Metallbearbeitung für Anfänger

Der chaotische Hauptfaden

Moderatoren: Heaterman, Finger, Sven, TDI, Marsupilami72, duese

Antworten
lommodore
Beiträge: 836
Registriert: So 22. Feb 2015, 14:52

Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von lommodore »

Moin.

Bis jetzt habe ich für meine Basteleien entweder Gehäuse 3D-gedruckt, das sah ganz in Ordnung aus, aber ist für Sachen, die Warm werden, oder große Sachen eher unpraktikabel. Zum Teil hab ich auch alte Gerätegehäuse wieder recyclet. Soweit so gut. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt angekommen, wo ich gerne ein paar einheitlich gut aussehende Gehäuse hätte, womit das recyclen wegfällt, und die Geräte z.T. recht groß & warm werden. Aktuelles Projekt ist zum Beispiel ein Audio-Verstärker. Elektrisch quasi fertig, aber liegt schon ewig in der Kiste, weil ich kein Gehäuse habe, und weder Fähigkeiten, noch Werkzeuge besitze, eins aus Metall zu bauen. Ich stehe total auf den Gehäusestil der HiFi Anlagen der 70er Jahre, also gebürstetes Alu, dunkle Holzseiten, blaue VFD VU-Meter etc (wer mal googlen mag: Pioneer SA-8800).

Hilft nix, Werkzeug und Können muss her. Ich habe von Metall keine Ahnung, aber denke, dass ich mit Aluminium meistens recht gut hinkomme, da das ja doch recht leicht zu bearbeiten, aber Stabil ist. An Werkzeug dachte ich da erstmal an folgendes:
- Stichsäge mit Führungsschiene und guten Metallblättern
- ein Satz gute Metallbohrer, Gewindeschneider von M3-M10 sind vorhanden, nebst den dazu passenden Bohrern
- Stufenbohrer für größere Ausschnitte, eventuell zukünftig auch mal für Röhrenfassungen, die Faszination Röhre hat mich dann doch gepackt :D
- eventuell eine kleine Kantbank für Alubleche? Da bin ich mir unsicher.
- Für die Zukunft eine Tischbohrmaschine, damit die Löcher auch immer gerade werden ^^


Bin ich da vollkommen auf dem falschen Dampfer, oder kann man das so machen für den Einstieg? Was würdet ihr noch so empfehlen, oder eventuell auch anders empfehlen?

Danke & LG

Lukas



PS: Hat einer von euch schonmal Erfahrungen mit Tonertransferdruck auf gebürstetem Alu gemacht? Ich bilde mir ein, dass das für Frontplattenbeschriftung ganz brauchbar ist.
Benutzeravatar
Propeller
Beiträge: 3229
Registriert: So 29. Sep 2013, 09:40
Wohnort: 17252
Kontaktdaten:

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Propeller »

Ich schwöre bei vielen Dingen auf Handarbeit, vor allem, wenn es genau werden soll.
Daher fehlen aus meiner Sicht ein paar gute Feilen, eine Feilbürste, die bei Alu unerläßlich ist, eine Eisensäge mit guten Blättern, Laubsäge nebst Blättern für Metall.
Zum Kanten empfehle ich dieses Gerät hier. Ich habe die 610mm-Variante und habe den ganzen Bus damit geklempnert. Damit läßt sich sehr genau arbeiten und durch den teilbaren Niederhalter kann man auch Boxen kanten. Die Chassis meiner Röhrenverstärker habe ich damit auch gebaut.
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11487
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Hightech »

Nun es ist eine Budget Frage:
Für Alu braucht man

Kreissäge ab 2mm ab 200Euro
Tafelschere bis 2mm ab 300 Euro
Kantbank bis 2mm Ab 200 Euro

Feilen, Bohrer, Senker 200 Euro
Alu-Material 50-100 Euro

Die 3 in eins Biegemaschine Hebelschere in 600mm
Ist sehr brauchbar

https://drehen-fraesen-bohren.de/kantba ... .7726.html
Benutzeravatar
Raider
Beiträge: 1121
Registriert: Fr 11. Jul 2014, 16:58
Wohnort: Ellerhoop

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Raider »

Für kürzere dickere Dinge zum Kanten gehen auch solche Vorrichtungen, einfach aus PLA gedruckt, das Teil ist 2mm V2A.
20210424_172135.jpg
Stufenbohrer sind must Have für Dünnblech, zum Ausschneiden arbeite ich tatsächlich am liebsten mit der Flex und 1mm Trennscheibe.
Benutzeravatar
Toddybaer
Beiträge: 4736
Registriert: Sa 11. Jun 2016, 13:48
Wohnort: Hemmoor

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Toddybaer »

Bei Alu nehm ich nicht gerne die Flex. Lieber Handsäge oder Stichsäge.
Benutzeravatar
Hightech
Beiträge: 11487
Registriert: So 11. Aug 2013, 18:37

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Hightech »

Also, eine ordentliche Frontplatte ist mit Stichsäge und Feile eine mächtige Herausforderung.
Wenn ich eine Frontplatte 2,5mm in Hifirackbreite damit anfertigen müsste, eine Horrorvorstellung.

