Gescheites Netzfilter bauen

Der chaotische Hauptfaden

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Harry02
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Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Harry02 »

Moin,

Ich überlege grade, wie ich ein Netzfilter am besten baue, mit den vorhandenen Teilen (pfc-Drosseln), noch schnell für das Treffen. Für die Suche: EMV-Netzfilter Entstörfilter Sendefilter
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An einem Ende hängt das verseuchte Netz, auf der anderen Seite der Empfänger bzw. die HF-Quelle.
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Ich suche grade noch einen online-calculator für symmetrische clc-Filter, aber mit einem für unsymmetrische clc komme ich auf C Werte um die 5-15µF für 500Hz Grenzfrequenz.
Wäre das noch tolerabel...? Ich befürchte, ich brauche deutlich dickere Drosseln, um auf vernünftige Werte zu kommen.
Vielleicht kriegt man das mit einer Drossel am Eingang auch kompensiert, so dass der Rechteckwechselrichter oder der Zweitaktmoppel keine Schnappatmung bekommt.
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Was spricht eigentlich dagegen, das unsymmetrisch zu bauen?
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Bastelbruder
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Bastelbruder »

Was soll da eigentlich gefiltert werden? Vielleicht mal die Frequenzen und Impedanzen dazuschreiben damit der Groschen fällt.

Millihenry-Drosseln haben in der Wechselstromleitung keine sinnvolle Funktion. Die sind ok zwischen Gleichrichter und Ladekondensator und können dort den Powerfaktor verbessern.

Mindestens bei "großen" Drosseln (es zählt der für magnetische Energiespeicherung relevante Teil) muß dafür gesorgt werden daß im "Abschaltfall" (Kurzschluß mit starkem Stromanstieg und anschließendem Abschalt(Versuch)) die gespeicherte Energie gefahrlos entsorgt werden kann, d.h. die "Freilauf"spannung muß begrenzt werden damit Schalter und Sicherungen ihre Funktion erfüllen können.
In vielen Netzteilen sieht man diese Zickzack-Funkenstrecken über der nicht unbedingt voluminösen Gleichtaktdrossel, bei Gleichspannung könnte eine Diode diese Funktion erfüllen, VDRs sind meist zu schwach.

Es spricht aber nichts dagegen, in den Schutzleiter eine kleine Ringkerndrossel mit 10 Windungen um einen relativ kleinen Donut einzufügen, im Normalfall sind das 200 µH und im PE-Ableitfall ist der Kern in der Sättigung und nur der ohmsche Widerstand interessiert den VDE.
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Harry02
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Harry02 »

Was soll da eigentlich gefiltert werden? Vielleicht mal die Frequenzen und Impedanzen dazuschreiben
Im Prinzip ist die Antwort auf die Fragen: "undefiniert". Ein Filter für alle Zwecke, für 50Hz Netzstrom, damit man sich Müll auf der Leitung nicht "ins Haus" bzw. in die Funkecke holt. Je niedriger die Grenzfrequenz, desto besser, aber irgendwo muss man Kompromisse eingehen, damit das (für paar Ampere dimensioniert) nicht riesig wird. Die Ferritdrossel soll verhindern, dass das Stromnetz beim Senden HF führt.
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ferdimh
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von ferdimh »

Generell: 500 Hz Eckfrequenz sind Käse, peile eher mal zweistellige kHz an.
Fast alle Welt betrachtet nur 150kHz - 30 MHz und fährt damit ziemlich gut. Wenn es danach mit 60dB/Dekade abwärts geht, hast du im MW-Bereich schnell 60 dB Dämpfung zusammen.

Das Funkgerät braucht eigentlich nur Gleichtaktentstörung. Also her mit dem Kern mit der höchsten Permeabilität und Netzkabel durchgewickelt. Hier ist das Wesentliche Problem, dass sich der Strom, der durch das Gegengewicht der Antenne fließen sollte entsprechend aufteilt. Treibt man die Gesamtimpedanz hoch, läufts.

