grauimporte.

Ungebundener Asbest, wie er z.B. als Polster unter PVC-Böden vor kam, soll Y-förmig zerreißen.

Mir sind noch zwei legale Anwendungen für Asbest in Deutschland bekannt: Diaphragmen für Elektrolyseanlagen und Kolbenringe für Heißdampflokomotiven.

Ich habe auch schon mit Asbest rumgemacht - da haben wir illegal eine verwitterte Eternit-Regenrinne (nass) ausgebürstet, mit dem Gasbrenner getrocknet (Asbest verträgt keine sehr große Hitze, dann wird es harmlos) und mit einer Bitumenschweißbahn ausgekleidet. Wir haben aber alle Einweganzüge (auch gut gegen Bitumen) und FFP3-Masken getragen. Denn harmlos ist das Scheißzeug nicht, ein Jugendfreund meines Vaters starb an Lungenkrebs durch Asbest (er war Dachdecker und Nichtraucher).
Name vergessen
Beiträge: 3261
Registriert: Mo 12. Aug 2013, 19:47

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Name vergessen »

MatthiasK hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 22:56 Auch Glasfasern können krebserregende Faserstäube erzeugen, wenn sie dünner als 3µm sind. Vor rund 30 Jahren wurden alle feinen Fasern verboten, die sich in der Lunge nicht auflösen. Ein Problem bleiben alte Fasern und Grauimporte.
Oh. :cry: Und ich war gerade froh, daß die Gipskartondecke von 1977, in der ich letztens mehrere Löcher gebohrt habe (Betonbohrer), lt. Hersteller nur Glasfasern enthielt... :(
ALF2000
Beiträge: 1244
Registriert: Fr 6. Apr 2018, 01:22
Wohnort: Ceský Rep

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von ALF2000 »

geht mal in den baumarkt... ofenabteilung. feinste asbestschnur... frei verkaeuflich :lol:

ich habs nahezu ueberall raus. letzte instanz wo noch feinstes asbestos ist... sind funkenloeschkammern (el2000)und trennplatten(el400/el630) in den motortrennschaltern aus ddr zeiten. sonst alles asbestfrei
Benutzeravatar
gafu
Beiträge: 6376
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 20:56
Wohnort: nahe Jena
Kontaktdaten:

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von gafu »

also in schland sind ofendichtungen nicht mehr aus asbestschnur. Weiss ja nicht in welchem land du einkaufst.
Keramikfasern/Silikatfasern sind da das stichwort. Macht man auch dammwollplatten daraus, die sind im gegensatz zu steinwolle so komisch bröselig wattig.
Benutzeravatar
Bastelbruder
Beiträge: 11481
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 18:28

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von Bastelbruder »

Ich wurde per PM aufgefordert meine Erfahrung zum Thema ... Isolierstoffe breitzutreten, der Trigger war ein Thema im äußerst vergänglichen wwwh-Pfad, deshalb hab ich das auch hierher kopiert.

Mir ist die letzten 50 Jahre keine flauschige Drahtisolation über den Weg gelaufen, außer vielleicht Audiophilenleitung.

Sowohl in Heizgeräten als auch in historischen Abschirmleitungen (Gitterzuführung diverser RENS) wurden entweder Keramikperlen (Steatit) oder Glasseide verwendet. Letztere entweder geflochten oder mit irgendeinem Harz oder Silikon gebunden und eventuell gefärbt.

Auch Heizleiter, Heizdecken, Widerstandskabel (wer kennt noch den 4Watt-Vaginawärmer der Fa. Rohrlux?) sind meines Wissens nur mit Glasfasern erfüllt. Die viel zu kurzen Angstfasern lassen sich nicht zu einem haltbarem Garn spinnen, zur Produktion von Filz in Plattenform oder als nie bewegte Dichtschnur für Ofenklappen sind sie geeignet.