Im Hobbybereich tut es eine Kreissäge recht prima.
Aber bei 1mm dünnem Blech wird es da übel. Da nimmt man die Tafelschere.

Und Frontplatten macht man mit eloxiertem Alu. Gebürstetes Alu, auch wenn es mit Klarlack behandelt wird, sieht irgendwann scheiße aus.
Dann lieber Tonertransfer oder gravieren.
Schick ist schwarzes Eloxal, graviert.

Ach ja, man kann auch Frontplatten online fertigen lassen
Als krönenden Abschluss eines hochwertigen Verstärkers zb.
Miraculix
Beiträge: 1137
Registriert: So 27. Mai 2018, 17:35
Wohnort: Landkreis Karlsruhe

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Miraculix »

Also im fahrzeugbau jage ich auch 2mm Alu über die Kreissäge. Auch 1,5m Tafeln wenn es sein muss. Ist aber auch ein passendes Blatt drin und kein billigteil.

Ansonsten fehlt das Mesa und anreißgerümpel.
Senker, Körner, gescheiter Winkel, Stahllineal
rene_s39
Beiträge: 1626
Registriert: So 17. Jan 2016, 23:06
Wohnort: 47669 Wachtendonk

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von rene_s39 »

Ich glaube als Anfänger braucht man keine riesige Ausrüstung, besonders nichts so "professionelles", wie von Boris vorgeschlagen.
Wichtig ist wirklich der sichere Umgang mit ordentlichem Handwerkzeug. Bei Feilen habe ich mittlerweile gelernt, dass es sich wirklich lohnt Neuware zu kaufen, aber nur von namhaften Herstellern.
Da ich sehr viel mit der Feile arbeite, bin ich da auch bereit ein wenig zu investieren, mittlerweile auch Flachfeilen für Stahl und Alu. Beides die gleichen, aber die blöden Alu-Späne setzen sich in der Feile fest und versauen einem jede Oberfläche, das ist echt mies :D

Was aber auf jeden Fall Sinn macht ist ein Band- oder Tellerschleifer, gerade schleifen bringt einem als Laien oft die gewünschte Präzision in greifbare Nähe. Schleifbock ist auch sehr verbreitet, hat aber mMn außer zum WIG-Nadeln anschleifen keine echte Daseins-Berechtigung, wenn auch ein Bandschleifer zur Verfügung steht. Keine Ahnung was die anderen alles da drauf schleifen, aber ich find die Teile richtig mies. Schlechter Materialabtrag, immer konkave Flächen, kurzum: absoluter Murks.

Eine Kantbank ist nice to have, aber kein Muss. Wenn man erstmal die Basics drin hat, könnte man seinen "Horizont" mit einer Kantbank erweitern.

Achja, ich persönlich finde Aluminium für die meisten Anwendungsfälle völlig unpraktisch. Als Frontplatte okay, aber ansonsten arbeite ich deutlich lieber mit Stahl (oder Alu Hochfest 7075, aber ist schwerer zu bekommen).
- Man hat ständig zugeschmiertes Werkzeug
- es verkratzt ultraschnell
- Man kann es nicht unbedingt schweißen
- weil es so weich ist, verpeilt man schnell mal das Maß
- Gewinde halten nicht so viel
- Man braucht mehr Materialstärke für die gleiche Stabilität wie bei Stahl
-- das macht das Abkanten nicht unbedingt leichter

Natürlich treffen diese Gründe nicht immer und auch nicht für jeden zu, aber weil ich nunmal ein Schweißgerät Zuhause habe, kann ich meine Konstruktion leichter und besser mit Stahl umsetzen.
Wenn ich mein Werkstück schnitzen wollen würde (was man bei Alu z.T. machen kann), würde ich wohl eher direkt Kunststoff nehmen.

Gruß,
Rene

Edit: Aber da stimme ich auch zu, Alu mit der Flex schneiden ist sehr bescheiden, das geht aber stattdessen mit Stichsäge oder Kreissäge richtig gut.
Benutzeravatar
Chemnitzsurfer
Beiträge: 7851
Registriert: So 11. Aug 2013, 14:10
Wohnort: Chemnitz (OT Hutholz)
Kontaktdaten:

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Chemnitzsurfer »

Alternativ vll. noch 19" Industriegehäuse und wie schon geschrieben die Frontplatte bei schaeffer und co online bestellen :?:
https://www.thomann.de/de/adam_hall_87409v.htm
https://www.reichelt.de/19-rack-gehaeus ... l_10&nbc=1
lommodore
Beiträge: 836
Registriert: So 22. Feb 2015, 14:52

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von lommodore »

Moin,

Danke schonmal für die rege Beteiligung!

