Nostalgie

Wenn das Irrenhaus überfordert ist

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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

ich bin ja noch nicht sooo alt :D

früher als der Käfer schon Golf hieß, Airbags noch Zukunftsmusik waren und die Autos meist nach 14/15 Jahren oder 150.000km auf dem Schrott oder in der Schuttkuhle endeten.
ich war da wohl schon im 2 stelligem Alter.
Da bekam der ältere Nachbarsjunge zu seinem 18. Geburtstag einen Wagen geschenkt, der war genauso alt wie er. Was war die Freude groß :twisted: Einer der ersten Opel Kadett B, 4 Türer (oderA??), in senfgelb UND Ralleystreifen, mit gute einem Jahr TÜV. Blasen auf den Kotflügeln die sich dann in faustgroße Löcher verwandelten.
Einer Hupe die ein eigenleben führte und irgendwann vor einer roten Ampel nicht mehr ausgehen wollte.
Die Fenster hinten waren beide mit Eisstielen, Tempos und sonstigen Müll festgekeil, weil die eines Abends auf dem Weg zur Disco einfach runter gefallen sind.

Mein Erstes Auto war sogar älter als ich. Golf 1, Bj 79. von den Eltern und vor der Schrottpresse geretten, wurde der nochmal durch den TÜV gebracht. Der war wieder erwarten garnicht so schlecht. Nur 2 kleine Bleche an den Schwellen und ein neuer Auspuf.
So was ist gut fürs Selbstbewustsein. Zumal das noch ein Automatik war.

An den Berufsschulen sieht man jetzt seltens solche alten SChüssel.

Aber wollen wir beim Früher bleiben. Eigentlich überall gab es kleine Hobbyschrauber die Autos wieder flott gemacht haben. Übern TÜV und dann für mehr oder weniger Geld an die Gutgläubigen verbimmelt haben. Aber nicht beide Türen gleichzeitig öffnen. Oder die Tür zu stark zuschlagen. Hauptsache die Spachtelmasse hällt vom Tüv bis zum Verkauf. Noch schnell ne Banane in das ausgelutschte Getriebe, Ölstopp und Kühlerdicht in den Motor, Motorwäsche und ab dafür. Haarspray auf die alten Reifen, und den Keilriemen geschmiert
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Jan-DIY
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Re: Nostalgie

Beitrag von Jan-DIY »

Ich finde das Thema wirklich spannend.
Man sollte es aber nicht auf die Dekaden begrenzen.
Damals war immer alles gut.
Das ist soweit auch wirtschaftlich konform.

Mit Baujahr 83 kann ich sicher nicht mit dem Imbissmief der alten Tage anstinken.

Aber!
Es war irgendwie immer alles gut.
Egal welche Epoche.
Alles hatte Charme.
Jamba Abo?
Schnellfickerhosen?
2T Rollerbienen?
Kotelett für 3Mark?
Schließt uns nicht davon aus.

Ich komme vom Land und hier musste auch bis in die 90er Malocht werden.
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Jan-DIY
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Re: Nostalgie

Beitrag von Jan-DIY »

Sidekick.
Meine Kinder haben meine Zeugnisse gefunden::::


Papa: Was hast du gemacht?!?

Ja, das war damals anders.
tom
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Re: Nostalgie

Beitrag von tom »

kennt noch jemand Zoff mit Pit ?
Fred
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Re: Nostalgie

Beitrag von Fred »

Um es mal anders zu drehen: Mein Opa (Jahrgang 1898) meinte dazu: Das einzig gute an der guten, alten Zeit ist, dass sie vorbei ist.
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Julez
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Re: Nostalgie

Beitrag von Julez »

Was Imbisskultur angeht: Ich kann mich hier dran erinnern (optisch), war aber zu jung um zu wissen was das genau war, ich fand aber das Logo interessant.

Bild

Bild

Mehr infos:

https://www.spiegel.de/panorama/emotion ... text=issue

https://taz.de/!266885/
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zauberkopf
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Re: Nostalgie

Beitrag von zauberkopf »

Zigarttenrauch und Firma:
Ich bin leider gefühlt einer der Letzten Raucher..
Früher gesellten sich andere gerne dazu.. und wir redeten über dieses oder jenes in der Firma.
Wenn ich draußen stand, kam manchmal auch ein Nichtraucher zu mir, und um mit mir mal über dieses oder jenes Problem zu quatschen.
Quasi.. eine frühe form von Scrum...
https://de.wikipedia.org/wiki/Scrum
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video6
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Re: Nostalgie

Beitrag von video6 »

Ja früher kostete bei uns das Brötchen noch 5 Pfennig ein Brot knapp ne Mark.
Die Kinder fuhren in Ferienlage(ICH) und hatten eine schöne Zeit eine Taschenlampe war was richtig feines.
Die Bibliothek war mein Internet.
Langeweile war immer schon ein Fremdwort für mich.
Telefon hatte so gut wie niemand.
Zwei Ost und zwei West Programme waren Standard.Das Dritte Programm kam viel später und war immer verrauscht.
Farbfernseher waren was ganz besonders der Pal-Dekoder kam von den Verwandten aus West -Berlin und der Fernsehtechniker hatte Probleme ihn zum laufen zu bringen.
da wurde noch auf dem Wohnzimmertisch das Gerät vor Ort repariert.
Mein erstes großes tragbares eigenes Radio kam aus der Mülltonne und ich hab es sogar repariert bekommen. Taschenradios ala Cora oder Cosmos gabs vorher ja schon.
Röhrenradio hatte ich schon und hab Nachts MIttel oder Kurzwelle gehört denn tagsüber war da nicht viel los.
Radio Luxenburg war cool.
Geraucht hab ich bis heute nie bzw ich hab es in der dritten Klasse aufgegeben :lol: . Hat eh gestunken und Batterien für Taschenlampe und Radio waren wichtiger.
Aber wir hatten ja nüscht ;)
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PowerAM
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Re: Nostalgie

Beitrag von PowerAM »

"Früher konnten junge Frauen kochen und backen wie ihre Mütter.
Heute können sie rauchen und saufen wie ihre Väter..."
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Kennt ihr noch:
"Draußen nur Kännchen"
Im Cafe mit der Omma gab es draußen Kaffee im Kännchen.
Die Kännchen, wer brauchte das? Der Kaffee reichte nur für eine Tasse und eine Halbe, da war der Kaffee auch dann kalt.
Die Oma versteht es bis heute nicht. Diese jungen Leute (50), wollen ihren Kaffee immer nur in großen Bechern.
Auch heute noch wird der Kaffee bei Omma in der Porzellankanne verviert. Und in "feiner" Keramik.
Man muss 4 Tässchen trinken für einen Becher.
Immernoch steht die weiße Pest auf der Terasse. Man kann ja sagen was man will, aber haltbar ist diese billige Plastikzeug.

Omma darf nicht wissen: Die Klappcoutch von 1956 haben wir letztes Jahr entsorgt. Hat seit 1973 auch keiner mehr drauf gesessen. Omma hat seit der Zeit die 4. Coutch durch, aber die Alte ist ja nicht so schlecht, die kommt dann erst auf die Terrasse (schrecklich) dann in das Gartenhaus und dort lagert an alles Mögliche drauf.