:idea: Vielleicht ist der Wickelkörper mancher "Zementwiderstände" aus dem hochxxx Gefahrstoff?
Benutzeravatar
BernhardS
Beiträge: 1751
Registriert: Fr 23. Okt 2015, 19:58

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von BernhardS »

Name vergessen hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 23:14
MatthiasK hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 22:56 Auch Glasfasern können krebserregende Faserstäube erzeugen, wenn sie dünner als 3µm sind. Vor rund 30 Jahren wurden alle feinen Fasern verboten, die sich in der Lunge nicht auflösen. Ein Problem bleiben alte Fasern und Grauimporte.
Oh. :cry: Und ich war gerade froh, daß die Gipskartondecke von 1977, in der ich letztens mehrere Löcher gebohrt habe (Betonbohrer), lt. Hersteller nur Glasfasern enthielt... :(
Man könnte jetzt kalauern: Hat schon mal jemand eine Glasfaser von weniger als 3µ gesehen? Machen wir nicht.
Glasfasern brechen quer. Die werden grundsätzlich kürzer, nicht feiner. Haben also nicht so leicht diesen Länge zu Durchmesser-Faktor,
der reingeht aber nicht wieder raus. Und Glasfasern lösen sich in der Lunge auf.
jodurino
Beiträge: 2088
Registriert: So 17. Nov 2013, 20:43

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von jodurino »

Name vergessen hat geschrieben: So 26. Mär 2023, 20:53 Eigentlich gibt es derzeit ja schon mehr als genug Angstthemen, und niemand braucht wohl noch eins, aber zu meinem Entsetzen mußte ich kürzlich bei Wikipedia.de lesen, daß die Chinesen wohl noch immer Asbest verwenden und dieses dann über Produkte wie Toaster, Föns, sogar die Abstandshalter in Thermoskannen, etc. illegal u.A. nach Deutschland exportieren.

Ist da was dran, oder nur eine Ente bzw. Einzelfall? Ich bin sicher nicht der Einzige, der solche Geräte schlachtet, da wäre es dann schon ein Problem... zumal ich letztens noch eine ESL intensiv befummelt habe, die natürlich auch diese weißen Gewebetüllen enthielt, die halt immer in sowas drin sind... und die dabei leider etwas malträtiert wurden.

Sonst hatte ich das Asbestkabel-Thema irgendwie in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts einsortiert und daher angenommen, nie mit sowas konfrontiert worden zu sein und zu werden... kann da evtl. jemand Entwarnung geben oder es zumindest irgendwie einordnen? Wäre ja auch wichtig für die Entsorger... ich gehe mal davon aus, daß man das nicht einfach so erkennen kann.
Also mein Nachbar hat eine Kompostmiete aus diesen Welleternitplatten aus DDR Zeiten gebaut und zusätzlich noch gut 30 von den Platten frei gelagert.
Die Tage hat er eine Abteilung vom Kompost schön freigeräumt und anschließend seine Schaufel mit der Maurerkelle abgekratzt.
Irgendwie gruselig ist das schon wenn einer so bedenkenlos damit umgeht und er ist gerade etwas über 40.

Wir unsere Platten in Spezialbags gepackt und beim Entsorger abgegeben, kostet gut 130,-€ die Tonne, nebst Wegwerfkleidung usw.

Fotos stelle ich hier mal nicht ein, das ist mir für´s Forum zu heikel, wenn jemand Interesse hat findet sich eine Lösung

Aber ist schon witzig irgendwie, er friemt da am Freitag mit den Platten rum und ich denke "ob das was fürs Forum ist?" und Montags drauf lese ich hier diesen Thread

cu
jodurino
Benutzeravatar
MatthiasK
Beiträge: 2952
Registriert: Mo 19. Aug 2013, 22:12

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von MatthiasK »

Es gab auch sehr feine Glaswolle, die nicht kratzt. Wie fein da sie Fasern sind, kann ich leider nicht messen. Es könnten Fasern unter 3um dabei sein. Die Verpflichtung zum Auflösen in der Lunge ist auch relativ neu.

Alles, was vor 2000 hergestellt wurde, kann problematisch sein. Es kann auch unproblematisch sein, man weiß es nicht.
Benutzeravatar
PowerAM
Beiträge: 4535
Registriert: Di 13. Aug 2013, 23:14
Wohnort: JO62rr

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von PowerAM »

jodurino hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 13:54 Also mein Nachbar hat eine Kompostmiete aus diesen Welleternitplatten aus DDR Zeiten gebaut und zusätzlich noch gut 30 von den Platten frei gelagert. Die Tage hat er eine Abteilung vom Kompost schön freigeräumt und anschließend seine Schaufel mit der Maurerkelle abgekratzt.
Irgendwie gruselig ist das schon wenn einer so bedenkenlos damit umgeht und er ist gerade etwas über 40. [...]
cu
jodurino
Wer jetzt um die 40 ist, der hat mit dem kritischen Zeug nie wirklich zu tun gehabt. Womöglich weiß der nicht einmal, um was es sich konkret handelt. Derartig arglose Menschen schneiden sich das Zeug auch mit dem Trennschleifer passend. Ohne weitere Schutzvorkehrungen.