Für potentielle Störquellen (also im Wesentlichen Schaltnetzteile jeglicher Art) ist die Drossel, die auch den Schutzleiter umfasst, die letzte, die man einbaut. Ein Großteil der Störspannung eines Schaltnetzteils entsteht zwischen Eingang und Ausgang. Der Ausgang ist mit PE verbunden, der Eingang mit L und N. Also sehen wir mächtig Dreck zwischen L/N und PE. Blöderweise kann man zwischen L und PE keinen ernsthaften Kondensator dübeln, man muss also mit L mächtig eskalieren. Diese Induktivität sollte dann aber den PE nicht mit umfassen.

Da im normalfall kein Strom durch den PE abhaut, kann der Verhau nich in Sättigung gehen. Man kann also Draht auf einen Ferrit- oder Ringbandkern wickeln, bis der Arzt kommt.

Die nächste Störquelle ist symmetrisch zwischen L und N. Hier hilft zwar der Eingangselko schon bei der Störvermeidung, aber es bleibt aufgrund der schieren Menge (Der Schalttransistor taktet im Prinzip direkt ins Netz rein) immer noch genug Dreck übrig. Da helfen deine PFC-Drosseln vrmutlich sehr gut, kombiniert mit großen Kondensatoren zwischen L und N. Ich würde größenordnungsmäßig 1µ anpeilen.

Unsymmetrische Bauformen von Netzfiltern sind möglich, ergeben aber bei der Prüfung Probleme: Die Ableitströme sind dann auch unsymmetrisch und ergeben so unterschiedliches Verhalten von hochgezüchteten Filtern je nach Polung des Netzsteckers.
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Bastelbruder
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Bastelbruder »

Der Hauptfehler solcher Filterkonstrukte ist die bei üblichen "Amateurfunk-Pi-Filter"-Berechnungen vorausgesetzte Impedanz von 50 Ohm. Das paßt nur, wenn die Funkbude(?) auch auf der Netzseite mit dem richtigen Wellenwiderstand abgeschlossen wird. Ausrechnen ist jedenfalls nicht so einfach weil im Stromnetz Impedanzen nicht in der aus der Funktechnik gewohnten Weise stattfinden.

Die mH- "Entstördrossel" bewirkt richtig komische Effekte, probier das einfach mal aus.
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ferdimh
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von ferdimh »

Unabhängig davon dürfte die mH-Drossel soviel Wicklungskapazität haben, dass sie auf KW schon wieder verschwunden ist...
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Harry02
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Harry02 »

Ja, das Eintippen von Werten in ein "CLC-Tool" mit 50Ohm Impedanz war ein Gehirnfurz... nachdem ich kurz vor Feierabend noch schnell die pfc's gemessen hatte. Ich hab hier kein Simulationsprogramm auf dem PC, glaube mit rfsim99 könnte man mit Filterwerten spielen? Oder was eignet sich um zu sehen, wie ein Rechteckwandler-"modifiezierter Sinus" nach dem Netzfilter aussieht, bei verschiedenen Lasten?

Dann bekommt das Netzfilter jetzt nur ein paar mehr Ferritdrosseln... Die PFCs könnte man eventuell als Gleichtaktdrossel verwenden, wenn man die zwei in Serie geschalteten Spulen auftrennt.
Ein Trenntransformator sollte auch den gewünschten Effekt erzielen.
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uxlaxel
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von uxlaxel »

ein netzfilter 3~ 400V/50A liegt bei mir in der flohmarktkiste. das könntest du direkt haben, gegen ne kleinigkeit. ;)
das ist so ein ding, was im schaltschrank neben den frequenzumrichter geschraubt wird und die zuleitung entstört. die werte habe ich natürlich nicht im kopf.
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Roehricht
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Re: Gescheites Netzfilter bauen

Beitrag von Roehricht »

Hallo,
Ein Filter für alle Zwecke, für 50Hz Netzstrom, damit man sich Müll auf der Leitung nicht "ins Haus" bzw. in die Funkecke holt
50Hz Bandpass bauen. Je ein Hoch und einen Tiefpass für 50Hz , 230V und 20A. Das wird ein mächtiges Eisenschwein... :mrgreen:

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Wolfgang
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