Man kann ja nichts wegwerfen.
Aber wenn man nichts wegwerfen kann, darf man auch nichts neues kaufen!
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Raja_Kentut
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Re: Nostalgie

Beitrag von Raja_Kentut »

Toddybaer hat geschrieben: Mi 28. Sep 2022, 19:35 Aber wollen wir beim Früher bleiben. Eigentlich überall gab es kleine Hobbyschrauber die Autos wieder flott gemacht haben. Übern TÜV und dann für mehr oder weniger Geld an die Gutgläubigen verbimmelt haben. Aber nicht beide Türen gleichzeitig öffnen. Oder die Tür zu stark zuschlagen. Hauptsache die Spachtelmasse hällt vom Tüv bis zum Verkauf. Noch schnell ne Banane in das ausgelutschte Getriebe, Ölstopp und Kühlerdicht in den Motor, Motorwäsche und ab dafür. Haarspray auf die alten Reifen, und den Keilriemen geschmiert
....Bah, wat haben Sie für ne fiese Charakter!
KalleGrabowski
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Re: Nostalgie

Beitrag von KalleGrabowski »

Oppa und Omma ihr Häusken war bis zum Ende eine halbe Zeitkapsel.
Der dunkle Esstisch aus den 50ern, Echtholz mit Auszug, tief dunkel gebeizt, geölt, was auch immer. Es war immer ein Wachstuch darauf, mit bunten Mustern. Gelegentlich ein Brandloch, denn geraucht wurde immer.
Ein ähnlicher Tisch im Wohnzimmer, da war stets eine gewebte Tischdecke drauf, 90 Grad verdreht, so daß an jeder Tischkante ein dreieckiger Zipfel herabhing.
Die Küche wurde irgendwann vor meiner Zeit mal mit Rigips und Holzständerwerk geteilt in eine große Essküche und eine schmale Kochküche. In der Essküche wurde Gemüse geschnippelt, Kartoffeln geschält, Teig geknetet und Waffeln gebacken. Es wurde gegessen, Kaffee getrunken, Hausaufgaben gemacht und Kreuzworträtsel gelöst.
Die Kochküche war dem eigentlichen Kochakt und dem Geschirrspülen, von Hand, vorbehalten.
Ein großer Eckschrank, dunkel, 50er Jahre beherbergte Bettwäsche, Handtücher und Nähutensilien in rauhen Mengen. Bleibänder, Gardinensäume, Stoffe, Plastikschalen mit vielen Knöpfen. Und zu meiner Freude auch ein paar alte Verlängerungskabel, aus Gummi. Eines sogar stoffummantelt, mit Schutzkontakt... Leider total brüchig, das hat einmal kurz geknallt beim einstecken.
Auf dem Eckschrank stand immer der älteste Fernseher des Hauses, meist bis einige Jahre nach seinem finalen Defekt. Wenn der Opa im Wohnzimmer seinen Western sehen wollte, gab es da manchmal ein Alternativprogramm. Aber meistens haben in der guten Stube alle geguckt, was Opa auch geguckt hat.
In der Mitte ein Esszimmerschrank...wie nennt man sowas? 50er Jahre, dunkel... Rechts und links je zwei Türen, unten mit Konserven links und Backutensilien rechts. Oben in den Türen links Teller und Gläser... Teils geschliffene aus alten Zeiten, größtenteils Senfgläser, entweder schnörkellos zylindrisch, mit gepresstem Muster oder bedruckt mit Bugs Bunny, Micky Maus oder Früchten. Ohne Spülmaschine hält so ein Druck Jahrzehnte, ohne zu verblassen.
Hinter der rechten Tür verbargen sich weitere Gläser, Opas und Omas Medizinchen gegen die Zipperlein und die Schluckersachen. Das Klavierband dieser Tür quietschte charakteristisch, damit konnte man einen Pawloffschen Reflex antrainieren... Niääark... Joghurtschokolade!
Oben mittig, über 5 großen Schubladen mit Kram und ganz vielen Kopftüchern, eine Vitrine mit zwei rahmenlosen Glasscheiben, für Blumenvasen und Nippes.
Durch den Dielenboden klapperten die Scheiben immer, wenn jemand durch die Küche ging. Das ist das Geräusch meines Lebens, neben der Tür des Süßigkeitenschranks.
Als der Opa noch arbeitete und Nachtschicht hatte, da störte manchmal das Geklapper, da mußte man als Kind schon mal lernen, etwas ruhiger zu gehen... Oder es wurde ein gefaltetes Tempotuch zwischen die Scheiben geklemmt, das ging auch.

Vor dem Esstisch stand an der in den 70ern eingezogenen Trennwand zur Kochküche immer ein Klappsofa. Das erste, was ich kennenlernen durfte, war vor mir da und hatte einen Namen, die Soffi! Die Soffi war Rückzugsort für die Oma, um sich mittags mal hinzulegen. Oder für uns Kinder nach der anstrengenden Schule. Oder zum Übernachten bei Oma und Opa. Dazwischen diente sie als Lager für zahlreiche Kissen und bot bei Familienfeiern bis zu 5 Leuten Platz. Fünf jungen Leuten, die sich zum Kuchenteller auf dem Tisch in Brusthöhe noch problemlos vorbeugen konnten.
Die Soffi fasste in ihrem Bauch Bettzeug und alte Schallplatten aus der Musikbox der Kneipe, die Uroma damals im Erdgeschoss hatte. 7000 Rinder... Kinder, Kinder, Kinder!
Die Soffi wich in immer kürzeren Abständen Nachfolgerinnen, die Qualität der Möbel war wohl nicht mehr so wie früher...

Bei der Uroma eine Etage höher sah es ähnlich aus. Der Herd und Kühlschrank wurden regelmäßig ersetzt, wenn nach 30 Jahren immer mehr Defekte auftraten oder im Bekanntenkreis ein besseres Gerät über war, weil "Dä olle Wandowska" oder "den Bruno sein Vadder" abgetreten waren.
Die fußbetriebene Pfaff Nähmaschine und die alten Möbel blieben erhalten bis etwas kaputt ging. Das erste, was den Geist aufgab, war leider die Uroma, einige Jahre nach ihrem Sohn.

Die Wohnung der Oma blieb so, bis sie alle gegangen sind. Dann ging auch das Haus... Der Käufer übernahm die Entsorgung.
Übrig bleiben ein paar virtuelle Zahlen in der Datenbank von irgendeiner Bank und Opas Ledertasche aus seiner Lehre, mit alten Bildern, technischen Zeichnungen für Kraftfahrzeugschlosser, uralten Dokumenten und der Bedienungsanleitung von seinem VW 1302 und Vatterns Mercedes-Benz NG1619, zusammen mit seiner letzten Tachoscheibe... Und vieles in der grauen Grütze im Kopf.

Hach gottchen, es hat so heiter angefangen!
Fettige Frittenbude FTW! Und Milch aus Plastikflaschen mit Alumembran!
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StrippenLümmel
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Re: Nostalgie

Beitrag von StrippenLümmel »

Jahhh
Geraucht wurde immer
Und Überall! Ob in der disco, ubahn, taxi, bei der gemeinsamen gemütlichen seitenlage, beim sport und währe es möglich gewesen auch beim Tauchen.
Oppa imma mit seinen, die Tapete von der wand abbeizenden Zigarren, nä wat han die gemöffelt. Und egal wo du inne tümpels drinne rumgestanden bist, überall war gewehrmunition verklappt. Noch zu meiner jugend hab ich etliche Patronen aus der zeit um die schlimmen jahre bergen können. Dat pulver war nach dem trocknen noch halbwegs zum für zum gebrauchen.
Hamwa hallo wach rumßer drauß getüddelt.
Dann war die Welt noch in ordnung, konntest du doch mit ein wenig creativität alles in der Apoteke organisieren. Die Gemischte tüte am kiosk ums eck war ein quell der geschmacklichen verzückung. Und Bleifarbe wohin das auge reicht. Kleber hat noch geklebt, altöl wurde entweder in den Trecker gekippt, in nachbars Garten verklappt, oder im modifizierten ölbrenner verheitzt (oder man hat dem Holzschuppen eine Wetterfeste Patina damit beschehrt/ der steht heute noch, so wie damals).
Und farbe war giftig und HIELT (ob man wollte oder nicht).
Es war nicht alles schlecht, aber auch nicht gut. Man muss halt abstriche machen wie der arzt sagt.

