Suzuki CP50, Vergaser einstellen

[xanakind]

Ich habe hier aktuell einen kleinen Suzuki CP50 Motorroller aus den frühen 90-ern hier stehen.
Der ist nicht mir, sondern kommt aus der Nachbarschaft.
Das Ding stand sehr lange und soll verkauft werden.
Ich habe hier meine Hilfe angeboten.

Gemacht habe ich folgendes:
Batterie neu
Luftfilter neu
Vergaser zerlegt & in das Ultraschallbad geworfen. Hatte sich auch gelohnt, da kam eine Menge schmodder raus.
Kickstarter wieder gangbar gemacht.
Altes Benzin aus dem Tank abgelassen
Unterdruckbenzinhahn gereinigt & getestet
frischen Sprit eingefüllt (SuperPlus)

Mit den Ursprünglichen Einstellungen der Gemischschrauben ist der Eimer überhaupt nicht gelaufen.
Mittlerweile habe ich ihn zumindest soweit, dass der sofort anspringt und läuft.
Allerdings dreht er dann gleich hoch und qualmt wie blöde.
Selbst wenn ich beide Schrauben am Versager ganz reindrehe.
Das ganze ist ein Zweitakter, der sich sein Gemisch selbst mischt.
Die kleine Ölpumpe wird vom Motor angetrieben und funktioniert.
Läuft der Motor kommen alle paar Sekunden ein Tropfen Öl raus.
Der Versager sieht so aus:

Laut Bedienungsanleitung soll das ein Mikuni VM14 sein.
Der scheint aber niemals hergestellt worden zu sein, man findet hierzu kaum hilfreiche Infos.
Habt ihr da vielleicht noch eine Idee?

[Jesaiah]

Automatische Chokerklappe, die hängt... ?

[xanakind]

Gute Frage, das Teil hat tatsächlich einen automatischen Choke, der mit so einem Thermoelement irgendwie betätigt wird.
Wie genau das funktioniert habe ich aber noch nicht verstanden.
Da steckt zwischen Vergaser & Zylinderkopf so ein kurzes Stäbchen.

[unlock]

Hast du neben dem Gaszug eine einstellschraube? Diese sollte für Leerlauf Schieberstellung sein. Die andren schrauben musst ausprobieren und während dem laufen Mal rausdrehen, wenn schlechter, dann wieder rein usw.

[xanakind]

Es gibt an diesem Thermoelement (?) noch eine Schraube, dessen Funktion ich nicht kenne:

Ansonsten gibt es nur die beiden Schrauben, welche man auf dem zweiten Bild im ersten Post sehen kann.

[Gary]

Die mittlere Schraube begrenzt wohl wie weit der Schieber runter kann. Da dreht er natürlich hoch wenn du die rein drehst.

[xanakind]

Du meinst diesen Choke auf meinem letzten Bild?
Wie genau funktioniert das ganze denn überhaupt. Ich verstehe die Funktion noch nicht.
Dehnt sich der Stab zwischen Vergaser & Zylinderkopf aus und betätigt dann im Vergaser eine Membran?

[Gary]

zweites Bild, die Schraube neben dem Benzinschlauch..

[xanakind]

Jap, das war´s.
Vielen Dank für den Hinweis!
Ich habe die beiden Schrauben jetzt so eingestellt, dass der Motor im Leerlauf schön vor sich hintuckert und das Hinterrad sich nicht dreht.
Die ersten Test-Meter mit dem Plastik-Geschoss im Hof waren schon erfolgreich.
Morgen, wenn der Motor kalt ist versuche ich ihn nochmals zu starten, ich bin aber zuversichtlich.

[unlock]

Das ist die klassische Variante von Vergaser einstellen, Drosselklappe anstellen durch reinschrauben.

Jocke ist nicht mehr klassisch, abgesehen vom Automatismus über dehnelement (Wachs) welches diesen steuert, ist hier keine Klappe vor dem Vergaser verbaut.
Ein Ventil (chocke) öffnet nach Betätigung den Zugang zu einer seperaten "Schwimmerkammer" welche durch eine angemessene düse von der Hauptkammer gespeist wird.
D.h. das ein Startversuch nur im ersten Moment mit voller chocke Kammer das Gemisch voll angereichert wird, danach wird diese Anreicherung von besagter düse begrenzt.
Wenn Thermowachs das alles zu macht, ist eh vorbei, da nicht mehr benötigt.

Gezeigte Schraube erscheintir aber nicht orichinol.

[KalleGrabowski]

Ganz kluggeschissen ist das gar kein Choke.

Choke kommt vom Englischen Wort für ersticken, und bezeichnet die sog. Starterklappe, die am Eingang des Vergasers nur die Luftzufuhr blockiert, so daß im Gemisch Kraftstoffüberschuss herrscht.
Das parallel zum Hauptvergaser angeordnete Konstrukt, was aus einem gesonderten Brunnen zusätzlich Kraftstoff mit ein wenig Luft an den Vergaserausgang liefert schimpft sich Startvergaser. Benutzt sich aber ähnlich.

Mittlerweile verfahre ich beim Vergaser einstellen (Simson, also bei den älteren Typen ähnliche Bauweise) immer so:
Grundeinstellung der Gemischschraube (meist 1-2 Umdrehungen raus), Schieberanschlag auf Minimum, man kann ja mit Gasgeben das Teil starten und am Leben halten.

Dann Leerlauf möglichst niedrig mit dem Schieberanschlag einstellen, daß die Mühle sicher durchläuft. So kann der Motor schon mal warm werden und ein automatisches Startdingens kann sich deaktivieren.

Jetzt am Gemisch experimentieren. Fetter führt in der Regel zu einem langsameren, aber kräftigerem Motorlauf, magerer lässt die Drehzahl ansteigen.
Man magert ab, bis die Drehzahl spürbar steigt, dann etwas zurück. Wird die Drehzahl abstrus hoch oder reagiert die Fuhre nicht aufs Gemisch, dann ist der Schieber vielleicht schon zu weit oben und der Einflussbereich der Gemischschraube verlassen.

Dann testet man die Gasannahme: Wenn der Motor beim Gasgeben auf die Schnauze fällt, also röhrt, aber nicht oder erst mit Verzögerung hochdreht, dann ist zu mager, also anfetten.

Welche Drehrichtung Mager und Fett ist, ist konstruktionsabhängig, ob die Schraube Sprit oder Luft regelt.. Oft ist reindrehen für fetter.

Ich mache gerne folgendes für die Feineinstellung: gaaanz minimal Gas geben. Der Motor muß gaaanz minimal Fahrt aufnehmen. Geht die Drehzahl eher in die Knie ist das Leerlaufgemisch zu mager.

Auf der fetten Seite des Leerlaufes ist der Kurzstreckenbetrieb verschwenderisch mit Sprit, aber die Einstellung ist leichter zu finden.

[Gary]

Kann ich so bestätigen, auf der fetten Seite hat man stabileren Leerlauf, gerade bei halbwarmen Motor.