Ich versuche mal, zusammenzufassen:

Kein Billigwerkzeug, auch für gelegentliche Sachen gilt: Wer billig kauft, kauft zweimal. Prinzipiell ist Alu nicht schlecht, aber im Endeffekt eigentlich nur zur Deko.
Momentan tendiere ich doch dazu, Frontplatten und Gehäuse zu kaufen, auch wenn mir das eigentlich widerstrebt, gerne würde ich mich da dem Selbstbau auch annehmen. Aber das Werkzeug ist ehrlich gesagt teurer, als ich gedacht hätte.
Ein paar brauchbare Feilen und Anreißwerkzeug, sowie Bohrer werde ich wohl mal anschaffen, der Rest ist mir aber erstmal ein bisschen over-the-top ehrlich gesagt, Da würde ich dann lieber ein bisschen die Kleinanzeigen abgrasen und nach Schnappern suchen :). Einen Tellerschleifer wollte ich mir sowieso mal zulegen, auch wegen Holz.

Danke euch für den Input schonmal, ich mache mich aber glaube ich erstmal mit dem Schaeffer Frontplatten Designer vertraut :)

LG

Lukas
Benutzeravatar
Wulfcat
Beiträge: 1862
Registriert: Mi 14. Aug 2013, 22:43
Wohnort: Neuss, NRW, Dland,Kontinent Europa, Planet Erde, 3ter Planet Solsystem, Nördliche Spiralarm Milchstr

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Wulfcat »

Eine Methode Gehäuse zu bauen wurde hier nicht genannt, nämlich verwenden von (Alu)Platenmaterial zusammen mit (Alu)Winkeln
Meine Ersten Gehäuse habe ich immer so gebaut, Verschraubt mit M3/M4 /Senkkopf Schrauben. (Etliche Dutzende Gewinde mit allen 3 Gewindebohrern per Hand ---> AccuBohrer/Schrauber mit Regelung gabs ja noch nicht..... Aua Handgelenke...... :mrgreen: )
Was sich in diesem Zusammenhang in den letzten 4 Jahrzehnten massiv verbessert hat, ist die Möglichkeit zu Kleben.
Letztens habe ich noch ein Gehäuse so gebaut. Unten lochblech, Oben glatte Platte.
Die Winkel mit Würt Karosseriekleber angeklebt.(Dauert halt nen Tag bis das Durchgetrocknet ist.)
Bei dem von Dir angesprochenen Stile mit den Holzflanken ist noch ein Werkzeug nicht erwähnt worden, nämlich die Oberfräse. Mit dieser Nuten Fräsen um Deckel und Böden einzuschieben...... Dünne gute Fräser vorraus gesetzt das man in Metallstärke nuten Fräsen kann.........
Wobei...... Man kann ja auch klebend die Kanten aufdoppeln, indem man Metall(Oder auch Holz) Streifen auf die Kanten klebt
Konsole
Beiträge: 1125
Registriert: Fr 16. Aug 2019, 20:52

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Konsole »

Die Arbeit kann man sich vereinfachen, indem man fertige Kantenprofile nimmt, die bereits Nuten zum Einschieben von Seitenteilen, Boden und Deckel haben. Kann man immer noch kaufen. Fertig geschnittene Platten kaufen und fertig ist der Kasten.

Durchbrüche aller Art kann man (bevorzugt in Alu und Plastik) auch nach alter Väter Sitte machen, indem man entlang des Umrisses Löcher bohrt, die Stege dazwischen raussägt oder -drischt (gibt einen Spezialmeißel dafür) und dann halt feilt.

Ich finde auch Alu nicht so schlimm, solange es nicht das kaum legierte Baumarkt-Schmierzeug ist. Grade die Gußgehäuse, die es seit einiger Zeit auch in bezahlbar gibt, lassen sich wunderbar bearbeiten.
Benutzeravatar
Schmiddla
Beiträge: 182
Registriert: Do 13. Dez 2018, 13:53

Re: Metallbearbeitung für Anfänger

Beitrag von Schmiddla »

https://alucobond.com/colours-surfaces/metallic
Das Zeug besteht im Endeffekt aus zwei Alublechen mit einer Kunststoffschicht dazwischen. Wenn man die Rückseite mit einer Oberfräse bearbeitet, kann man das Material leicht biegen. Es gibt es auch für Fasaden, schwer entflammbar, usw., hat auch eine tolle Haptik und lässt sich leicht reinigen. Wird auch oft im Messebau eingesetzt, bei uns auf Arbeit wurde es schon öfters als Türfüllungen für Schutztüren eingesetzt. Auch die Auswahl an Oberflächen und Farben ist riesig. Als Material für ein Gehäuse sicher gut geeignet.
https://youtu.be/qCj-bQDLmfc Da sieht man wie das Material bearbeitet wird.
Antworten