Zum TV. Da gab es eine wundervolle einrichtung: Sendeschluss mit Testbild oder schnee! Klasse!
Und die böller waren damals aus fast 100% Papier und schwarzpulver. die sind dann irgenwann vergammelt und hinterließen nicht so unschmucke tohn flecken überall.
Das ist heute granatenscheiße. Tritts in son china bums rein wenn der feucht ist, hast du den ganzen schlonz inner bude. Wenn du nicht sofort hinterher wischt ätzt sich das selbst durch eichendielen und du bekommst es nicht mehr wech.
Schöne Zeit.
Und Kinder konnten noch mit schnitzmesser umnand agieren ohne von der polente als Teroristen oder attentäter festgesetzt zu werden wie heute. Granatenschwachfug.
Mäh!
Und Uhromma hatte gekocht, für Ganisonen, obwohl man als lüddes nur porziönchen verspeißt hat. Gab es das halt ne woche lang. Aber es war immer lecker gut und gesund... Glaub ich!
berferd
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Re: Nostalgie

Beitrag von berferd »

Der heisse Hexe-Kram war echt eklig. Ich vermisse es kein Bisschen.

Ja ja, die Oma-Wohnungen. Meine Oma hatte früher eine Schneiderei, ein Raum des Hauses war dafür eingerichtet, bestückt mit zwei fußpedalbetriebenen Nähmaschinen im Holzschränkchen, der Raum beheizt mit einem Holzofen. Auf dem Ofen standen Uralt-AEG-Bügeleisen aus den frühen 60ern, alle defekt und mit abgeschnittenem Kabel. Die wurden auf dem Ofen aufgeheizt und dann damit gebügelt. Nachhaltigkeit, lange bevor das Wort zur Hülse wurde.
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

@ Raja.. genau solche Autoverkäufer gab es aber. Eigentlich jeder kannte so einen. Heute gibs die Garantie. Die macht natürlich die Gebrauchten erstmal teurer aber für technisch unbedarfte, die auch keinen Kennen, der Ahnung hat, doch gut.
Früher hat man halt einen mitgenommen mit Ahnung.

Wir hatten auch mal einen Golf. Frischen TÜV, 3 Monate später war der Federbeindom hinten durchgeschlagen. nach einem Jahr der Motor... naja, Kaputt kann ich nicht sagen, der lief ja noch. Und das Öl. Hat keine 6km gebraucht, dann war das Öl alle. Aber lief auch ohne.

Und genau so, kommen auch die Gruselgeschichten von den Imbisbuden zustande. Selbst mal in sowas gearbeitet. Lampen ausgetauscht, Ach, brauchst nichts abdecken, so viel Dreck machst ja nicht... :roll:
Zuletzt geändert von Toddybaer am Do 29. Sep 2022, 20:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Jan-DIY
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Re: Nostalgie

Beitrag von Jan-DIY »

Mein Opa ist früh (oder Spät, kommt drauf an) gestorben.
Hat von Industrie 2.0 bis WW2 alles durchgezogen.
Ist afaik 1986 gegangen.

Oma war aber viel länger online.
Leider……
Demenz verändert Menschen.
Wer mit 12-18 Angehörige pflegen muss und sehen kann wie sich diese verändern weiß es.

Naja.

Da gab es noch:

Zuckerei.

Was ein Dreck.

Tapeten mit integrierten Fäden (lassen sich super anziehen)

Schwere, drückende, Schrankwände mit ner Hausbar.

Herrenzimmer.

Wettrauchen.

Mofas.

Platzpatronenpistolen aufn Schützenfest für lau.

Damals war es wirklich ok Anfang der 90er.

Ein Glück ist alles verjährt.

(Ein Stück Natrium so groß wie ein Korken detoniert unfassbar schön)

Niemand hat geahnt das wir einen Zentralschlüssel der Schule gefunden haben.

Boa.
Für die ganzen Sachen würden wir heute noch in den Schrank gehen.
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Nochmal einen Schwank von früher aus meiner Jugend. Genauer aus meiner Lehre.
Die große Trinkerrei auf dem Bau war da schon nicht mehr so verbreitet.

Aber es gab immer noch Maurer Trupps (4-6 Mann) die mindestens eine Kiste ASTRA am Tag leer bekommen haben. Und wenn der Vorarbeiter Geburtstag hatte, dann wurde bis Frühstück reingehauen und den Rest vom Tag mit Springer und Bier im Bauwagen verbraucht und nicht gearbeitet.
Das da nie was passiert ist...
Immer dabei auch ein "Anreicher" meist irgend ein übergebliebener, irgendwie angeditschter. 42 kein Schulabschluss und wohnt noch bei Mutti. Eine billige Arbeitskraft, zum Aufräumen, Steine und Bierhohlen. Mischmaschine bedienen. Manchmal sogar ohne Führerschein, weil die MPU zu schwer war.
Aber auch diese Leute hatten so ihr Auskommen. Sicher sind die nicht reich geworden. Und haben bestimmt auch den ein oder anderen "Scherz" ertragen müssen. Aber kamen über die Runden, ganz ohne Sozialarbeiter oder Betreuer.
Alle wussten um dessen Einschränkungen. Aber ausgenutzt hat die auch keiner. Oder beschissen. Da haben alle ein bisschen drauf Acht gegeben.

In einem anderen Dorf soll es sogar ein Kuhfriseur gegeben haben. Der hat fürn paar Mark die Kühe vorm Verkauf gewaschen, gebürstet und frisiert. Also die normalen Kühe nicht für die Ausstellung. Eigentlich völlig unnötig. Aber so hatte der wenigstens was zu tun.
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Jan-DIY
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Re: Nostalgie

Beitrag von Jan-DIY »

Eine Sache noch aus aktuellem Anlass.

Niemals vor neuen Herausforderungen verstecken oder diese ablehnen.

Habe das Theater gerade Live.

„Achwatt, habe ich immer so gemacht“

Das wird nix.

Eben gerade ne Unterhaltung gehabt.
Mindesteinbauabstand von einem Garagentorantrieb:

„Dann flexe ich da halt 10cm weg“

Ok.
Kann man schon machen…….
Funktioniert aber nachher nicht.

„Was soll da denn schon passieren?“

Denkt drüber nach ihr alten Säcke ;-)
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Wolfis
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Re: Nostalgie

Beitrag von Wolfis »

Fred hat geschrieben: Mi 28. Sep 2022, 20:35 Um es mal anders zu drehen: Mein Opa (Jahrgang 1898) meinte dazu: Das einzig gute an der guten, alten Zeit ist, dass sie vorbei ist.
Auf der einen Seite hat dein Opa schon recht.