Als Dacheindeckung war sowas hier recht beliebt - seinerzeit günstig und an sich sehr lange haltbar. Und oftmals das einzige Dachbaumaterial, das kurzfristig bzw. überhaupt zu bekommen war. Wer sowas - intakt - noch auf dem Dach hat und ausreichende Dämmung darunter, der sollte das tunlichst nicht anrühren. Wenn man das entsorgen muss, dann hier für 160 EUR/Tonne und Nachweis der korrekten Demontage und Anlieferung in geschlossenen, zertifizierten Big Bags. Die kannst du dir vorher gegen Pfand vom Recyclinghof holen. Für die Ablieferung brauchst also mindestens eine Gewerberechnung über die Demontage - sonst nehmen sie dir das Zeug hier gar nicht erst ab.
jodurino
Beiträge: 2088
Registriert: So 17. Nov 2013, 20:43

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von jodurino »

PowerAM hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 14:32
jodurino hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 13:54 Also mein Nachbar hat eine Kompostmiete aus diesen Welleternitplatten aus DDR Zeiten gebaut und zusätzlich noch gut 30 von den Platten frei gelagert. Die Tage hat er eine Abteilung vom Kompost schön freigeräumt und anschließend seine Schaufel mit der Maurerkelle abgekratzt.
Irgendwie gruselig ist das schon wenn einer so bedenkenlos damit umgeht und er ist gerade etwas über 40. [...]
cu
jodurino
Wer jetzt um die 40 ist, der hat mit dem kritischen Zeug nie wirklich zu tun gehabt. Womöglich weiß der nicht einmal, um was es sich konkret handelt. Derartig arglose Menschen schneiden sich das Zeug auch mit dem Trennschleifer passend. Ohne weitere Schutzvorkehrungen.

Als Dacheindeckung war sowas hier recht beliebt - seinerzeit günstig und an sich sehr lange haltbar. Und oftmals das einzige Dachbaumaterial, das kurzfristig bzw. überhaupt zu bekommen war. Wer sowas - intakt - noch auf dem Dach hat und ausreichende Dämmung darunter, der sollte das tunlichst nicht anrühren. Wenn man das entsorgen muss, dann hier für 160 EUR/Tonne und Nachweis der korrekten Demontage und Anlieferung in geschlossenen, zertifizierten Big Bags. Die kannst du dir vorher gegen Pfand vom Recyclinghof holen. Für die Ablieferung brauchst also mindestens eine Gewerberechnung über die Demontage - sonst nehmen sie dir das Zeug hier gar nicht erst ab.
Ja ehemalige Dacheindeckung, war und ist hier viel auf den ehemaligen LPG Ställen verlegt. Wir haben es so gemacht wie Du beschrieben hast mit Entsorgungsnachweis für gut 600Kg
Jeder hier in der Gegend weiß um das Zeug aber es gibt da halt Ignoranten, da kann man eben so gar nix machen.
berferd
Beiträge: 1327
Registriert: Mi 3. Apr 2019, 23:45

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von berferd »

Bastelbruder hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 12:56 Mir ist die letzten 50 Jahre keine flauschige Drahtisolation über den Weg gelaufen, außer vielleicht Audiophilenleitung.
(..) Die viel zu kurzen Angstfasern lassen sich nicht zu einem haltbarem Garn spinnen (...).
Das gabs durchaus. Eine Asbest-umsponnene Leitung gab es z.B. in den Kinoprojektor-Lampenhäusern des Typs Ernemann Xenosol, da war zumindest die obere Zuleitung zum (vertikal eingebauten) Xenonbrenner so gestaltet. Es handelt sich um diese Geräte hier:
https://www.cinematheque.fr/fr/catalogu ... -2765.html
(Auf Bild Nummer drei kann man das Kabel in der Reflektion des Spiegels sogar sehen, es ist in einer großquerschnittigen Keramikperle geführt.)
Definitiv kein Glasfasergewebe, sondern das typisch wollig-krümelig-schmutzigraue Aussehen von Asbest. Ansonsten war das Gewebe gearbeitet wie man es sonst von Glasfaser kennt, also dieses typische "Überkreuz" gewebte Zeugs.

