Schweinefrickel

Der chaotische Hauptfaden

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Torpert
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Schweinefrickel

Beitrag von Torpert »

Hier kann alles rein, was mit dem Halten von echten Schweinen zu tun hat. Was kann der Frickler besser lösen als die Standardvorgehensweise? Was kann man automatisieren? Was besser nicht?

Kuddel hat hier bereits eine schöne Einführung in das Thema gegeben (damit das nicht zwischen anderen Themen untergeht, jetzt dieser separate Thread):
Kuddel hat geschrieben: Sa 3. Apr 2021, 08:04 Schweine halten ist theoretisch ganz einfach. Aber es macht viel Arbeit. Wenn man daran spart, wird es schwer.
Zuerst das allerwichtigste, obgleich es erst am Schluss benötigt wird : Du brauchst einen Schlachter. Das ist leider inzwischen das schwierigste. Die EU hat die Auflagen so weit verstärkt, dass die meisten kleinen Schlachter aufgegeben haben. Große Industieschlachtereien nehmen keine Einzeltiere, und spätestens dort am Eingang willst Du kein Schweinefleisch mehr.
Wenn Du also bei Dir in der Nähe eine zuverlässigen Schlachter findest, der sowohl Schlachtet als auch verwurstet, Daumen hoch. Ansonsten ist die Geschichte hier wirklich zu ende.

Ansonsten empfehle ich ich die Bioland-Richtlinien: 6m²pro Tier plus 20m²Auslauf, oder so ähnlich. "Normal" sind 0,7m², Tierwohllabel sind 0,9m². Also in etwas so groß wie das Tier. Man darf Tiere so halten, aber dann macht es keine Spaß mehr.

Das nächste Ausschusskriterium ist das Vertrinäramt. Die mögen auch keine nichtindustrielle Tierhaltung. Es gibt nicht wenige kleine Halter, die wegen diesem Amt ihr Hobby aufgeben mussten. Schikane bis zum Umfallen, wir kennen leider mehrere, die darum aufhören mussten. Daher gilt: DU musst vorher den Kontakt zu ihnen suchen. Wenn Du zuerst zu Ihnen kommst, ist das immer ein gutes Zeichen. Wenn Sie auf Dich zukommen und Du Ihnen blöde kommst, ist der Zug abgefahren.

Es gibt in der Freilandhaltung Gesetze, die einen 2m Zaun gegen Wildtiere zusätzlich in 2m Abstand zum ersten Zaun fordern. Insbesondere in Gegenden mit Tollwutgefahr sind diese zwingend notwendig.

Kurze Zusammenfassung:
1. Zuverlässigen Schlachter
2. Veterinäramt kontaktieren.
3. Bioland-Richtlinien besorgen.
4. Züchter kontaktieren.

Die ersten drei Punkte sind abschreckend, aber absolut notwendig. Ab dem 4. Punkt fängt die eigentliche Sache an, die auch Spaß macht. Wir haben Bunte Bentheimer Schweine, eine vom Aussterbe bedrohte Rasse. Das kann ich wirklich empfehlen. Wir sind im Verein zur Erhaltung der Bunten Bentheimer Schweine. Keine klassische Vereinsarbeit, sondern Erfahrungsaustausch. Wenn Du gleich kommunizierst, dass Du nur Eigenversorger sein willst und keinen Handel damit betreiben willst, nehmen Dich alle freudig auf. Dort bekommst Du die meisten Infos.

Ställe und Gehege: Hier gibt es bis auf die Größe wenig zu erklären, da jeder Hof bereits irgendwelche Ställe hat, alle sind anders und nichts ist genormt. Wichtig ist: Zugfrei, gut belüftet, sauber und immer Wasser vorrätig. Nicht an Heu sparen. Kein Einstreu, sondern Heu.
Futter: Nicht "irgendwas". Schweine benötigen passendes Futter.
Reihenfolge: Erst die Ställe, dann die Schweine. Schweine sind sehr intelligent und können besser riechen als Hunde.

Hier die Buchempfehlungen:
Die Bibel, ein MustHave: Schweine halten von Beate Peitz
https://www.medimops.de/beate-peitz-sch ... weiterFeed

Auch wichtig: Schweinesignale
https://www.schulzebremer.com/8546

Und natürlich "kleines Schweine ABC", aber kaum noch erhältlich.

Da wir hier inzwischen einen Tread für Kartoffeln und Pflanzen haben, kann man ja bei Bedarf auch ein Schweinetread aufmachen ;-)
Gruß
Kuddel

Sind die Schweine glücklich, bist Du glücklich.
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Heaterman
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von Heaterman »