Auf eins hätte ich aber nicht verzichten wollen, meine Kindheit! Ich bin Jahrgeang 1958, bin auf dem Land in einem Neubauviertel gbohren. Die Einfamilienhäuser damals sind mit viel Eigenleistung gebaut worden. In der Straße gabe es jede Menge Kinder. Die Kinder der Nachbarstraßen, das waren dann irgendwie andere :)
Alle Kinder in der Straße hatten gleichviel, nämlich - nichts.
Ein Taschenmesser hatte man schon, man mußte sich einen Pfeil und Bogen selber schnitzen, natürlich mit angespitzten Pfeilen.
Im nahegelegenen Bach fing man Kaulquappen und Elritzen (heute geschützt). Irgendwann ließ man die dann meißtens halbtot wieder zurück in den Bach.
Im Winter war man - natürlich alleine ohne Eltern - Schlittenfahren ...
Jetzt muß ich aufhören, ich komme ins schwärmen.
Nein, im Nachhinein, diese Kindheit war nicht zu toppen.
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Roehricht
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Re: Nostalgie

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
ber es gab immer noch Maurer Trupps (4-6 Mann) die mindestens eine Kiste ASTRA am Tag leer bekommen haben. Und wenn der Vorarbeiter Geburtstag hatte, dann wurde bis Frühstück reingehauen und den Rest vom Tag mit Springer und Bier im Bauwagen verbraucht und nicht gearbeitet.
Das da nie was passiert ist...
Immer dabei auch ein "Anreicher" meist irgend ein übergebliebener, irgendwie angeditschter. 42 kein Schulabschluss und wohnt noch bei Mutti. Eine billige Arbeitskraft, zum Aufräumen, Steine und Bierhohlen. Mischmaschine bedienen. Manchmal sogar ohne Führerschein, weil die MPU zu schwer war.
Aber auch diese Leute hatten so ihr Auskommen. Sicher sind die nicht reich geworden. Und haben bestimmt auch den ein oder anderen "Scherz" ertragen müssen. Aber kamen über die Runden, ganz ohne Sozialarbeiter oder Betreuer.
Alle wussten um dessen Einschränkungen. Aber ausgenutzt hat die auch keiner. Oder beschissen. Da haben alle ein bisschen drauf Acht gegeben.
Jo, sowas kenne ich auch. "Elektrikers. die Maurers geben ein aus, los ab in Bauwagen!" So oder ählich schallte es gelegentlich über die Baustelle .
Morgens haben die sich schon an der Bude Flachmänner in die figur geschüttet. Die Holsten Kisten standen im kelleflur.

Den "Anreicher" nannte man bei uns "Kalfaktor" , Diese meist unterbelichtete Kreatur war die Multifunktionsschlampe vom Bau und hat willig alle angetragenen Aufträge ausgeführt. Vom Bauschutt ausräumen, über Bier holen bis Steinförderband und Mischmaschine nach Ansage ein- und auszuschalten.

Dem bescheuerten und arroganten Gas-Dach-Wasser-Scheisse Mensch habe ich dann mal seine Arbeitsschuhe an die Decke mit dem Hilti Bolzenschussgerät fest getackert.

73
Wolfgang
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Re: Nostalgie

Beitrag von electrixx2005 »

Roehricht hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 03:18 Hallo,

Dem bescheuerten und arroganten Gas-Dach-Wasser-Scheisse Mensch habe ich dann mal seine Arbeitsschuhe an die Decke mit dem Hilti Bolzenschussgerät fest getackert.

73
Wolfgang
... und unserem grantigen und Geheimnis-hütenden (er hatte immer Angst, von den Jünglingen überholt zuwerden wenn sie zuviel wissen, während er - sehr sagen wir mal - "nischenbegabt" war) haben wir mal mit dünnflüssigem Gips seinen Werkzeugkoffer ausgegossen 8-)
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

und dem Gas Wassermenschen, der es hinbekommen hat mit nur 2 Mann, täglich über ein Stockwerk im Einfamilienhaus zu blockieren. Haben die Zimmerleute eine Flasche Selter in die Rohrisolierung im OG gekippt. Beim Abdrücken.


Früher das war aber auch, die Kühe zum Melken in den Stall hühten. Und zum Hochmoor, die jung Tiere zählen und die Wasserpumpe testen und ggf instand setzen. Zuerst noch zu Fuß, ab 12 dann mit der Puch Maxi. noch später dann mit der C50. Welch ein Fortschritt
Und im Sommer dann nach der Schule mit dem 18er Deutz das Heu umdrehen. Ging glaub ich noch vor dem 10. Geburtstag los.
Später dann auch mit dem G40 zusammen machen und noch später dann mit dem 90er Panther und der AP42?? zu kleinen Ballen pressen. Ich war irgendwann derjenige der mit dem ausgelutschten Geschirr am besten um konnte, ohne das jeder 3. Ballen offen war.

Vadders hatte den Hof ja nur im Nebenerwerb. Irgendwann hatte er mal einen Unfall und konnte eine Zeit lang nicht. Da war ich wohl 14. Nach der Schule dann Kühe ausmisten, 16 Stück! in Anbindehaltung. Dazu noch 10 Stück Jungvieh. Und füttern. Das war schon anstrengend.

Und heute, bekommen die AZUBI´s das nicht einmal hin einen Besen zu bedienen. Mit Glück halten die einen 8 Stunden Arbeitstag mit zugucken und Handreichungen durch.
In der Lehre hatte der Tag öfters 10 Arbeitsstunden. Rohbau.
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Kein Wunder das die Häuser bis in die 90er keine gerade Wand hatten.
Ist besser ohne Allohol.

Mechaniker 1/1000mm
Tischler 1/10mm
Zimmermann 1cm
Mauer: Sei froh, wenn er auf dem Grundstück bleibt.
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Bastelbruder
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Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Mit der Genauigkeit war das früher überhaupt nicht so. Gut 300 Jahre haben Techniker und Ingenieure in den allermeisten Sparten die Logarithmen auf 0,1% geschoben und geschätzt, es wurden damit Autos, Flugzeuge, Hochhäuser und Brücken gebaut, bloß Astronomen und Raumfahrer brauchten das etwas genauer.
1975 hat man schlagartig Logarithmentafeln und Rechenschieber abgeschafft und in wenigen darauf folgenden Jahren wurden auch fast alle Zeiger durch digitale Ziffern ersetzt.
Daß dadurch längst nicht alles genauer wurde, haben bis heute Viele noch nicht begriffen.
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Bastelbruder hat geschrieben: Fr 30. Sep 2022, 23:43 Daß dadurch längst nicht alles genauer wurde, haben bis heute Viele noch nicht begriffen.
Im Laufe der Jahrzehnte ist die Ungenauigkeit immer kleiner geworden.
Sehr klein, also echt wirklich sehr⁸ klein.

Partywissen:

Nach einer Eichung ist ein Gerät nicht genau.
Es wird nur festgestellt wie ungenau es ist, und ob die Ungenauigkeit innerhalb der Fehlergrenzen liegt.


Eine Kalibration ist eine Eichung ohne den Eichbeamten. Auch hier wird das Gerät nicht besser, sondern nur gemessen, ob es hinreichend der Vorgaben genau ist.

Weicht ein Gerät zu weit von der Vorgabe ab, wird es justiert.

Wurde ein Gerät justiert, muss es kalibriert werden, wenn es in der Industrie eingesetzt wird, oder geeicht, wenn es im Gewerbe zur Abrechnung verwendet wird.
Geeicht oder kalibriert werden Geräte mit kalibrierten Geräten.

Aus dem Grund ist die Textpassage in Gönemeyers "Männer" : "Werden als Kind schon auf Mann geeicht" schlicht falsch. Es muss lauten: "Werden als Kind schon auf Mann justiert"
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Ich komm gerade wegen der Jahreszeit drauf. Früher war Laternenumzug.

Für die ganz kleinen, die den Stab noch nicht richtig halten konnten, gab es zu meiner Zeit schon die Ersten Laternenstäbe mit Batterie und funzeliger Glühlampe.
Und jedes mal war einer dabei, dessen Kerze den ganzen Abend nicht anging.
Und mindestens eine Laterne ist komplett in Flammen aufgegangen.
Und überhaupt ist man im dunkeln losgezogen und nicht bei Beginn der Dämmerung.

und als ich noch ganz klein war, ohne Eltern, maximal mit einem älteren, der musste bissel aufpassen und das Feuerzeug bedienen, und dann im dunkeln die ganze Straße lang, von Haus zu Haus und an der Haustür gesungen. Für´n paar Groschen oder was Süßes

Aktuell fast nur noch elektrische wegwerf Kerzenstäbe. Start noch vor Sonnenuntergang. Vom Feuerwehrhaus durch die Stadt. Mit Feuerwehr und Blaulichtbegleitung. Anzahl Kinder und Erwachsene hällt sich etwa die Waage.
Süßes giebs dann wieder beim Spritzenhaus. UNd den Grill werfen die glaub ich auch an.
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PowerAM
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Re: Nostalgie

Beitrag von PowerAM »

Laternenumzug früher, bei dem ich mitgelaufen bin:

Treffen bei sicherer Abwesenheit von Tageslicht, teilnehmen durfte als Kind, wer wenigstens im Schulalter war. Begleitung durch Volkspolizisten zu Fuß mit faszinierend leuchtendem Regulierstab - der motorisierte Verkehr behielt dennoch prinzipiell Vorrang und der Umzug musste warten, wurde dann aber im Verband über die Straße geleitet.