In Endverbraucherware habe ich so ein Kabel bisher gefunden in einen alten Blaupunkt-Röhrenradio, Vorkriegsmodell, und zwar als Zuleitung zur Abgriffschelle eines Drahtwiderstands. Auch das war definitiv Asbest, dort nicht sauber gewebt, sondern irgendwie klumpig ums Kabel rum - offenbar hatte man das Asbestweben damals noch nicht so raus?

Es stimmt allerdings, Asbestkabel waren eher selten. Meist war Asbest als Dichtung oder Hitzeisoliation zu finden, sah dann aus wie gemahlenes, gepresstes Altpapier.
Benutzeravatar
BernhardS
Beiträge: 1751
Registriert: Fr 23. Okt 2015, 19:58

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von BernhardS »

MatthiasK hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 14:11 Die Verpflichtung zum Auflösen in der Lunge ist auch relativ neu.
Das Glas hatte sich zuvor auch schon ohne staatliche Verordnung aufgelöst. Behördensicht, wahrscheinlich: Schwarzlösen.

Da ich selbst registrierter "Asbestler" bin, interessiert mich das Thema schon länger. Es war seinerzeit eine ziemliche Überraschung.
Der Lunge hatte man chemisch nie viel zugetraut und dann löst die relativ stabile Sachen in wenigen Jahren auf.
teff
Beiträge: 353
Registriert: Mi 12. Mär 2014, 18:26

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von teff »

jodurino hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 13:54 Wir unsere Platten in Spezialbags gepackt und beim Entsorger abgegeben, kostet gut 130,-€ die Tonne, nebst Wegwerfkleidung usw.
Wie hast Du denn das Zeugs erkannt - oder war eh klar was das ist? Ich habe eine Renovierung vor der Nase bei der ich auch hier und da was erwarte, Die großen Sachen (Dachplatten) sind dabei vermutlich einfach weil gut sichtbar, mir macht eher Fliesenkleber usw Angst, weil das nicht so auffällig ist. Hat schonmal jemand Sachen in ein Labor geschickt? Im Prinzip machen mir die 70-140 EUR je Test ja nichts aus, aber wenn ich dann am Ende 20 proben habe wirds viel. Oder macht man da Pooltests und grenzt dann ein?
Benutzeravatar
MichelH
Beiträge: 1732
Registriert: Mi 6. Nov 2013, 19:49
Wohnort: Nord-West

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von MichelH »

Ich habe gerade erst meinen Estrich im Labor untersuchen lassen. Hat 75€ gekostet und war zum glück negativ ;)

Pooltest wäre natürlich sinnvoll. Wenn der positiv ist muss man natürlich Ran und alles testen :|
plottermeier
Beiträge: 1444
Registriert: Fr 16. Aug 2013, 14:32

Re: Asbest reloaded? :(

Beitrag von plottermeier »

PowerAM hat geschrieben: Mo 10. Apr 2023, 14:32 Für die Ablieferung brauchst also mindestens eine Gewerberechnung über die Demontage - sonst nehmen sie dir das Zeug hier gar nicht erst ab.
Nu super, wie soll man es denn dann loswerden? Wieder im Garten einbuddeln, dann hat in 50 Jahren der nächste das Problem...

Mein Kenntnistand war eigentlich, dass man das privat selbst demontieren darf, wenn man es fachgerecht macht. Wenn man es gewerblich machen lässt, muss das ne Fachfirma, die darf mit geschulten Mitarbeitern usw. sein. Kann aber auch schon wieder veraltet sein.

Ich hab schon öfter was eingeschickt. Wenn man genug Probenmaterial hat und das eher mineralisch ist, reicht in der Regel mikroskopische Untersuchung. Wenn es nur wenig ist, oder in Kunststoff gebunden (Kleber, PVC-Boden...) die teure Elektronenmikroskopische. Bei Putz ist es verlockend, an mehreren Stellen zu beproben und zu mischen. Dabei besteht die Gefahr, dass man unter die Nachweisgrenze verdünnt oder nicht gut genug mischt und dann grade etwas ohne Asbest erwischt. Beprobung kann ich auf jeden Fall empfehlen. Beruhigt, wenn es negativ ist und hinterher braucht man sich keine Sorgen machen, wenn es positiv war und man sich geschützt hat.

Im Zweifelsfall Maske auf, schadet auch bei einfachem Baustaub nicht. FFP2 oder FFP3 gibt es grad günstig :-)
Antworten