Ich kann Kuddels Ausführungen nur bestätigen. Wir sehen das seit vielen Jahren auch als Kunden bei ihm, wie das läuft, und wie die Viecher da leben. Irgendwie das, was man sich vorstellt, putzmuntere, neugierige Gesellen, die sich für alles interessieren - die sind gesund. Man streichelt das Steak fürs nächste Jahr, während es sich glücklich im Moor wälzt. Diese Bentheimer sind absolut zu empfehlen - etwas trocken, aber die haben noch richtig Geschmack und Aroma, nicht wie das geschmacklose Zuchtschwein.
Deswegen auch eine hervorragende Geschäftsidee neben der Arterhaltung, weil das auch gutes Geld bringt, wenn man die wertschätzende Kundschaft dafür hat. In der Menge, wie das Kuddel macht, ideal für Nebenerwerb. Als Haupterwerb muss man wohl ganz andere Dimensionen fahren und andere Abnehmer haben. Da dürfte ganz schnell Punkt 2 aus seiner Liste zum Problem werden.
Ist aus meiner Sicht eine Frage der Anzahl. die man halten will, was da an realistischem Frickelpotential lauert. Automatische Fütterung, Lüftung, Licht- und Musikbespaßung sowie Animierspielzeug bei reiner Stallhaltung wären da die ersten Projekte. Wenn man das Land für die Viecher hat wie Kuddel, geht das Thema dann wohl eher in Richtung Tränkeversorgung und Gehegesicherung.
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Henrik_V
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von Henrik_V »

Frickelpotential.... musste gerade an den motorisieren Plastik-Eber denken, der mit hormonellen Duftstoffen benebelt durch den (industrie) Saustall geschickt wird, damit anschließend das Besamen leichter ist.

Großvater meines Patenkindes hat auch ein(!) Hängebauchschwein als Haustier auf dem Hof. Gab böse Ärger, weil es nicht korrekt mit 2 oder drei Marken im Ohr registriert war.. Gänse waren kein Problem (wenn sie einen nicht auf dem Kiker haben.., die Gänse :) ). Das mit dem Amt ist wohl echt wichtig.
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Kuddel
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von Kuddel »

Passend zum Thema war gestern der Weideaustrieb, wozu es natürlich auch wieder ein Video auf meinem Labor2b-Kanal gibt.
https://youtu.be/mXQPCIX2GjY
Bild_2021-04-04_085418.png
Ist immer etwas spannend, wie die Tiere sich dort in der neuen Umgebung im Frühling zurechtfinden. Idealerweise haben wir die Tiere immer auf der Weide, diesmal hatten wir im Herbst leider den Zeitpunkt verpasst, wo man noch auf die Weide rauf kann. Wenn es im Herbst zu nass wird, versackt man im Moor einfach überall. Daher waren die Tiere diesen Winter im befestigten Stall geblieben. Dort haben sie ebenfalls einen Auslauf, aber auf der Weide ist es halt besser.
Gruß
Kuddel
radixdelta
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von radixdelta »

Mit dem Vet-Amt hatten wir noch nie zu tun. Die kommen aber zwingend auf den Plan wenn man Schweine im Freien halten will. Würde ich gern, kann ich leider noch nicht.

Interessant wird es mit dem Baurecht. Ich denke über einen neuen Stall nach, wie ich das dem Bauamt beibringe weiß ich noch nicht. Wir sind hier in der Siedlung, also Siedlungsbau der 60er. Da waren Schweineställe noch Pflicht. Aber einen neuen genehmigt zu bekommen wird schwierig. Zumal das in einem Schuppen geschehen soll der auf leicht geändertem Grundriss neu gebaut werden soll, allein das wird schon ein Problem, fürchte ich, Stichwort Außenbereichssatzung...

Jetzt würde mich doch mal das mit der Weidehaltung interessieren. Kuddel, wie läuft das bei dir mit den Kotecken und Nährstoffeintrag?
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Kuddel
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von Kuddel »

Kurz gesagt, kacken die überall hin, dadurch verteilt sich das gut. In der Nähe der Ställe wühlen die mehr um, dadirch ist da kein Gras mehr. Daher sind Weidehütten ideal, geht aber bei unserem Moorboden schlecht. Ist dchnell zu matschig. Daher sind die im Winter im Trockenen. Dieses Jahr wollen wir umbauen um zu kombinieren galb drinnen, halb draußen.
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Kuddel
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von Kuddel »

Übrigens wühlen Schweine gerne. Sehr gerne. Wir hatten mal eine Kopfstein-gepflasterte Fläche, auf der die Schweine waren. Wie gesagt, hatten. Die Schweine haben das schneller umgewühlt als man gucken kann. Gehwegplatten gehen besser, ist aber auch nicht gut. Wenn man es richtig machen will, braucht man also diese richtig großen Farmerplatten. Die sind aus Beton, 120x80cm und 12 cm dick. Wiegen aber dafür knapp 300 kg.
Bleibt die Frage, wie man die Platten mit einem kleinen Trecker bewegen kann. Es gibt ein spezielles Hebewerkzeug. Das kann man beim Hersteller für 600 Euro Pfand ausleihen.
Bei mir ist der Hersteller gar nicht so weg. Quasi in Wurfweite von Arndt, Upschört, am Küstenkanal vor Aurich. Aber es ist ja besser, wenn man sowas selber besitzt. Da ruft der Selbstbau. Wie immer gibt es ein Video davon:

https://www.youtube.com/watch?v=gFlimFEYluI
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MatthiasK
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Re: Schweinefrickel

Beitrag von MatthiasK »

Falls sich jemand fragt, wie man bei Schweinen den Schwanz entkringelt: Ist offenbar recht einfach.
http://de.webfail.com/e52fc10aa3d
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