Hat jeder einen Kaffee? Gut. Dann wollen wir mal.
Ich gebe Dir Recht, na klar, möchte aber doch auch unterscheiden in sprachliche Schlamperei, die wirklich sehr um sich greift, und in Sprachentwicklung, die zu beobachten ich spannend finde - das anfangs bestaunte "Bree" gehört auch dazu. "Schottergott" für "Geldautomat" ist immer noch mein Liebling, und das gerade bei mir zuhause neu beobachtete "Flexen" für "Angeben" finde ich auch erfrischend. Und Kanacksprack hat für mich - konkret! - den Status eines eigenen Dialektes.xanakind hat geschrieben: ↑Mi 31. Aug 2022, 21:39 Ich bin mittlerweile der Meinung, dass es allgemein wohl sprachlich langsam bergab geht.
Guck mal, was in WhatsApp / Telegramm Gruppen oder in den Kleinanzeigen so geschrieben wird.
Fehlende Groß & Kleinschreibung, Punkt & Komma werden auch konsequent ignoriert.
Vollständige Sätze werden auch immer seltener, hier werden dann einfach nur zwei Wörter in den Chat geworfen: amazon regelt oder auch gib umrichter
Oder Teletubbysprech: Bellkadse (Deutsch = Hund) zusammen mit zappeligen bunten GIF-Bildchen und lustigen Emoticons
Was die Schlamperei angeht, habe ich es einfach aufgegeben, mich zu engagieren. Es wird ja doch jedesmal falsch verstanden; "Oberlehrer", "Besserwisser", "dann lies halt nicht" (was besonders blödsinnig ist, weil man's ja vorher nicht wissen kann), und so weiter. Der tatsächliche Antrieb ist doch (nicht nur bei mir) ein ganz anderer.
Wenn jemand mit offener Hose rumläuft, oder mit einem Fleck auf dem Hemd, oder mit einem Pickel an der Lippe, was macht man dann? Man macht ihn diskret darauf aufmerksam, damit sich derjenige nicht weiter blamiert. Knapper Dank, geregelt, vorbei. Genau so ist das mit den Korrekturen sprachlicher Kleinmalheure gemeint - bei Großhavarien ist eh nichts zu machen. "Diskret" ist natürlich der Punkt, niemanden bloßstellen, das habe ich auch zu oft nicht beachtet. Aber egal, ich mach es nicht mehr.
Ich hatte eine Weile überlegt, ob ich für unser Forum die häufigsten Fehler mal sammle und im Wiki schmackhaft aufbereite. Die allfällig falschen Apo'strophe, Packete und Plenks . So zur beiläufigen Verlinkung. Ich bin aber davon abgekommen, denn wer liest das schon? Und: Wer kann sich das merken? Man sollte doch meinen, die für Fehler notwendige zerebrale Leistung sei dieselbe wie für die korrekte Version, aber wenn das so ist, würde ja nur falsch geschrieben, was von vornherein falsch gelernt wurde. Das ist aber nicht der Fall, also steckt mehr dahinter. Nett gemeinte Hinweise helfen da nicht, können also auch unterbleiben.
Eine Frage bleibt aber: Warum ist es so schwer auszuhalten, wenn andere Sprachfehler machen? Warum ist es so schwer, dem Trieb zu widerstehen, die Blamage zu beenden? Es könnte mir ja egal sein. Nun ja. Gut, daß ich kein Lehrer wurde. Dann müsste ich mir mein "daß" ständig zu "dass" korrigieren. Aber das ist eine andere Geschichte.