Ich hatte damals ein Windlicht mit Haltegriff und anständiger Kerze und die hatte ein gutes Licht. Ankriegen musste ich die Kerze im Windschatten mit Riesaer Sicherheitszündhölzern. Manchmal kam das Ende des Zündholzvorrats in der Schachtel bedrohlich nah.

Der Umzug war kein Ringkurs, sondern endete am rückwärtigen Tor der Volkspolizei-Kaserne, wo exakt drei Genossen auf Kinder und mitlaufende Elternteile warteten: Der Küchenbulle, der Versorgungsoffizier und der Furier. Heiße Bockwurst aus dem Kessel, heißer Tee (für die Großen mit Schuss) und manchmal auch heißer Kakao lockten uns an. Die Kinder wurden mit Mutti oder befreundeten Eltern alsbald heim geschickt, damit die männliche Erzeugerfraktion den Rest vom Tee (dann ausnahmslos mit Schuss) ratzeputz leer machen konnte und danach selbst einen im Schuss hatte.

Der Laternenumzug war nach meinen Erinnerungen in der Regel bei winterlichem Wetter, oftmals lag Schnee. Es war aber nicht der von Feuerwehr und Kirche veranstaltete Martinsumzug von heute. Das weiß ich deshalb, weil manche Klassenkameraden nicht beim Laternenumzug der Volkspolizei mitlaufen durften, sondern zu dem von ständigem und irritierendem Gesang begleiteten Kirchenumzug geschickt wurden. Dem fehlten Bockwurst und heißer Tee bzw. Kakao, weshalb dieser Umzug auf mich keinerlei Anziehung ausübte. Meine Eltern hätten mir das gewiss nicht untersagt.
berferd
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Re: Nostalgie

Beitrag von berferd »

Laternenumzug zu St.Martin gabs hier im Kindergartenalter, Polizei und Feuerwehr waren nicht dabei.
In allen Laternen waren echte Kerzen, so richtig mit Feuer, man glaubt es kaum. Aber so lernt man als Kind Verantwortung (stolz!).
Natürlich ging jedes mal eine Laterne in Flammen auf, mit einmal Drauftreten ist das aber erledigt, St.Martin findet ja nicht in der Waldbrandphase statt und der Umzug ist auf asphaltierten Wegen mitten im Dorf.
Netter Nebeneffekt: durch die Verantwortung verhalten sich die Kinder besser. LED-Lampions eignen sich hervorragend zum herumschleudern und andere damit schlagen - mit einer Laterne mit Kerze macht man das üblicherweise nur ein mal, dann fließen Tränen und man hat was gelernt dabei.
Hier gibts einen schönen Text dazu: https://www.mamaclever.de/2017/11/06/pl ... r-laterne/
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Bastelbruder
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Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Laternenumzug
Jungschar-Zeltlager, Fahrtenmesser
"Lägerle" im Wald, mit Palisaden, Ausguck ...
Bau(stellen)-Fange und -Verstecke.
Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 04:54Im Laufe der Jahrzehnte ist die Ungenauigkeit immer kleiner geworden.
Ich habe weiter oben mit Bedacht nicht die Kaufleute Erbsenzähler aufgeführt, die haben noch nie einen Rechenstab verwendet. Auch die Zeitmessung habe ich Außen vor gelassen, die ist ein Abfallprodukt der Astronomie.

Im Lauf der Jahre nach 1975 wurden Toleranzgrenzen der meist nicht studierten Besserwisser völlig unnötig immer enger gezogen. In der Elektronik sieht man das recht gut an den verschiedenen Bauteilen, noch vor 50 Jahren waren fast ausschließlich die Toleranzgruppen 20, 10 und 5% entsprechend der Reihen E6, E12, E24 üblich. Damit wurden und werden 99,99% aller Geräte gebaut und keines ist deswegen krank. Fehler werden eher durch schlechte Lote oder menschliche Unzulänglichkeit verursacht.
Welches aktuelle Gerät wurde durch die "Verbesserung" wirklich besser?

Ja, auch vor 100 Jahren waren bereits Widerstände und Kondensatoren mit 1% und besserer Genauigkeit auf dem Markt. Diese Bauteile erfüllen zum großen Teil noch heute die ehemals angegebene Spezifikation. Aber wer hat die wirklich gebraucht?

Heute kauft der Bauer ein vierdreiviertelstelliges Digitalmultimeter in der Genossenschaft und seine Arbeiter streiten sich fortan um Millivolt-Unterschiede irgendwelcher nicht balancierter Akkuzellen im Kinderspielzeug. Daß das Schätzeisen im Spannungsbereich bloß 0,1% Genauigkeit hat, in allen anderen Bereichen eher 1% und schlechter, wird verdrängt. Thermospannung - was ist das?

Kondensatoren sind trotz IEC 60063 noch heute fast ausschließlich in E6, selten E12 gestaffelt erhältlich, bei manchen Typen gibt man sogar zu daß die tatsächliche Kapazität in Abhängigkeit von Zeit und anliegender Spannung dramatisch geringer ist als der angegebene Wert. Auch die Messung führt dank systematischer Unzulänglichkeiten wie Hysterese, Polarisation des Dielektrikums und anderen Kleinigkeiten mit unterschiedlichen Geräten zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Induktivitäten gibts auch nur in E6 und E12, genauere Werte sind immer abgleichbar. Deren Zicken sind noch dramatischer, bloß Alterung hat die Natur hier nicht vorgesehen (vielleicht wird die auch von anderen Effekten nur vertuscht). Warum wird das Thema in der Schule so Stiefmütterlich behandelt? Ist es etwa zu Umfangreich?
Ist die Genauigkeit wirklich überall nötig?
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Bastelbruder hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 10:37 Welches aktuelle Gerät wurde durch die "Verbesserung" wirklich besser?
GPS, die gesamte Microelektronik, usw.
Es wird mittlerweile in dermaßen kleinen Maßstäben gerechnet und gefertigt, da müsste man schon einen 100m Rechenschieber haben.
Die Uhren sind zum Beispiel so genau geworden, das mittels Weg-Zeit-Messung eine "GPS" Höhenmessung im SUB-Millimeter Bereich möglich ist.
Von Femtosekunden-Laserpulsen fange ich gar nicht erst an.
Das sind echt sehr viele Nachkommastellen.

Ja, vor 50 Jahren ist man auf der Erde mit 3 Nachkommastellen über all in gekommen, aber alleine in der Astronomie wird es da echt unübersichtlich.
Wenn man 10 Jahre mit einer Sonde fliegt und dann auch noch trifft. Das ist schon echt mal präzise. Das können wir noch nicht so lange.

Die gesamte moderne Technik kann man ganz sicher nicht mehr mit E12er Reihen bauen.
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Bastelbruder
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Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Nochmal zur Erinnerung: Astronomie, Uhrzeit (auch Funkfrequenzen) und Komma99-Erbsenzähler habe ich vom Thema ausdrücklich ausgenommen.

edit:
Es geht aber nicht nur um historische Röhrenradios, sondern auch um Gas-Wasser-Scheiße, Heizungs- und Solartechnik, Personenschutzdummheitsakzeptanz,
Optimierung der Statik von Discounter-Dächern für den Brandschadensfall.

Durch die Natur vorgegebene Grenzen werden mit immer besserer(?)/feinerer Technik immer weiter ausgereizt und führen zu immer geringerer Fehlertoleranz. Eine Senderöhre konnte man kurzzeitig überlasten, anders wären die Kilowatt-Amateurendstufen nicht entstanden. Auch der 2N3055 war zu Beginn etwas besser als das Datenblatt versprochen hat. Später gefertigte Bauteile hatten auf Grund "verbesserter Fertigungstechnik" diese Robustheit nicht mehr und wurden zu Unrecht als Fakes verdächtigt. Bei modernen Halbleitern scheinen die Grenzen inzwischen außerhalb des Landes zu liegen, vielleicht ist auch bloß mein Meßgerät zu ungenau ...

edit2 typos
Zuletzt geändert von Bastelbruder am Sa 1. Okt 2022, 12:50, insgesamt 2-mal geändert.
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Naja, Genauigkeit.
Für den Maurer reicht es heute ja auch nicht mehr, das er auf dem Grundstück bleibt. Da müssen Mindestanstände zu Grenzen eingehalten werden. Und wäre ja auch schön wenn die Türen von der Stange in die entsprechenden Löcher passen.
Die Türen hat man früher nämlich auch nach den Löchern die da waren gebaut.

Was früher definitiv anders war. Die Zeit. Während früher Baustellen ganze Jahre brauchten um zu Häusern heran zu wachsen, brauchst heute teilweise nur 3 Monate vom 1. Spartenstich bis zum Einzug.
Ob das alles besser ist. Zumindest schafft eine überdachte Baustelle gleichbleibende Vorraussetzungen und ist nicht so Wetterabhängig.

Früher hatte man mehr Zeit, irgendwie. Zumindest kommt es mir so vor.
Auch wenn ich wieder bei den Eltern bin, irgendwie gehen da die Uhren anders. Man hat einfach mehr Zeit. Dann kommt der Nachbar rüber, erzählt was, trinkt ein Bier und schon ist der Nachmittag wieder rum. Beim Lohnunternehmer paar Häuser weiter hat keiner Zeit. Alles muss immer schneller gehen, die Maschinen werden immer größer. 14m Mähwerk Trecker unter 100PS gibs nur noch für Hilfsarbeiten.
Früher ging irgendwie alles langsamer, jeder hatte mehr Zeit. Nur Mutter, die hat nicht mehr viel Zeit.
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Nun, wenn man es so baut das es funktioniert, das ist Prima.
Allerdings ist es aber auch so, das durch die hohen Toleranzen viel (Einspar)Potential verschenkt wird.
Der gute alte Verbrennermotor: wenn da nicht alle Teile extrem präzise und mit sehr kleinen Toleranzen gefertigt würden, wären die heutigen Motoren und das ganze andere Geraffel gar nicht möglich.
Die ganzen Wechselrichter, Inverter, Hocheffizienznetzteile, das kann man nicht mit der E12 Reihe bauen.
Man merkt das Heute einfach deshalb nicht, weil das aller meiste Kroppzeugs an Widerständen und Kondensatoren in den ICs ist und dort genau nach Bedarf extrem präzise gefertigt ist.
Der Zeug außen rum ist ja nur die Spitze des Eisberg.
Gary
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Re: Nostalgie

Beitrag von Gary »

Früher ist man einfach älter geworden..

Heute streubt man sich, verdrängt es, will es nicht war haben. Aber es lässt sich nicht aufhalten, eines Tages wacht man als alter Sack auf.
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Bastelbruder
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Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 11:39Die ganzen Wechselrichter, Inverter, Hocheffizienznetzteile, das kann man nicht mit der E12 Reihe bauen.
Man merkt das Heute einfach deshalb nicht, weil das aller meiste Kroppzeugs an Widerständen und Kondensatoren in den ICs ist und dort genau nach Bedarf extrem präzise gefertigt ist.
Der Zeug außen rum ist ja nur die Spitze des Eisberg.
Die elementaren Bauteile: Speicherdrosseln, Kondensatoren und auch die Schalttransistoren haben Toleranzen in der Größenordnung entsprechend E12, oft mehr zu E6 tendierend. Nur durch peinlich genaue und immer reaktionsschnellere Regelung einiger Kriterien mit speziell dafür konstruierten Bauelementen sind manche Traumwerte zu begründen. Auch früher gab es ein paar kritische Ecken, da hat man eben Potenziometer eingebaut und abgeglichen.

Aber es gibt zu meiner Freude heute immer noch Rätsel die mit gesunden Menschenverstand und 20%-Bauteilen gelöst werden können. Davon sind auch mit Schlips und Händi konstruierte, Fehler- und Alterungs-intolerante Hocheffizienzdinge betroffen.
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Re: Nostalgie

Beitrag von berferd »

Hightech hat geschrieben: Sa 1. Okt 2022, 11:39 Allerdings ist es aber auch so, das durch die hohen Toleranzen viel (Einspar)Potential verschenkt wird.
Man könnte das auch umformulieren als: "auf Kante genäht". Der Plastikkram aus dem Discounter setzt das optimal um, dort wird das Einsparpotential maximal ausgereizt. Faszinierend ist das natürlich, wie man da ingenieursmäßig optimieren kann. Reizt mich aber ansonsten überhaupt nicht, insbesondere wenn es an die Mechanik geht.

Ich wage allerdings zu behaupten, mit der Digitaltechnik wurden die nötigen Toleranzen sogar entspannter. Schon mal einen Audio-Filter analog aufgebaut? Kainka hat in seinem Blog ab und zu verschiedene Analog-Retro-Basteleien. Da muss man dann schon teils Folienkondensatoren ausmessen und selektieren. Oder einen ZF-Filter mit Quarzen? Auch da muss man ausmessen und selektieren. Die DSP- oder uC-Lösung braucht dagegen (vom Standard-Halbleiter-IC abgesehen) keine präzisen Bauelemente, von der Quarz- und der IC-Fertigung mal abgesehen - in der aber die Mehrheit der Bevölkerung nicht arbeitet. Es ging ja gerade um den gesamt-gesellschaftlichen Digital-Präzisions-Fetisch.

Auch ich war als Kind im Elektroladen und war besorgt, als es das 50k-Poti nicht gab, nur 48k, und ob das denn auch ginge. Der Inhaber hat nur gelacht und konnte mich beruhigen: bei Toleranzen von bestenfalls 10 bis 20% muss man sich da keine Gedanken machen.
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Smily
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Re: Nostalgie

Beitrag von Smily »

https://youtu.be/-8yF9zqlpR4

Natürlich war früher nicht alles besser, aber oftmals robuster.
Wenn ich mir allein meine Standheizungen anschaue.

Der Chinakracher mit Sandgehirn und steuerungsbus heult schon rum wenn in der leitung ein luftbläschen ist, oder das Boardnetz einen zu hohen Peak hat.

Dagegen ist die olle Eberspächer BN2 (alias Fliegerbombe) bei mir in der Bastelbude komplett unempfindlich.
Die gesammte Steuerung beschränkt sich auf nen flammwächter in form eines Thermofühlers der über Relais Klappertechnik die Glühkerze und den nachlauf zum kühlen steuert.

Beide Geräte stehen einander nichts nach.
Verrichten identische Arbeit bei nahezu gleichem wirkungsgrad.
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Ich hab hier aktuell den direkten Vergleich.
Einkochautomat, aus ? 1985 oder so, gibs so noch immer.
Man kann den soweit zerlegen, das man das Heizelement tauschen kann. Scheint ein Standartteil zu sein. Dafür ist die mechanisch nicht sooo gut befestigt. Und das Ding neigt zum Brummen. Auch der Thermostat scheint ein Standartteil zu sein. Eine kleine Kontrolllampe zeigt an, ob die Heizung gerade bestromt ist. Noch ein Überhitzungsschutz, mehr ist da nicht drin.
Der Sockel ist komplett aus Kunststoff und die Befestigungen eher Trompetenblech.
Anschlusskabel ist ein H05VVF oder so.

Einkochautomat aus 1950 oder älter. Gefühlt doppelt so schwer. Email scheint auch dicker zu sein. Kann man auch gut zerlegen. Die Heizung scheint aber mit einer Art Zement am Topfboden eingegossen. Die kann man wohl nicht tauschen. Funktionsweise wie bei den modernen auch. Glimmlampe (mit Kurzschluss) Thermostat, allerdings gibs diese Bauform nicht mehr. Gummikabel, mittlerweile weich und glibschig.
Der Thermostat war auch mit was Zementartigem am Boden dran. ich vermute asbesthaltig.
Die ganzen inneren Blechteile sind auch massiver, dafür aber fast alle auch mittlerweile braun.

Halten werden die vermutlich beide ähnlich lang. Ist ja kaum was das kaputt gehen kann. Man muss auch mal den Preis im Auge haben. Währen der aktuelle für nicht einmal 10 Arbeitsstunden neu zu haben ist, wird der alte zu seiner Zeit sicher das doppelte wert gewesen sein.
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Julez
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Re: Nostalgie

Beitrag von Julez »

Vorsicht Fehlschlussgefahr:
https://de.wikipedia.org/wiki/Survivorship_Bias

Weil aus vergangenen Zeiten nur hochwertiges Material überlebt hat, während schrottiges schon längst entsorgt wurde, mag man zu dem Fehlschluss kommen, früher wäre alles solider gewesen. :!:
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Bastelbruder
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Re: Nostalgie

Beitrag von Bastelbruder »

Das Flugzeugbeispiel erinnert irgendwie an Klopapier. Das reißt oft nicht dort wo die Perforation ist.

Daß natürlich nicht der allerletzte Schrott der Vergangenheit überlebt hat, dürfte einleuchten.
Aber daß manches was überlebt hat, aktuelle Hochtechnologieprodukte überlebt, sollte schon zu Denken geben.
Gary
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Re: Nostalgie

Beitrag von Gary »

Früher ist so schön flexibel, es beginnt bei Pyramiden oder Jesus Sandalen und endet erst Vorvorgestern. So ist für jeden was dabei.
Gernstel
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Re: Nostalgie

Beitrag von Gernstel »

Früher ist so schön flexibel, es beginnt bei Pyramiden oder Jesus Sandalen und endet erst Vorvorgestern. So ist für jeden was dabei.

Früher...

...war selbst die Vergangenheit besser! :mrgreen:
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Toddybaer
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Früher war alles besser. Sogar die Zukunft.
Gleich erzähl ich noch einen Schwank aus meiner Kindheit
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Re: Nostalgie

Beitrag von Toddybaer »

Früher, eine meiner ältesten Kindheitserinnerungen....
Muss so 1984 rum gewesen sein.
Jetzt so um diese Zeit. Vadder wollte die Bienen auffüttern.
Dafür wurde im ALDI in der nächsten größeren Stadt der Zucker gekauft. 10x1kg in braunem Papier eingeschlagen. Direkt von der Palette.
Auch der andere Wocheneninkauf wurde dort erledigt. Zum Schluss vom Einkauf gab es dann ein Eis.

In der Küche wurde das Wasser in ein oder zwei Flötenkesseln auf dem Feuerherd heißgemacht. Der Zucker kam in brüll orage, ja wie heißt das ? Milchpott, Rührschüssel mit ausgießer?
Dann das heiße Wasser dazu und der kleine Toddy hat mit dem Holzlöffel umgerührt. bis alles aufgelöst war.

Ich weis nicht mehr genau, wie die Suppe in das Bienenhaus kam. Von hinten kam man da an die gelben Holzkisten. Dort wurden von unten flache VA Schalen (Irgendwas selbstgebautes) unter die Waaben geschoben. Vielleicht 1 oder 2 cm tief. Darin schwamm dann immer Rüsch/Binsen, damit die Bienen nicht ertrinken.

86 bekam ich dann ein schwesterchen. Die Wurde dann mit einer Baby-Tasche abgehohlt. Die wurde dann hinten Quer auf den Sitz gelegt. Ich glaug Granada haben wir da gefahren. Nix mit Kindersitz oder Babyschale. Ich glaub der hatte hinten nichmal Gurte, kann das Sein?
KalleGrabowski
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Re: Nostalgie

Beitrag von KalleGrabowski »

Abteilung: Alle Autos stinken!!

Gelegentlich sieht man noch ganz vereinzelt die Fahrzeuge, mit denen man aufgewachsen ist. Der omnipräsente Golf kam erstmalig mit meinem Führerschein in die Familie, und es war auch der erste PKW mit Einspritzung, und zwar Diesel.
Meist waren es Opel, Kadett, Ascona, Record und 4 Daimler der Baureihen W115, W123, S123 und W124, und Opas Käfer, der sich zwischen die ganzen Rekord (von P2 bis E1 alle Modellreihen dabei) drängelte.

Wenn dann an der Tanke mal so ein Rekord E1 steht, und man hört das altbekannte Anlassgeräusch des 2 Liter Vergasermotors, oft mal vor die gern bestellte Dreigangautomatik geschnallt, und riecht das Abgas, welches den Motor zwar schallgedämmt, aber nicht abgasbehandelt verlässt, dann kommt einem schlagartig alles bekannt vor, und wohltuenede Nostalgie macht sich breit.

In stillen Stunden wird einem gewahr, daß damals alle Autos so rochen! Manche sogar etwas intensiver, weil die fette Vergasereinstellung oft stabiler lief. Viele Fahrzeuge mit Choke waren noch im täglichen Einsatz, und bei Schnee war es ein ganz alltägliches Bild, daß vor und hinter Parklücken der Schnee schwarze Flecken hatte, denn hier pöpelte der Auspuff so lange hin, bis die Scheiben einigermaßen freigekratzt waren.
Sprit war grundsätzlich verbleit, und ich erinnere mich an das Wehklagen in der Bildzeitung Anfang bis Mitte der 80er, diese modernen Katalysatoren, gehen schnell kaputt, und wie soll das gehen? An jeder Tankstelle eine neue Zapfsäule für Bleifrei? Das kriegt man doch in 20 Jahren nicht umgestellt!!

In jeder Garage roch es nach Sprit, wenn man das Tor aufmachte. Na klar, da waren ja auch zig Liter Sprit drin, in der Karre mit dem belüfteten Tank, ganz ohne diese Aktivkohlefilter. Meist stand auch noch ein gefüllter Reservekanister rum, oder war im Kofferraum, der erfahrene Kraftfahrer ist vorbereitet. Daher roch es auch im Fahrzeug nicht nur nach kaltem Rauch, sondern ein wenig bis sehr intensiv nach Benzin, je nach dem, ob der Kanister an Bord war oder nicht.

Fast alle PKW rochen drinnen nach Sprit und draußen nach Auspuff, außer die Diesel. Die rochen innen nach Diesel und außen nach Dieselauspuff, und die Abgase waren eigentlich immer sichtbar. Bei Vorkammer PKW leicht getönt im Stand, bei Direkteinspritzer LKW gerne auch mal kräftig graublau. Beim Gasgeben sah man schon, wenn das Fahrzeug mal wieder einen Service nötig hatte, dann kam die Wolke, für die man heute schon manipulieren muß.
Für die Jüngeren: Jeder Benziner roch wie ein Rasenmäher! Jeder Diesel wie ein älterer Trecker. Wobei ich am Geruch alte Vorkammer und Direkteinspritzer unterscheiden kann, letzterer riecht schärfer.

In Tiefgaragen roch es folglich immer stark nach Benzin und Auspuffgasen...
Ich habe diesen Geruch geliebt, zumindest in kleinen Dosen. Im Übermaß wie auf Ebene 2 der Tiefgarage kriege uch noch heute allerdings virtuelle Kopfschmerzen.

Hier im Ruhrgebiet waren noch viele Zechen und Kokereien aktiv...und Brauereien.
Eine Hauptstraße in der Nähe meiner Kinderstube war damals noch mit Kopfsteinpflaster gepflastert. Direkt an der Werksmauer der Zeche mit Kokerei vorbei. Ich als Kind abends auf der Rückbank im orangen Kadett B, die Luft geschwängert von Reval ohne Filter, der leichte Benzingeruch, dazwischen der starke Kokereigeruch nach faulen Eiern oder irgendwelchen Kohleverschwelungsgasen, und von unten das brrrrrmmmbrrrrr-pockpock-brrrr des Kopfsteinpflasters. Von links hinter der Backsteinmauer oranges Licht, manchmal weiß, und immer so ein typisches, leises Heulen im Hintergrund, wie Industrieanlagen das halt so machen...

Im hart auf 99.2 MHz kalibrierten Autoradio lief "Tornero", damals noch von "I Santo California", das war nicht so ätzend wie die jetzige Discofox-Adaption. Da wird auch mal was anderes gelaufen sein, aber das hat sich festgefressen... Obwohl es knapp vor meiner Geburt herauskam.

Später dann der erste Smogalarm, Stufe III, mit ein paar Tagen Schulfrei. Dann machten die Zechen zu, das Kraftwerk wurde entschwefelt, der Schornstein aufgestockt, das Kraftwerk abgerissen, das Benzin entbleit, und das rauchende Elternteil am Steuer mit den Kindern hinten drin gibt es zum Glück auch nur noch in ganz exquisiten Kreisen.

Zechen und Kokereien sind weg oder Museen. Lange nicht mehr diesen giftigen Geruch wie schlechte Grillbriketts in der Nase gehabt. Hat viele Arbeitsplätze gekostet. Wie damals bei Kutschenbauern und Hufschmieden. Vieles sind jetzt andere Arbeitsplätze, nicht alle.

Und noch heute wird oft geklagt, daß immer noch nicht alles perfekt ist, aber vielleicht sollte man sich auch mal vor Augen zu führen, was sich schon getan hat.
Immer nur das Negative sehen ist ja auch nix.
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Re: Nostalgie

Beitrag von StrippenLümmel »

Sprechet wahre Worte...
Sprechet weiter...

Oppa! Bei Oppa und Omma auf dem Lande. Man fährt einkaufen, Stielecht mit dem Trecker (gut, würde Oppa heute noch so machen, doch der trümmer hatte das zeitliche gesegnet und ist in gänze im nu zu rost zerfallen). Dann Grillen. Was benötigte man damals zum Grillen: Klahr Grill (wer Jehmals versucht hat auf dem Rasen zugrillen ohne unterwerk wird sich der fragenden Worte der nachbarschaft ausgesetzt zu sehen wisen), dann Fleisch, jede menge Fleisch, unbootmäßige Gebinde von toten Protein. Salate? Ja, aber nur als deko. Kohle? War zu teuer, ging ja alles schon fürs Fleisch drauf! Also axt geschnapt und flux was aus dem Nahen wäldchen disloziert. Natürlich gab es Bier! Einbecker Pils (vormedabeles Pils).
Nun wie macht ein Oppa ein gestandenes Grillfeuer? So: Holz stapeln in der Grillschale, übergießen mit mindestens 1l selbstgebranntem (vorlauf!), das ganze wird fachgerecht entzunden mit der Kippe, wie auch sonst, verbrennt man sich doch die Gräten, wenn mann näher als drei meter dran is bei die Grillschale. dann werden errstmal 3-6 flaschen bier genuckelt. Sollte bis dahin keine grillbare glut zustande gekommen sein wird, unter protestrufen der gattin (Omma) nicht achtend, der haartrockner in stellung gebracht. Dieser art angeregt, erhitzt das Feuer sein Brenngefäß auf fast Weißglut, also erreichen der Currie Temperatur und drüber! Nun werden zufrieden die Schweine überreste auf einem Rost drapiert und mittels schwenken und drehen kurz vor brikett farbe gegahrt. Dabei wird geraucht. Zigarre. Und bier getrunken! Viel Bier. Hatte nun mein oppa oder ein anderes Aduultes Tier vergessen mich zu beobachten, so passierte es, nicht nur einmal, dass ich mir aus opas jagdtasche einen der schönen roten rörchen angelte, welches im rechten moment in der feuerschale platz fand, wärend des essens dann unter infernalem Lärm die heitere runde harsch zusammenzucken ließ. Vogelschreck! Ich war noch klein und fand das lustig. Oppa war groß fand das nach kurzem schreck aber auch lustig, deswegen fand ich Oppa immer schon lustig. Der rest fand es meist nicht so... Spaßbremsen. Schöne Zeit.
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Finger
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Re: Nostalgie

Beitrag von Finger »

Opa. Fehlfarben Handelsgold im grünen Ford Escort. Hinten drin Enkel ohne Gurt aber mit infernalischem Gestank. Im Wohnzimmer lag das silberne, abgeschabte Zigarrenetui. Und im Spielzeugladen gab es Zigarettenknaller. Kleine Pappdreiecke, welche im Tabak versteckt, kurz nach dem Entzünden des braunblättrigen Lötkolbens per Streichholz, einen kleinen scharfen Knall hören liessen. Wenn man nur ein Dreieck zur Anwendung brachte. Der Inhalt einer Packung erinnert im Ergebnis entfernt an Popey mit Schwarzpulver in der Pfeife. Opa konnte sehr laut werden.

Von Heizungskeller kam man in die Garage. Der Ort des Benzins und der Lösungsmittel. Im Regal links braune Glasflaschen mit vergilbtem Etikett und Flüssigkeiten unbekannter Herkunft und Anwendung. Die Regalböden fleckig, vorne eine angefaulte Pappdose Ameisengift. Alles in diesem Regal war irgendwie giftig, aber auch nicht so schlimm. Darunter eine Werkbank. Dunkles, früher helles Holz, Schraubenschlüssel, Motorenteile, eine Kettensäge ohne Kette. Man musste durch den Raum hindurchgehen um zum Lichtschalter zu kommen. Das keichte Unbehagen weicht dem Licht einer brummenden Leuchtstoffröhre. Hab ich schon erzählt, wo Opa arbeitete? Auf dem Boden liegt in der Mitte ein Teppich. Weich und schmutzig. Daneben steht ein Fahrrad mit Schrauben, welche aus dem Vordermantel ragen und mit Muttern gesichert sind. Lederlappen quellen aus der Felge. Draussen liegt Schnee. Die Schrauben waren als Spikes gedacht, die Lederlappen als Schutz für den Schlauch, wie ein Ritter ein Lederwams unter der Rüstung trägt. Opa bastelt gerne.

Meine Mama wird sehr viel später sagen "Hier liegen deine elektrischen Gene". Wie recht sie hatte. Damals war ich gerne hier. Ich sehe sogar aus wie Opa.
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Re: Nostalgie

Beitrag von Nello »

Hatte der auch so einen schicken Glashelm? :D

Ihr macht mich fertig. Das ist alles sehr intensiv. Wahrscheinlich ist meine Kreditkarte nichts mehr wert: Für Zeitreisende nur gegen Bar ...
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Re: Nostalgie

Beitrag von Chemnitzsurfer »

War das der Opa Finger mit dem Quecksilber?
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Hightech
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Re: Nostalgie

Beitrag von Hightech »

Eine Ahnengalerie wäre ja wohl das Mindeste!
Igor Finger der Erste
……
Christian Finger der Dritte
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